(„Der letzte Cowboy – Staffel 1“ directed by Lars Jessen, 2016)
Das hatte sich Hasso Gründel (Peter Jordan) ja ein wenig anders vorgestellt. Kaum ist der neue Chef da, verkündet der gleich einmal die Hiobsbotschaft, dass der Außendienst der Firma Kattelmann wegrationalisiert werden soll. Es wäre einfach nicht mehr rentabel, die Staubsauger von Tür zu Tür verkaufen zu wollen. Eine letzte Chance bekommt Gründel aber noch: Wenn es ihm gelingt, als Vertreter 60 Exemplare des Vorzeigemodells Panther 2000 zu verkaufen, soll der Außendienst erhalten bleiben. Einfach ist die Aufgabe nicht, zumal die potenziellen Neukunden alle mit ihren eigenen Problemen und Macken beschäftigt sind.
Deutschland und Serien, das ist eine Kombination, die nur selten in dem Ruf steht, Spaß zu machen und originell zu sein. Zu oft wird da hemmungslos kopiert, sei es im Ausland oder bei einem selbst. Während wir nach Ansicht vieler international im goldenen Zeitalter der Serien leben, ist das deutsche Pendant ja eher ein Trauerspiel. Dann und wann gibt es sie aber, die positiven Ausnahmen und Gegenbeispiele, die uns daran glauben lassen wollen, dass auch hierzulande etwas Besonderes möglich ist. Der Tatortreiniger ist ein solches Beispiel. Das ganz große Millionenpublikum erreichte man damit zwar nicht. Die Geschichte um einen etwas anderen Beruf wurde aber ein gewaltiger Kult, der es mittlerweile auf immerhin sechs Staffeln bringt.
Ob das nun auch bei Der letzte Cowboy so klappen wird, das ist eher zweifelhaft. Und das, obwohl die beiden Konzepte sich doch sehr ähneln. In beiden Fällen verschlägt es einen Mann, der einen nicht ganz alltäglichen Beruf ausübt, in fremde Haushalte, wo er die seltsamsten Leute kennenlernt. Nun ist Staubsaugervertreter ein zwar altmodischer, aber doch bekannter Job – worauf in einem Running Gag auch ständig hingewiesen wird. Also musste die Gewöhnlichkeit der Situation durch ungewöhnliche Schicksale wieder ausgeglichen werden. Und ungewöhnlich ist hier einiges: In den sechs Folgen der ersten Staffel treffen wir unter anderem auf frustrierte Diätler, Mamasöhnchen mit Strahlenphobie oder freizügige Putzkräfte.
Eigentlich hat die Serie dann auch alles, was sie für einen unterhaltsamen Abend braucht. Und doch: So ganz geht das Konzept hier nicht auf. Denn so witzig die Situationen auch sind, man sollte sich nicht ganz allein auf ihnen ausruhen. Das passiert hier aber zu oft, trotz der überschaubaren Länge von nicht einmal 30 Minuten pro Folge ziehen sich die einzelnen Geschichten ein bisschen. Es fehlt dann meistens an weiteren Überraschungen oder Wendungen, um die Folgen voranzutreiben. Eine Entwicklung. Dass Gründel dem Wahnsinn so teilnahmslos gegenübersteht, verstärkt den Eindruck noch ein wenig mehr, dass hier vieles etwas dahinplätschert, manche Ideen etwas zu sehr ausgebreitet werden.
Witzige Momente gibt es aber natürlich, wenn Loser auf Freaks treffen. Und auch traurige: An einigen Stellen wird die Absurdität der Ereignisse so sehr abgeschwächt, dass die Menschen dahinter zum Vorschein kommen – eine Eigenschaft, die Der Tatortreiniger auszeichnete. An den Stellen, wenn die Verrücktheit der Authentizität die Hand gibt, die Abgehängten der Gesellschaft sich gegenseitig finden, zeigt sich, dass da doch noch einiges mehr drin wäre bei der Geschichte um den erfolglosen Staubsaugervertreter. Dass es hier trotz des geballten Blödsinns einiges zu sagen gäbe. Vielleicht wird das ja in Staffel zwei noch ein bisschen pointierter und fesselnder. Bis dahin bietet Der letzte Cowboy aber immerhin amüsante Abendunterhaltung, die zwar nicht so besonders ist, wie sie sein sollte, aber doch deutlich besser als vieles, was einem das deutsche Fernsehen da tagtäglich so zumutet.
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