Hell or High Water
© Paramount Pictures

Hell or High Water

(„Hell or High Water“ directed by David Mackenzie, 2016)

„Hell or High Water“ läuft ab 12. Januar im Kino

Die beiden texanischen Brüder Toby (Chris Pine) und Tanner Howard (Ben Foster) haben nach dem Tod ihrer Mutter die Familien-Ranch geerbt. Ohne Geld können sie diese allerdings nicht behalten und da sie keinen richtigen Job haben, beschließen sie umliegende Banken auszurauben, bis sie eine bestimmte Summe erbeutet haben. Mit der Zeit zeichnet sich bei den Überfallen allerdings ein erkennbares Muster ab, sodass die Texas Ranger Marcus Hamilton (Jeff Bridges) und Alberto Parker (Gil Nirmingham) den beiden Brüdern langsam auf die Schliche kommen.

Allzu sehr hat sich das Bild in Texas seit der Zeit, als Cowboys durch die Prärie streiften, nicht verändert. Eine weite, schier endlose und staubige Landschaft, wenige Menschen und hin und wieder einmal eine kleine Stadt. Nur mit dem Unterschied, dass es heutzutage nicht mehr die berittenen Banditen sind, die die Bürger um ihr Hab und Gut bringen, sondern die Banken – so zumindest im neuen Film von Regisseur David Mackenzie. Dabei verzichtet der Brite auf eine klare Rollenverteilung von Gut und Böse. Das kriminelle Handeln der beiden Brüder geschieht aus purer Verzweiflung, weshalb diese irgendwo zwischen diesen beiden moralischen Extremen anzuordnen sind.

Der wirkliche Bösewicht sind in diesem Film die Banken, die die Menschen ausnehmen und zwar in diesem Falle so sehr, dass sie keinen anderen Ausweg mehr sehen als den durch die Kriminalität. Dabei verkommt der Film aber keineswegs zu einer reinen Anklage gegen die Banken oder die Wirtschaft, sondern er verpackt diese in eine etwas unterschwelligere, aber keinesfalls minder wirksame Botschaft. Diese Thematik hätte man auch in einem Hochglanz-Amoklauf durch die Wall Street zeigen können, doch glücklicherweise entschied man sich dafür, einen atmosphärischen Western-Thriller zu inszenieren.

Doch auch wenn es Einzelschicksale sind, die im Vordergrund stehen, so ist es doch das Bild einer finanziell verkommenen Gegend und der in ihr lebenden verzweifelten Gesellschaft, welches Mackenzie zeichnet, das einem nachhaltig im Gedächtnis bleibt. Es sind eben die Menschen, die ein trostloses Dasein pflegen und versuchen, irgendwie über die Runden zu kommen. „All diese Städte sind tot.“ Dieser Satz fällt wortwörtlich im Film und bringt das ganze Elend in der Region auf den Punkt. Symptomatisch dafür ist es, dass die Banken, die überfallen werden, die einzigen glänzenden und gepflegten Orte im Film sind.

Die Geschichte von Toby und Tanner steht also bis zu einem gewissen Maße stellvertretend für die Geschichte von vielen. Dennoch könnte sie völlig für sich alleine stehen und sie würde einen immer noch packen. Dies liegt auch an den fantastischen Darstellern. Chris Pine überzeugt als verzweifelter, aber im Grunde genommen anständiger Farmer. Ben Foster übertrumpft ihn sogar noch ein wenig als sein hitzköpfiger und mürrischer Bruder. Dann wäre da auch noch Jeff Bridges, dem die Rolle des Rangers im Beinahe-Ruhestand wie auf den Leib geschrieben scheint. Und so ist es auch die dezente Emotionalität zwischen den beiden Figurenpaaren, seien es nun Brüder oder Freunde, die diesen Film zu etwas Besonderem macht – eben auch, da sie zu keinem Zeitpunkt kitschig wirkt.



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"Hell or High Water" ist eine spannende Mischung aus Western und Thriller, der nebenbei auch noch die finanzielle Misere einer ganzen Region aufzeigt – und dazu gibt es noch ein starkes Hauptdarsteller-Trio.
8
von 10