Ob Blockbuster oder Independent, Animation oder Realität. Das Filmjahr 2016 brachte uns zum Weinen, zum Lachen, ließ uns vor Euphorie springen, wütend aus dem Kinosaal stapfen oder vor Fremdscham mit dem Kopf schütteln. Doch wie immer gab es Überraschungen, Enttäuschungen und persönliche Highlights. Welche Filme haben es in die Top 10 geschafft? Welche Serien animierten uns zu spontanen Wochenendmarathons? Welche Schauspieler haben uns beeindruckt? Was hat uns zwischendurch so richtig die Laune verdorben?
Zu diesem Zweck blicken wir noch einmal zurück auf die vergangenen zwölf Monate, erinnern uns an die flimmernden Fluten auf der Leinwand zurück, in die wir uns tagtäglich stürzten, und holen das noch einmal hervor, was für uns von 2016 wirklich übrig bleibt – im Guten wie im Schlechten. Wir werfen aber auch einen persönlichen Blick auf 2017 und verraten, worauf wir uns jetzt schon wahnsinnig freuen.
Top 10 Filme:
1. The Big Short:
Eine Ode an die Finanzkrise von 2008 und die endlose Gier des Menschen. Zynisch, satirisch und bis an die Zähne besetzt mit Stars. Ein starkes Stück, in jeglicher Hinsicht.
Ein realistisches Nimmerland irgendwo im Nirgendwo? Eine alternativ lebende Großfamilie macht sich auf den Weg zur Beerdigung der Mutter und sieht sich mit einer verdrängten Realität konfrontiert. Eine erfrischende Reise abseits der Norm.
3. Swiss Army Man:
Wegweisende Erektionen, durchschlagende Gag-Reflexe und explosive Flatulenzen. Daniel Radcliffe als menschliches Jet-Ski und Paul Dano auf der Suche nach dem Furz des Lebens. Ein Film voller Überraschungen und ohne jeglichen Scham!
4. Demolition – Lieben und Leben:
Durch einen Autounfall verliert ein Investmentbanker seine Ehefrau. Es folgt ein Selbstfindungstrip der besonderen Art. Manchmal muss man Dinge eben auseinander nehmen, um sie wieder zusammenfügen zu können.
Der Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller Kheiron verfilmt die Lebensgeschichte seiner Eltern und verleiht dieser ein filmisches Denkmal. Humorvoll, herzerwärmend und zu jeder Zeit optimistisch!
Ken Loach macht es noch einmal und befasst sich in seinem neuesten Film erneut mit der britischen Sozialwirtschaft. Selten war ein Film so hoffnungsvoll solidarisch und hoffnungslos bürokratisch zugleich.
7. Don’t Breathe:
Drei Teenager brechen in das Haus eines blinden Veteranen ein und stoßen dabei auf Gegenwehr. Es beginnt eine Jagd, bei der die audiovisuellen Eindrücke die Führung übernehmen und man sich selbst dabei erwischt, wie man ab und zu den Atem anhält.
8. Nerve:
Wahrheit oder Pflicht? Ein Spiel, viele Teenies und jede Menge stimmungsvolle Musik. Das zunächst müde wirkende Szenario entwickelt sich zur stimmungsvollen Suche nach dem nächsten Abenteuer. Ein vorhersehbarer Thriller, der dennoch für offene Münder sorgt.
Es gibt also doch noch Hoffnung für den Found-Footage-Bereich! Wenn auch geschichtlich etwas dünn, sind es vor allem die handgemachten Spezialeffekte und fehlenden CGI-Gewitter, die der deutschen Produktion ihren amateurhaften Charme verleihen.
10. Kubo:
Geschichtlich hätte der Stop-Motion-Film wesentlich mehr aus dem kleinen Kubo und seiner Familie machen können, in seiner Gesamtheit besticht die einzigartige Optik aber durch seine detailreichen Facetten und abwechslungsreichen Szenarien.
