(„Kiwi og Strit“ directed by Esben Toft Jacobsen, 2016)
Eigentlich sind Kiwi und Strit ja beste Freunde, die ihre Zeit am liebsten zusammen verbringen. So ganz einfach ist das jedoch nicht, denn dafür sind die beiden einfach zu unterschiedlich. Während Kiwi gern alles schön vorbereitet und allgemein die Ordnung schätzt, ist Strit da deutlich nachlässiger und treibt seinen Freund durch das Chaos regelmäßig in den Wahnsinn. Manchmal sind es aber auch die anderen Waldbewohner, die für viel Trubel sorgen, etwa wenn sie nachts viel Lärm machen oder den beiden das Haus unter den Füßen wegstehlen.
Ob nun Drama oder Krimi, Skandinavien ist ja eher für seine düsteren, harten Stoffe bekannt. Kinderunterhaltung, vor allem in animierter Form? Das ist eher die Ausnahme. Nicht dass es an Geschichten für ein jüngeres Publikum mangelt, meist brauchte es aber die Unterstützung anderer Länder, um diese umzusetzen – siehe Mumins an der Riviera, Wicki und die starken Männer, Nils Holgersson oder Ronja Räubertochter. Allein deshalb schon ist es interessant, rein skandinavische Animationswerke anzuschauen. Umso mehr, wenn diese von Esben Toft Jacobsen stammen, der zuletzt mit Johan und der Federkönig einen inhaltlich wie optisch bezaubern Film abgeliefert hat, der ein größeres Publikum verdient hätte.
Immerhin ist bei seiner neuen Serie Kiwi & Strit – einer Ausstrahlung beim KiKa sei Dank – der Bekanntheitsgrad ein bisschen höher. Es ist aber auch der weniger anspruchsvolle und düstere Inhalt, der die Verbreitung vereinfacht. Zoff gibt es zwar immer mal wieder im Wald, eigentlich in fast jeder der neun Folgen, welche die erste Volume enthält. Aber der hält nie besonders lange an, zum Ende hin fallen sich dann doch alle wieder in die Arme. Die ganz große Abwechslung bringt das nicht mit sich, eigentlich folgen die meisten Episoden einem Grundschema: Kiwi will irgendwas machen, Strit macht es durch Unachtsamkeit kaputt, zum Abschluss trifft man sich zu einem gemeinsamen Foto, bei dem dann auch etwas schiefgeht.
Wenn Vergleiche anstehen, dann wären es welche mit den Minions und Die Winzlinge – Operation Zuckerdose: die komischen, vor sich hinbrabbelnden Viecher des ersten und das abgelegene, wortlose Waldszenario des zweiten. Anspruchsvoll ist das nicht, soll es bei der jungen Zielgruppe auch nicht sein. Dafür aber sehr charmant. Die kuriosen, etwas unförmigen Figuren stehen in der besten Tradition anderer skandinavischer Fantasiewesen, wie sie auch bei den Mumins oder Ronja Räubertochter die Wälder bevölkern. Nur dass denen hier die bedrohliche Note abgeht, Kiwi und Strit trotz ihrer charakterlichen Schwächen Figuren sind, mit denen man als Kind gern seine Zeit verbracht hätte.
Da jede Folge zudem nur fünf Minuten umfasst und damit heutige Aufmerksamkeitsspannen nicht überfordert und die Optik zwar schlicht, aber in sich stimmig ist und viel mit Lichtspielereien arbeitet, ist Kiwi & Strit eine Animationsserie, vor die man den eigenen Nachwuchs ohne Bedenken setzen darf. Sie gibt diesem sicher nicht ganz so viel für den weiteren Lebensweg mit, zeigt aber immerhin, dass Freundschaft manchmal eben auch Streit bedeutet und wie wichtig es ist, sich auf die Bedürfnisse anderer einzulassen. Und das darf man gern mehrfach wiederholen, vor allem wenn es in so süße wie humorvolle Minigeschichten wie hier verpackt wird.
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