(„Wish Upon the Pleiades“ directed by Shōji Saeki, 2015)
Lange haben sie sich nicht mehr gesehen, Subaru und ihre Kindheitsfreundin Aoi. Weshalb das so ist, aus welchem Grund der Kontakt seinerzeit abgebrochen ist, das kann keiner mehr so genau sagen, aber es hing wohl damit zusammen, dass sie auf unterschiedliche Schulen gingen. Und dann stehen sie sich eines Tages plötzlich gegenüber, unbeabsichtigt, als Subaru den Mitgliedern der Astronomie AG begegnet. Die vier Mädchen wollen aber nicht einfach nur die Sterne anschauen, vielmehr reisen sie selbst dorthin, um im Auftrag eines kleinen außerirdischen Wesens die Antriebsteile eines Raumschiffes einzusammeln. Zum Glück wurde ihnen dazu magische Kräfte verliehen, Kräfte, über die auch Subaru verfügt, als sie sich den anderen anschließt und von nun an große Abenteuer erlebt.
Was genau machen wir hier eigentlich? Weshalb ist meine Kindheitsfreundin Aoi da? Und wieso haben wir unterschiedliche Erinnerungen daran, was passiert ist? Nicht nur Subaru ist aus verständlichen Gründen verwirrt, auch als Zuschauer versteht man bei Wish Upon the Pleaides erst einmal nur Bahnhof. Das ist zunächst durchaus so gewollt, schließlich soll das Geheimnis darüber, wie die fünf Mädchen zusammengekommen sind und weshalb sie all diese Fragmente am Himmel sammeln müssen, so sehr fesseln, dass man noch eine Weile am Ball bleibt. Das funktioniert während der ersten Episoden noch vergleichsweise gut, vor lauter Fragezeichen vergisst man die Fernbedienung neben sich – gesetzt den Fall, man kann sich für das Magical-Girl-Genre erwärmen.
Denn so richtig viel anders als das Gros der Konkurrenz ist die vom Traditionsstudio Gainax (Kare Kano, Stella Women’s Academy) produzierte Serie nicht, sieht man einmal von den regelmäßigen Sternbezügen, den etwas skurrilen hexenbesenähnlichen Utensilien und dem Amnesieaspekt ab. Soll heißen: Mal wieder muss eine Gruppe niedlicher Mädchen, die man allenfalls anhand der Haarfarbe und anderer optischer Accessoires voneinander unterscheiden kann, das Ding schaukeln, stellt sich dabei zunächst mächtig unbeholfen an und wird mit der Zeit noch zusammenwachsen. Dazu gibt es noch ein unförmiges, sehr auf niedlich getrimmtes Alien, selbst der Gegenspieler wirkt nicht so richtig böse.
Allgemein sollte der Zuschauer besser nichts gegen „süße“ Animes haben: Hier dürfen Planeten schon einmal zu Kuchen oder anderen leckeren Desserts mutieren, selten war man wohl ähnlich stark um den eigenen Niedlichkeitsfaktor bemüht wie bei der animierten Zusammenarbeit mit dem japanischen Autohersteller Subaru – daher der Name der Protagonistin. Der Nährwert von Wish Upon the Pleiades hält sich hingegen stark in Grenzen, die Serie ist das Zeichentrickpendant zu Zuckerwatte: bunt, fluffig, etwas klebrig. Und wer kann schon zu so einem putzigen Alien nein sagen, wenn es dich mit großen Augen anschaut und dich zur Not auch mal als Sprachrohr missbraucht?
Erst später, sehr spät, gibt die Serie doch noch Gas, versucht der Kalorienbombe auch ein bisschen Inhalt zu geben: In den letzten Folgen werden die Hintergrundgeschichten im Affenzahn abgehandelt, letzte Identitäten und Beziehungen verraten. Warum man bei der Erweiterung einer ursprünglich nicht einmal halbstündigen Webserie auf zwölf reguläre TV-Episoden das Tempo derart uneinheitlich gestaltet wurde, das wissen aber wohl nur die Sterne. Während über weite Strecken recht wenig passiert, die Abwechslung während der Trainingseinheiten und Antriebssuche zu wünschen übrig lässt, ist das Ende überhastet, springt schon sehr von Thema zu Thema. Das wäre insgesamt deutlich harmonischer und ausgeglichener gegangen.
Dafür ist das Ganze visuell schon sehr nett, technisch insgesamt kompetent umgesetzt, gibt sich abgesehen von den austauschbaren Designs in keinem Bereich (Effekte, Animationen…) die Blöße. Und zumindest an einer Stelle wird es sogar überraschend, wenn die doch sehr klassische Zeichentrickoptik plötzlich durch eine unerwartete, aber nicht unwillkommene Stop-Motion-Sequenz unterbrochen wird. Solche Einschübe hätte es gern häufiger geben dürfen, das einst für seine vielen ungewöhnlichen Ideen bekannte Studio Gainax ist hier insgesamt kaum noch wiederzuerkennen, Wish Upon the Pleiades letztendlich nur eine Magical-Girl-Serie unter vielen.
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