Top 5 Serien:
1. Stranger Things:
Das uneheliche Kind von den Goonies und E.T. auf Monsterjagd. Die acht knackigen Episoden samt Retro-Soundtrack und beeindruckenden Jungdarstellern machen Hunger auf mehr. Das dachten sich auch die Verantwortlichen bei Netflix und orderten für 2017 Nachschlag!
2. Game of Thrones:
Ein Jahr ohne Game of Thrones in den Bestenlisten? Unvorstellbar! Inzwischen sind die Bücher überholt und so manch einer übt sich bis zum nächsten im kalten Entzug. Wieder einmal gab es Höhen und Tiefen, aber vor allem das explosive Staffelfinale ließ auch die letzten Kritiker verstummen.
3. Lucifer:
Wenn in der Hölle der Alkohol ausgeht, dann begibt sich der liebe Lucifer in die Stadt der Engel und eröffnet seinen eigenen Nachtclub, während er tagsüber der Polizei bei Kriminalfällen hilft. Arrogant, selbstverliebt und teuflisch amüsant. Wer hätte gedacht, dass die Midlife Crisis des Teufels so unterhaltsam sein könnte.
4. Elementary:
Not macht bekanntlich erfinderisch und wenn man nicht wieder verzweifelt auf ein Lebenszeichen des britischen Sherlocks wartet, dann wirft man einen Blick auf den in New York. Weniger sarkastisch, dafür emotionsgeladener stehen Jonny Lee Miller und Lucy Liu dem NYPD helfend zur Seite.
5. Suits:
You just got lit up! Harvey Specter und Mike Ross wischen seit Jahren die Böden mit ihrer Konkurrenz auf und machen noch längst nicht Schluss. Das hochgelobte Anwalts-Duo strotzt vor Selbstbewusstsein und ikonischer Filmzitate.
Top Newcomer:
Felicity Jones:
Gleich viermal stand die britische Schauspielerin dieses Jahr im Scheinwerferlicht und katapultiert sich mit dem kürzlich erschienen Rogue One in die höchsten Höhen. So wirklich brillieren konnte sie bislang aber nicht, doch 2017 steht bereits vor der Tür und davon stehen ihr fast alle offen.
Top Schauspieler:
Daniel Radcliffe:
Harry wer? Der Knabe mit der Narbe war einmal. Daniel Radcliffe ist längst eine handfeste Hollywoodgröße, doch vor allem in diesem Jahr konnte er mit gleich drei Filmen auf sich aufmerksam machen. Ob als Undercover Nazi (Imperium), menschliches Jet-Ski (Swiss Army Man) oder zwielichtiger Zauberer (Die Unfassbaren 2), der Brite kann und will sich auf keine Rolle festlegen. Ganz zur Freude der Fans und Kritiker.
Top Schauspielerin:
Amy Adams:
Man muss kein Fan der rothaarigen Schönheit sein, um ihr Talent und Gespür für die richtigen Filme anzuerkennen. Abgesehen von Batman v Superman: Dawn of Justice konnte sie dieses Jahr mit Nocturnal Animals und dem hochgelobten Arrival punkten und steht für 2017 mit der Serie Sharp Objects in den Startlöchern.
Top 3 Höhepunkte:
1. Leonardo DiCaprio bekommt seinen Oscar:
Es wurde Zeit! Leo hier, Leo da. Ein Kracher folgte dem nächsten und wenn ihm einer zum heiß ersehnten Oscar verhelfen konnte, dann der mexikanische Goldjunge Alejandro G. Iñárritu.
2. Netflix Deutschland:
Während sich die Amerikaner an ihren endlosen Filmbibliotheken ergötzen konnten, blieb das deutsche Netflix zunächst relativ überschaulich. Das war einmal! Inzwischen gehören VPN-Server-Dramen der Vergangenheit an und die Online-Videothek des Unternehmens erfreut sich auch hier zu Lande größter Beliebtheit. „Netflix und chillen“ gehört zum Teenie Slang wie das Brötchen zum Bäcker und „nur noch eine Folge“ ist die neue Einstiegsdroge des Jahres 2016.
