Smaragdgruen
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Smaragdgrün

(„Smaragdgrün“ directed by Felix Fuchssteiner and Katharina Schöde, 2016)

„Smaragdgrün“ ist seit 9. Dezember auf DVD und Blu-ray erhältlich

Eigentlich hat Gwendolyn (Maria Ehrich) die Schnauze voll von allem: von ihrem Zeitreise-Gen, den vielen damit einhergehenden Verpflichtungen, vor allem aber von Gideon (Jannis Niewöhner), bei dem sie bis heute nicht sagen kann, ob er sie wirklich geliebt hat oder nicht. Das einzige, was sie weiß ist, dass der Graf von Saint Germain (Peter Simonischek) irgendetwas Finsteres plant. Und so wenig sie mit der Sache eigentlich noch zu tun haben will: Es ist klar, dass sie etwas dagegen tun muss. Also ermittelt sie selbst ein bisschen, kommt dabei einem großen Geheimnis auf die Spur und muss am Ende ausgerechnet Gideon vertrauen, um den Grafen aufzuhalten.

Deutsche Filme und Fantasy? Das kann ja nach Ansicht vieler nichts werden. Tatsächlich tun sich hiesige Filmemacher ein wenig schwer mit dem fantastischen Bereich des Genrespektrums: Nicht nur, dass es wenige versuchen wollen, wohl auch aufgrund der skeptischen Förderungslandschaft, das Publikum zeigt sich ebenfalls zurückhaltend. Bestes Beispiel ist das überaus gelungene Mara und der Feuerbringer, welches trotz seiner Qualitäten an den Kinokassen komplett baden ging. Zumindest letzteres Schicksal blieb der Edelstein-Trilogie erspart: Sowohl Rubinrot wie auch Saphirblau lockten rund 500.000 Zuschauer in die Lichtspielhäuser, Abschluss Smaragdgrün stand dem nicht nach.

Warum ausgerechnet diese Filme aus dem Genre-Ghetto ausbrechen konnten, darüber lässt sich nur spekulieren. Einen großen Anteil daran lag aber mit Sicherheit, dass Zeitreisen und mysteriöse Gruppierungen hier zuweilen nur ein Mittel zum Zweck sind, es eigentlich um die klassische Frage: Kriegt das Mädchen ihren Traumprinzen? Tatsächlich hätte man viele Elemente weglassen können, ohne dass es auf die Geschichte von Gwendolyn und Gideon einen wirklichen Einfluss gehabt hätte. Das unscheinbare, etwas unbeholfene Mädchen, das sich gegen ihre schöne, allseits beliebte Cousine Charlotte (Laura Berlin) durchsetzt – davon träumen junge Mädchenherzen. Dass das hier oft sehr konventionell, geradezu bieder ist, störte das Zielpublikum wenig, ebenso wenig der Hang zum Kitsch.

Beides trifft auf den Abschluss zu, etwas verstärkt sogar, da darf man angesichts der bemühten Dialoge öfter mal mit den Augen rollen. Allgemein war man bei Smaragdgrün, welches sich nur zum Teil an die Romanvorlage von Kerstin Gier hält, offensichtlich der Ansicht, dass mehr wirklich mehr ist. Selbst wer von Anfang an dabei war und deshalb trotz der fehlenden Erklärungen der Haupthandlung folgen kann, wird sich etwas wundern, weshalb hier auf einmal aktuelle Verweise auf Wirtschaftskrise oder Überwachung hinein mussten. Aber allzu viel nachdenken sollte man besser ohnehin nicht, weder über die kleinen Logiklöcher, noch den befremdlichen Sinneswandel von Charlotte, der aus dem Film heraus kaum plausibel wird.

Stattdessen gibt es umso mehr zu schauen. Schöne Kostüme gab es von Anfang an, gehören erneut neben der aufwendigen Ausstattung zu den Stärken des Films. Für optische Abwechslung sorgen diesmal auch Ausflüge in die schottischen Highlands sowie die erstaunlich zahlreichen Actionszenen, in der die Frauen auch ihren Mann stehen dürfen. Immerhin das muss man Smaragdgrün zugutehalten: Gwendolyn wird hier nicht zur Damsel in Distress reduziert, darf als ihre Schwächen und Unsicherheiten überwindende Jugendliche eine kleine Vorbildrolle einnehmen. Zuhören sollte man hingegen nicht ganz so sehr, denn neben den inhaltlichen Schwächen wartet wieder eine grausame Musiknummer: Nachdem zuvor schon „Time Warp“ aus der Rocky Horror Picture Show vergewaltigt wurde, muss diesmal „I Love Rock’n’Roll“ von Joan Jett & the Blackhearts dran glauben.



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Größer, schneller … schlechter. Der Abschluss der Zeitreise-Jugendfilm-Trilogie versucht zum Ende hin alles hineinzupacken, was geht, ohne Rücksicht auf inhaltliche Verluste. Geschichte und Dialoge sind dann oft auch bemüht, konventionell mit Hang zum Kitsch waren sie ja von Anfang an. Dafür gibt es wieder schöne Kostüme zu begutachten sowie erstaunlich viele Actionszenen.
4
von 10