(„Hymyilevä Mies“ directed by Juho Kuosmanen, 2016)
Es ist eine Chance, wie sie sich einem wohl nur einmal im Leben bietet: Der talentierte finnische Boxer Olli Mäki (Jarkko Lahti) soll im eigenen Land den Weltmeistertitel sichern. Gekämpft hat er schon häufiger, dabei meistens auch gewonnen. Aber gegen den amtierenden Weltmeister Davey Moore (John Bosco Jr.) anzutreten, das ist dann doch noch mal eine andere Hausnummer. Und so genau weiß Olli auch gar nicht, ob er das will. Eigentlich würde er lieber weiter auf dem Land leben und seine Zeit mit Raija (Oona Airola) verbringen, in die er sich kürzlich verliebt hat. Doch dafür hat sein Manager Elis Ask (Eero Milonoff) kein Ohr, hat der ehemalige Profi doch ziemlich genaue Vorstellungen davon, was sein Schützling zu tun und zu können hat.
Olli wer? Wer nicht gerade aus Finnland kommt, wird mit dem Titel vermutlich erst einmal wenig anfangen können. In seiner Heimat genießt der Boxer aber durchaus größere Bekanntheit, obwohl – oder vielleicht weil – der sich nie etwas daraus gemacht hat. Bis 1973 hatte er an diversen Wettkämpfen teilgenommen, eine ganze Reihe davon auch gewonnen. In Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki steht aber keiner der sportlichen Erfolge im Mittelpunkt, sondern ein höchst privater, der für den Finnen auch deutlich wichtiger war als ein etwaiger Sieg 1962 bei der Weltmeisterschaft. Würde er gegen Moore verlieren, wäre das nicht weiter tragisch, besser als wenn er gegen jemand schlechtes verlöre – verrät er zum Erstaunen der Journalisten und zum Entsetzen von Eli während einer Pressekonferenz.
Es ist ein Moment, wie er den finnischen Film kaum besser einfangen könnte: der introvertierte Olli, der dem Blitzlicht auf seine eigenwillige Weise begegnet. Einer, der eigentlich gar nicht dorthin gehört, weder ins Rampenlicht, noch in den Weltmeisterring. Nun ist das natürlich ein beliebtes Spielfilmelement, der unterschätzte, bescheidene Underdog, der es am Ende allen zeigt, nur durch die Kraft seines Willens. Aber zum einen beruht Der glücklichste Tag eben auf einer wahren Geschichte, zum anderen unterläuft er die Erwartung, indem er keinen Zweifel daran lässt, dass dem Protagonisten ein Sieg gar nicht so wichtig ist. Und das ist bei einem um Stärke bemühten Genre schon ein starkes Stück.
Auch sonst geht Regisseur Juho Kuosmanen, der hier sein Spielfilmdebüt gibt, einen etwas anderen Weg. Bombastische Musik gibt es keine, trotz der romantischen Tendenzen keinen Kitsch oder überlebensgroße Liebeserklärungen. Stattdessen folgt er den Spuren, für die das finnische Kino bekannt ist: Melancholie, Zurückhaltung, leiser Humor. Verpackt wird das Ganze in schwarz-weiße Bilder, die neben der feinen Ausstattung dazu beitragen, mehr als 50 Jahre zurück in die Vergangenheit zu reisen, einen oftmals auch aufgrund der fehlenden Musik glauben lassen, eine tatsächliche Dokumentation zu verfolgen.
Für reine Sportfans ist das sowohl in Cannes wie auch beim Europäischen Filmpreis ausgezeichnete Drama daher auch weniger geeignet, zumindest wenn sie eine herkömmliche Heldensaga sehen wollen. Zwischendurch gibt es zwar Kampfszenen, aber die fallen relativ kurz aus und scheinen auch nie wirklich wichtig zu sein, weder für Olli, noch für die Geschichte. Das ist gewöhnungsbedürftig, ebenso die vielen an und für sich banalen Momente aus dem Alltag. Aber eben auch sehr sympathisch: In einer Zeit, die einem nur noch lehren will, alle anderen aus der Bahn zu schubsen und die persönliche Erfüllung in Geld und Ansehen zu finden, zeigt einem dieser etwas andere Sportfilm, dass der glücklichste Tag im Leben auch ganz anders aussehen kann.
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