3. Jahresende:
Das Jahr neigt sich dem Ende und obwohl man gesättigt genug von dem reichhaltigen Angebot der Filmwelt ist, kennt die Maschinerie kein Erbarmen. Rogue One, Allied – Vetraute Feinde, Nocturnal Animals, Vaiana, Assassin’s Creed, um nur einige Schwergewichtler des vergangenen Dezembers zu nennen. Das Blitzlichtgewitter reißt nicht ab und heißt einen mit einer Liste an ungesehenen Blockbustern im neuen Jahr willkommen.
Top 3 Enttäuschungen:
1. Neu aufgewärmt ist halb verkauft:
Wenn Filme aus der eigenen Kindheit neu verfilmt werden, muss das zunächst nichts Schlimmes sein. Das diese fast immer eine herbe Enttäuschung sind, erstickt jedoch auch den letzten Funken Hoffnung im Keim und hinterlässt einen faden Beigeschmack. Besonders der zuletzt erschienene Blair Witch treibt diese Verstümmlung der heiligen Jugenderinnungen auf die Spitze und das Niveau in den Keller.
2. DC Comics Verfilmungen:
Während Marvel eine filmische Hitsingle nach der anderen landet, werden die Umsetzungen des DC Universums zu billigen Popschlagern degradiert. Sei es der lächerliche Batman v Superman: Dawn of Justice oder der umstrittene Suicide Squad, Batman und seine Crew können und wollen sich auf keinen grünen Zweig retten. Es bleibt abzuwarten, ob Filme wie Justice League und Wonder Woman diesem Qualitätsmangel Einhalt gebieten können oder den Tauchgang in die Einfallslosigkeit weiter fortsetzen.
3. Sherlock Holmes:
Fans der Serie haben sich mit dieser einseitigen Beziehung längst abgefunden. Mal lässt er sich jahrelang nicht blicken und wenn er dann doch mit seinem verschmitzten Lächeln vor der Tür steht, kann man ihm einfach nicht böse sein. Gab es zu Beginn des Jahres noch ein Special des Detektiv-Duos (Sherlock – Die Braut des Grauens), herrschte die restlichen Monate Totenstille in der Baker Street. 2017 ist er wieder da und Fans zählen schon die Tage.
Top 3 meist erwarteten Filme/Serien 2017:
1. Star Wars: Episode VIII – Die letzten Jedi:
Ist Rey jetzt eine Skywalker, Kenobi oder doch Chewbaccas Lendenspross? Ob Fan oder nicht, ein neuer Teil von Star Wars bedeutet Popcornkino und schwingende Laserschwerter. Mögen die Kinopreise mit euch sein!
2. Game of Thrones Staffel 7:
Nehmt euch Urlaub, versteckt die Kinder und haltet Stift und Papier für die alljährlichen Hassbriefe an George R.R. Martin bereit. Der Epos nähert sich mit galoppierender Geschwindigkeit dem Ende zu und warum liegt hier eigentlich Stroh rum? Winter is here!
3. Begabt – Die Gleichung eines Lebens:
Captain America als alleinerziehender Vater einer hochbegabten Tochter. Zugegebenermaßen hält sich der Hype für diesen Film in Grenzen und viele werden wohl nicht einmal davon gehört haben. Für mich ist diese Art von Film dennoch eine Guilty Pleasure. Ich erhoffe mir ein emotionales Familiendrama, mit einem Chris Evans, der die Schauspielerei hoffentlich noch nicht verlernt hat und mehr als nur Schilder und Parolen schwingen kann.
Top 10 Filme:
1. The Big Short:
Mein persönlicher Lieblingsfilm aus dem vergangenen Jahr behandelt ein ernstes Thema auf eine lockere Art. Er ist lustig und bringt einen doch zum Nachdenken. Er arbeitet bewusst mit filmtechnischen Ungenauigkeiten und ist in seiner Inszenierung dennoch einwandfrei.
