Free Eternal Summer
© Ohji Kouji/Kyoto Animation/Iwatobi High School Swimming Club ES

(„Free! Eternal Summer“ directed by Hiroko Utsumi, 2014)

„Free! Eternal Summer“ ist auf zwei Volumes verteilt auf DVD und Blu-ray erhältlich

Ein neues Schuljahr steht kurz bevor und damit die Möglichkeit, neue Mitglieder für den Schwimmclub zu gewinnen! Zumindest theoretisch. Während Rin von der Samezuka sich vor Nachwuchssportlern kaum retten kann, will sich an der Iwatobi irgendwie keiner dafür interessieren. Was Haruka, Makoto, Nagisa und Rei auch versuchen, bei den Mitschülern stoßen sie dabei auf taube Ohren. Jetzt bleibt nur noch eine Möglichkeit: Meisterschaften! Wenn die Jungs dort mit einer guten Platzierung Eindruck hinterlassen, sollte das endlich andere dazu animieren können, ihnen ins Becken zu folgen. Das ist aber nicht das einzige Thema, welches die Schüler umtreibt: Sobald das Schuljahr vorbei ist, fängt der Ernst des Lebens an. Und irgendwie wissen sie noch nicht so recht, was sie in Zukunft eigentlich machen wollen.

Ein bisschen misstrauisch durfte man schon sein, als letztes Jahr Free! in den deutschen Handel kam. Eine Light-Novel-Adaption über Schwimmer, das ließ Befürchtungen nach einer dümmlichen Geschichte, langweiligen Figuren und betont nackten Tatsachen aufkommen. Zumindest der letzte Punkt wurde dann auch brav abgehakt: Anstatt wie bei vielen Ecchi-Animes an den unmöglichsten Stellen Panty Shots einzubauen, ließ man die knackigen Jungs hier gleich von Anfang an fast ausschließlich in Badehosen und mit einem bizarren Muskelkörper herumlaufen. Dafür gab es bei den ersten beiden Punkten eine schöne Überraschung: Die Serie erzählte die tatsächlich unterhaltsame Geschichte zweier Kindheitsfreunde, die nun erbitterte Rivalen sind und jeder für sich das Schwimmkrönchen in Anspruch nehmen will.

Das ist bei der zweiten Staffel im Grunde nicht groß anders, wird nun aber mit anderen Elementen kombiniert, vor allem aber um neue Figuren erweitert. Während sich beim Iwatobi-Club personell nichts getan hat, tauchen im Umfeld von Rin eine Reihe von Charakteren auf, jeder mit einer eigenen Vorgeschichte, oft auch persönlichen Problemen. Stärker noch als bei den ersten zwölf Folgen stehen nun die Figuren im Mittelpunkt, ihre Träume, ihre Hoffnungen, ihre Enttäuschungen. Die Wettbewerbe gibt es nach wie vor, spielen aber eine weniger wichtige Rolle als zuvor, stattdessen wurde der Slice-of-Life-Aspekt verstärkt.

Gerade die Auseinandersetzung mit den Zukunftsplänen lässt die zweite Runde der Adaption von Kōji Ōjis Light Novel erwachsener werden als zuvor, gleichzeitig aber auch weniger fesselnd. Der bekannte Humor wurde teils völlig aus dem Schwimmbad verbannt. Dann und wann darf man zwar lachen, etwa bei Gous wenig subtiler Muskelgafferei, den kuriosen Versuchen, neue Mitglieder zu gewinnen, oder auch in der ebenfalls enthaltenen OVA, die von einem etwas anderen Duell berichtet. Ansonsten ist das Drama aber stärker geworden, manchmal stärker und theatralischer, als es der Geschichte guttut.

Problematisch ist zudem, dass Eternal Summer kein rechtes Ziel mehr vor Augen hat, ständig neue Themen einführt, um sie gleich wieder fallenzulassen. Das passt einerseits zu den Figuren, die hier eben zum größten Teil auch planlos agieren und sich noch selbst erst finden müssen. Es führt jedoch dazu, dass der Anime zunehmend zerfasert, Geschichten nicht vernünftig zu Ende erzählt werden, durch unentwegte Flashbacks das Tempo stottert, man irgendwann schon gar nicht mehr sagen kann, wovon die Serie überhaupt noch handelt.

Immerhin auf die Optik aus dem Haus Kyoto Animation (Beyond the Boundary, Love, Chunibyo & Other Delusions) ist Verlass, zum Teil zumindest. Erneut gaben sich die Japaner bei dem Wasser sehr viel Mühe: Ob die Jungs nun darin agieren oder es im Hintergrund dahinplätschert, ständig passiert da etwas, auch mit Lichteffekten wurde viel gearbeitet. Sobald wir das Schwimmbad aber verlassen, wird es für das Studio ungewöhnlich schlicht – die leere Einrichtung der Wohnung, die komplett leblose Stadt, da hat man schon Besseres von ihnen sehen dürfen. Sympathisch ist die Serie aber trotz ihrer inhaltlichen Schwächen, dürfte sicher auch vielen aus der Seele sprechen, die wie die Schwimmer hier langsam den sicheren Hafen der Schule verlassen und sich darüber Gedanken machen müssen, wohin die Reise anschließend geht.



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Die zweite Staffel des Schwimmeranimes macht im Prinzip dort weiter, wo die erste aufhörte, weiß aber nicht so recht wie. Passend zu den Figuren, die angesichts einer ungewissen Zukunft verzweifeln, führt auch „Eternal Summer“ neue Elemente ein, um sie anschließend gleich wieder zu verwerfen. Das ist immer noch sympathisch, insgesamt aber weniger unterhaltsam, auch wegen des reduzierten Humoranteils.
6
von 10