(„The Legend of Zelda“ directed by John Grusd, 1989)
Kraft, Mut, Weisheit – jedes der drei Triforce-Teile steht für eine Tugend. Doch erst wenn alle drei Fragmente zusammenkommen, kann das antike Artefakt seine enorme Kraft entfalten. Das Teil der Kraft hat der böse Zauberer Ganon bereits unter seinen Nagel gerissen, wo das der Weisheit ist, weiß er ebenfalls: Zelda, die Prinzessin des Königreiches Hyrule hat dieses in ihrem Besitz. Ihr das Fragment zu entreißen, sollte da keine große Herausforderung sein, angesichts von Ganons mächtiger Magie und seiner riesigen Heerscharen an Kreaturen. Dummerweise zeigt sich Zelda aber alles andere als wehrlos. Und dann wäre da auch noch Link, der alles für die Adlige machen würde, so lange er am Ende nur einen Kuss dafür bekommt.
Kaum ein Bereich in Film und Fernsehen genießt wohl einen ähnlich miesen Ruf wie der der Videospieladaption. Und das nicht ohne Grund: Gelungene Vertreter kommen einem alle Jubeljahre einmal vors Auge – Silent Hill, Steins;Gate oder Ace Attorney – Phoenix Wright beispielsweise –, durchwachsene bis schlechte dafür andauernd. Manche sind jedoch schon wieder so schlecht, dass sie innerhalb der Galerie des Grauens einen besonderen Platz einnehmen. Und dazu wird auch gerne mal The Legend of Zelda gezählt, eine 1989 produzierte Zeichentrickserie nach dem gleichnamigen Game von 1986, die wider Erwarten aber nicht in Japan entstand, sondern in den USA im Rahmen der The Super Mario Bros. Super Show!
An und für sich sollte es nicht sonderlich schwierig sein, aus der Vorlage etwas Spannendes zu zaubern, denn die von Nintendo-Kreativguru Shigeru Miyamoto ausgedachten Spiele stecken voller gefährlicher Kreaturen, epischer Kämpfe, faszinierender Mythologien und knackiger Rätsel. In der Zeichentrickvariante ist davon jedoch kaum mehr etwas übriggeblieben. Vor allem aber die Figur des Link ist es, an der sich die Fans hier stören. War dieser im Original ein ebenso versierter wie mutiger Held, der mit jeder erdenklichen Waffe umgehen konnte, mutiert er hier zu einem tendenziell ungeschickten, äußerst selbstbezogenen Chaoten, der mehr als einmal von der Prinzessin gerettet werden muss. Hinzu kommt, dass er jedes Abenteuer offensichtlich nur aus einem Grund angeht – endlich mal einen Kuss von der Prinzessin bekommen!
Für Fans war die leicht ins Lächerliche gezogene Figur natürlich ein Sakrileg, sein 29 Mal in 13 Folgen ausgesprochenes „Excuuuuuuse me, Princess!“ wurde zum Running Gag eines demontierten Helden, der ganz anders war, als man ihn sich immer vorgestellt hatte. Andere fanden aber genau darin ihr Vergnügen, dass sich die Serie offensichtlich so gar nicht ernst nahm, streckenweise mehr einer Parodie auf klassische Heldensagen gleichkam. Tatsächlich geraten die beiden Helden immer wieder in Situationen, die so absurd sind, dass sie schon wieder unterhaltsam werden. Vor allem aber die ständigen Streitereien zwischen Zelda und Link sind amüsant.
Die Kämpfe mit Schwert und Bogen sind im Vergleich zu denen mit Worten leider sehr viel weniger gelungen. Das liegt zum einen an der qualitativ überschaubaren Optik, die nicht mehr als typische Samstagmorgen-Fast-Food-Kost bietet. Aber auch die Geschichten laden nicht unbedingt dazu ein, hier am Ball zu bleiben: Die rund 15 Minuten langen, jeweils in sich abgeschlossenen Episoden folgen zu sehr gleichen Mustern, haben allein aus Zeitgründen schon nicht die Gelegenheit, zu großen Schlachten heranzuwachsen. Eigentlich läuft es immer darauf hinaus, dass entweder Zelda oder Link einen Strahl aus ihrer jeweiligen Waffe schießen und der Gegner daraufhin verschwindet – das war im Original dann doch etwas schwieriger. Dafür aber gibt es diverse optische wie akustische Anspielungen an die Kultspiele, allein die eingebauten Computereffekte und die berühmte Titelmelodie reichen aus, um einen bei allem Entsetzen über den Rest der Serie ein breites Grinsen ins Gesicht zu zaubern.
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