Regisseur Ryan Coogler hat ein beeindruckenden Film geschaffen, der sowohl auf sportlicher als auch auf dramatischer Ebene – auf letzterer sogar noch ein wenig besser – bestens funktioniert.
Als Riesenfan des ersten Films darf bei mir Teil 2 natürlich nicht fehlen. Auch wenn er im inhaltlichen etwas schwächer als sein Vorgänger ist und es immer noch zahlreiche Plotholes gibt, so macht er dennoch, und nicht zuletzt wegen seiner Figuren, eine Menge Spaß.
4. Arrival:
Mein Lieblingsregisseur hat ein philosophisches Science-Fiction-Meisterwerk mit großartigen dramatischen Elementen geschaffen und einem erstklassigen Soundtrack.
5. Snowden:
Oliver Stones neuestes Werk ist aufklärend und stimmt den Zuschauer nachdenklich. Auch wenn die Geschichte allseits bekannt ist, so ist sie dennoch spannend und Joseph Gordon-Levitt liefert eine der besten Schauspielleistungen des vergangenen Jahres ab.
6. Rogue One: A Star Wars Story:
Endlich gibt es mal einen düsteren und kompromisslosen Star Wars-Film, der sich als Blockbuster auch nicht dazu verpflichtet fühlt, alle paar Minuten einen lustigen Spruch loswerden zu müssen.
7. The Revenant – Der Rückkehrer:
The Revenant ist ein filmtechnisches Meisterwerk mit einem beeindruckenden Darstellerensemble, das man unbedingt einmal gesehen haben sollte.
8. Spotlight:
Spotlight ist ruhiger, aber dennoch fesselnder und dramatischer Thriller über den investigativen Journalismus, der noch dazu großartig gespielt ist.
9. The Nice Guys:
Eine total abgedrehte und witzige 70er-Jahre Detektiv-Komödie von Regisseur Shane Black mit zwei perfekt harmonierenden Hauptdarstellern.
10. The Neon Demon:
Nicolas Winding Refns neuestes Werk ist ein visuell betörender Film mit einem hypnotisierenden Soundtrack, den jeder für sich selber interpretieren muss. Inhaltlich ist er zwar dünn, aber dafür erlebt man einen visuell umso mitreißenderen Bilderrausch.
1. Gomorrha – Staffel 2:
Die italienische Mafiaserie führt ihre harte Gangart fort und funktioniert auch unter der neuen Ausgangssituation ihrer Figuren bestens.
Mr. Robot bindet den Zuschauer auf bisher ungesehene Weise in das Geschehen ein und führt ihn doch immer wieder an der Nase herum. Die Serie ist andersartig, komplex und hochspannend.
3. House of Cards – Staffel 4:
Auch wenn ich persönlich Staffel 3 mochte, so war sie im Gesamtkonstrukt der Serie doch schwächer. Die vierte Staffel macht nun wieder einen großen Schritt nach vorne und lässt das wieder aufleben, was die ersten beiden Staffel schon so besonders gemacht hat.
Zu Beginn plätschert es ein wenig vor sich hin, ehe sich alles wie ein Puzzle zusammenfügt. Es lohnt sich wirklich dranzubleiben, denn das Tempo wird in den späteren Folgen wieder deutlich angezogen und man weiß nie, ob man den eigenen Augen trauen kann.
Nach eine schwachen ersten Hälfte läuft Staffel 3 später, wenn es sich um die Geschehnisse von ‚Roter Drache‘ dreht, wieder zu alter Stärke auf.
Top Newcomer:
Rami Malek:
Nachdem er lange nur in Nebenrollen zu sehen war, erlebte Rami Malek nun mit der Serie Mr. Robot, in der er auf eine bemerkenswerte Weise einen sozial isolierten Hacker spielt, seinen Durchbruch.
Top Schauspieler:
Ryan Gosling:
In The Big Short und The Nice Guys konnte Ryan Gosling sein komödiantisches Talent gleich mehrfach und auf verschiedene Arten unter Beweis stellen und zeigte damit, dass er momentan einer der vielseitigsten Schauspieler in Hollywood ist.
Top Schauspielerin:
Amy Adams:
Nach ihrer großartigen Performance in Arrival konnte Amy Adams am Ende des Jahres auch noch einmal in Nocturnal Animals auf ganzer Linie überzeugen.
Top 3 Höhepunkte:
1. Fantasy Filmfest 2016:
Ich habe das Filmfest im vergangenen Jahr zum ersten Mal besucht und war von der dortigen Atmosphäre, den kontaktfreudigen Zuschauern und von einem Großteil der Filme (The Lobster, Green Room, High-Rise) begeistert.
2. Härtere und düstere Blockbuster:
Nachdem Deadpool das Superheldengenre mit seiner Brutalität auf den Kopf gestellt hat und Rogue One: A Star Wars Story düsterere Wege als seine Vorgänger betrat, kommt mit Logan in diesem Jahr der nächste Blockbuster mit einer härteren Gangart – eine willkommene Abwechslung zu den gut gelaunten und zu sehr auf das FSK-Logo schauenden Blockbuster von heute.
3. Dreamteam-Reunion bei „Black Panther“:
Nach den überwältigenden Filmen Nächster Halt: Fruitvale Station und Creed – Rocky’s Legacy werden Regisseur Ryan Coogler und Schauspieler Michael B. Jordan auch bei der anstehenden Marvel-Verfilmung Black Panther erneut zusammenarbeiten – auf das Ergebnis darf man gespannt sein.
Top 3 Enttäuschungen:
1. Star Trek Beyond:
Ja, auch Star Trek und Star Trek – Into Darkness waren bei weitem keine perfekten Filme, dennoch schaue ich sie mir immer wieder gerne an. Entsprechend enttäuscht war ich, als ich den inhaltlich völlig verkorksten dritten Teil der Reihe gesehen habe.
2. Suicide Squad:
Wie man nach so geilen Trailern solch einen sinnfreien und schlecht zusammengeschnittenen Film machen kann, bei dem man die Hälfte der Charaktere ohne weiteres hätte weglassen können, ohne dass es für die Handlung, die vorne und hinten keinen Sinn ergibt, irgendeinen Unterschied machen würde, bleibt mir bis heute ein Rätsel.
3. The First Avenger: Civil War:
Die Macher haben sich nicht getraut, den Bruch des Teams konsequent durchzuziehen und dann auch den letzten Schritt zu gehen. Anstatt auch mal ernstere Töne im MCU anzuschlagen, war am Ende beinahe alles wieder beim Alten – und das obwohl die Trailer etwas gänzlich anderes erahnen ließen. Als Zuschauer bin ich mir nur noch verarscht vorgekommen.
Top 3 meist erwartete Filme/Serien 2017:
1. Sherlock – Staffel 4:
Nach langem Warten erscheint endlich die vierte und womöglich auch letzte Staffel der Erfolgsserie rund um den britischen Meisterdetektiv.
Der Trailer zum neuen Film von Gore Verbinski ist bereits ein visuelles Erlebnis, der Vorfreude auf mehr macht.
3. Planet der Affen 3: Survival:
Nach den beeindruckenden ersten beiden Teilen könnte der neueste Film rund um den Affen Caesar ein bildgewaltiger und epischer Kriegsfilm werden.
Top 10 Filme:
1. Raum
Ein Alptraum für die Beteiligten, ein absoluter Traum aber für das Publikum: Das Drama um eine jahrelang eingesperrte Frau ist bewegend, poetisch und zugleich sehr schmerzvoll.
2. Arrival
Die sprachphilosophische und zugleich sehr persönliche Geschichte zeigt, wie viel mehr aus dem Science-Fiction-Genre herauszuholen ist. Dass Darsteller und Soundtrack umwerfend sind, ist da nur das Tüpfelchen auf dem i.
3. Toni Erdmann
Auch wenn der Hype unerträglich war: Die Tragikomödie um eine schwierige Vater-Tochter-Annäherung zeigt spielerisch beiläufig und mit großem Mut zu Hässlichkeit, was es heißt ein Mensch zu sein.
Der vielleicht schönste Film des Jahres, den keiner gesehen hat: Der etwas andere Roadmovie rund um zwei junge Ausreißer nimmt uns mit zurück in die Kindheit und auf eine kurios-komische Reise in die große weite Welt.
5. Spotlight
Ist es ein Drama oder doch ein Thriller? Egal, die Enthüllung des großen Kindesmissbrauchskandals in der amerikanischen Kirche fesselte einen stärker an den Kinosessel, als es die meisten angeblich spannenden Genrefilme konnten.
Derber Humor trifft eine herzzerreißende Liebeserklärung an die Freundschaft und das Außenseitertum. Gerade weil hier nichts wirklich passt und alles ganz anders scheint, darf man bei dieser Wundertüte zum Ende Schluchzen ohne Ende.
Darf ein ernstes Thema Spaß machen? Die Aufarbeitung der Finanzkrise zeigt: und ob. Denn bei diesem absurd-überdrehten Rückschau auf ein finsteres Kapitel, weiß man nie, ob man den Kopf schütteln oder lauthals lachen soll.
8. Zoomania
Ein Disney-Werk ist mein persönlicher Animationsliebling des Jahres? Das kam unerwartet. Aber wie oft sieht man auch schon einen derart detailverliebten Film, der Komödie, Krimi und ein herziges Plädoyer für Toleranz derart gut vereint?
9. Anomalisa
Sehr viel unzugänglicher als es die meisten Animationsfilme sind, zeigt dieser hier anhand Puppen, wie Menschen miteinander umgehen und ihre Umwelt wahrnehmen. Seltsam, nicht wirklich komisch, aber doch eine Wucht.
10. High-Rise
Ein ebenso verstörend-dystopischer wie stylisch-komischer Blick in die unglaublichen Vorgänge in einem Hochhaus der Zukunft.
Top 5 Serien:
Eigentlich ist die Geschichte um den Drogenbaron ja altbekannt. Aber hier wird sie so spannend erzählt, dass mir das völlig egal ist und ich immer wissen wollte, wie es weitergeht.
Unterwegs in den Weiten des Internets? Optisch meistens dröge. Hier wird das durch die vielen kaputten Figuren aber ohnehin zur Nebensache.
3. Jane the Virgin – Staffel 1
Meine persönliche Comedy-Entdeckung des Jahres: Die Geschichte um eine unbefleckte Schwangerschaft orientiert sich ungeniert an kitschigen Telenovelas, um sie gleichzeitig aber auch auf den Arm zu nehmen.
Astrid Lindgren mit CGI-Technik. Das lässt Böses ahnen, stellt sich aber als eine der sehenswertesten Animeserien der letzten Jahre heraus, die mit einer abwechslungsreichen Handlung und ausdrucksstarken Charakteren eine würdige TV-Ergänzung des Studio Ghibli darstellt.
Der Doppelpack bewirft die LGBT-Community schonungslos mit Dreck und nimmt sie damit deutlich ernster, als es die vielen anderen Beiträge aus dem Bereich nehmen. Und die verkorksten Charaktere muss man einfach erlebt haben.
Top Newcomer:
Sasha Lane:
Dass die Schauspielerin noch nie vor der Kamera gestanden hat, merkt man ihr an – im positiven Sinne. Es ist auch dem Nachwuchstalent zu verdanken, dass American Honey ein derart authentischer und rauer Road Movie durch die Abgründe des amerikanischen Traums geworden ist.
Top Schauspieler:
Michael Shannon:
Okay, den hier kann man sich ja immer anschauen. Es ist eher die unglaubliche Anzahl an Hochkarätern, die 2016 überrascht hat: das Immobiliendrama 99 Homes, der eigenwillige Science-Fiction-Ausflug in Midnight Special, die spaßige Historienabsurdität Elvis & Nixon und zu guter Letzt das mehrschichtige Thrillerdrama Nocturnal Animals. Da verzeiht man dem umtriebigen Darsteller sogar, dass er auch in dem manipulativen LGBT-Drama Freeheld und der Herzog-Entgleisung Salt and Fire mitgewirkt hat.
Top Schauspielerin:
Brie Larson:
Als Mutter wider Willen in dem Entführungsdrama Raum zeigte sie, wie wenig Geschichte es manchmal braucht, um einen für einen Menschen einzunehmen, mit ihr zu leiden und auf das Licht am anderen Ende des Deckenfenster zu hoffen.
Top 3 Höhepunkte:
1. Filmfeste:
Nicht nur bieten einem Festivals wie Nippon Connection, Fantasy Filmfest oder das Filmfest München die Möglichkeit, so ungewöhnliche Geheimtipps wie The Case of Hana & Alice, We Go On, Under the Shadow oder Love & Peace zu entdecken. Man trifft dort auch spannende Menschen – längst vergessene wie neue Bekannte.
2. Der deutsche Film:
Auch wenn Toni Erdmann die Aufmerksamkeit für sich gepachtet hatte, im Windschatten des Überfliegers zeigten Filme wie Wild und Der Nachtmahr, dass das deutsche Kino mehr kann. Hinzu kamen eine Reihe interessanter Abschlussfilme (Der Bunker, Wir sind die Flut, Ferien), die richtig Lust auf die Zukunft machen.
3. Stop Motion lebt!
Aardman Animation arbeitet an zwei Filmen gleichzeitig, Laika will in Zukunft jährlich etwas produzieren und Mein Leben als Zucchini kommt nach Deutschland. Und dann wäre da noch Wes Anderson, dessen neuestes Werk nicht früh genug kommen kann.
Top 3 Enttäuschungen:
1. Der Tod von Carrie Fisher und Anton Yelchin:
Von den vielen Helden, die einem 2016 raubte (David Bowie, Alan Rickmann, Bud Spencer, Leonard Cohen …), haben diese beiden am meisten weh getan. Carrie, weil sie ein Teil meiner Kindheit ist. Anton, weil dieser Unfall so selten dämlich und vermeidbar war.
2. Illumination MacGuff:
Das französische Animationsstudio, das mit so ungewöhnlichen Filmen wie Azur & Asmar begann und später in Ich – Einfach unverbesserlich viele skurrile Figuren und Ideen mitbrachte, macht inzwischen austauschbare Massenware (Sing, Pets), die kein Schwein braucht. Auch kein singendes.
3. Späte Fortsetzungen:
Es stört mich nicht zwangsweise, wenn alte Franchises wieder ausgegraben werden. The Jungle Book war beispielsweise sehr viel besser als erwartet. Aber wer zum Teufel hat derart uninspirierte Sachen wie Blair Witch oder Ghostbusters verdient? Wer sich 17 bzw. 27 Jahre Zeit lässt für eine Fortsetzung, von dem darf man dann doch wohl erwarten, dass er auch ein paar Ideen auf Lager hat.
Top 3 meist erwartete Filme/Serien 2017:
1. Star Wars: Episode VIII – Die letzten Jedi:
Nicht nur, dass wir vielleicht endlich erfahren, was Luke Skywalker die ganzen Jahre eigentlich getrieben hat. Es wird auch der zwangsweise bewegende Abschied von seiner Schwester Leia sein.
Das hoch gelobte Stop-Motion-Drama um einen vom Schicksal gebeutelten Jungen kommt im Februar endlich ins Kino. Ich zähle schon die Tage …
3. Elle:
Filme mit Isabelle Huppert sehe ich grundsätzlich immer wieder gern. Und bei DEN Vorschusslorbeeren muss der Vergewaltigungsthriller in meine Sammlung.
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