(„One Piece: Karakuri Shiro no Mecha Kyohei“ directed by Kônosuke Uda, 2006)
Es wäre aber auch echt mal zu schön gewesen! Eine fette Schatzkiste, da sollte man eigentlich ein bisschen was erwarten dürfen. Statt alter Reichtümer entdeckt die Strohhut-Bande darin jedoch eine alte Frau, mit der keiner von ihnen wirklich etwas anfangen kann. Was nun? Zurück ins Wasser? Da lockt die Schabracke mit einem Angebot, das Ruffy und die anderen schlecht ablehnen können: Wenn sie die Oma zurück auf ihre Heimatinsel bringen, will sie ihnen von dem legendären Schatz der Goldenen Krone erzählen. Gesagt, getan. Nur dass am Zielort angekommen, erst einmal keine Kostbarkeiten auf sie warten, sondern bis an die Zähne bewaffnete Männer, die ihr die Greisin abnehmen, ohne dafür eine Gegenleistung bringen zu wollen. Aber was ein echter Pirat ist, lässt sich von sowas nicht abhalten. Und so versucht die Crew anhand eines alten Volksliedes, das Geheimnis hinter der Goldenen Krone selbst zu lösen.
Wie gewonnen, so zerronnen. Da freute man sich gerade noch, dass Eiichiro Odas One Piece mit dem sechsten Film Baron Omatsumi und die geheimnisvolle Insel zu einer ungewohnten Stärke fand, da folgt gleich im Anschluss ein kräftiger Rückschritt. Das mag der eine oder andere auf den Regisseurwechsel zurückführen. Anstatt wie beim letzten Mal die Geschichte Mamoru Hosoda (Ame & Yuki) anzuvertrauen, übernahm hier Kônosuke Uda wieder das Zepter, der schon die Serie und den vierten Kinofilm Das Dead End Rennen inszeniert hatte. Und sicher hatte das Auswirkungen auf die Präsentation des Inhalts. Überraschend ist jedoch, wie wenig Letzterer hergibt, und das obwohl der erneut aus der Feder von Masahiro Itō stammte, der schon den Vorgänger geschrieben hatte.
Die sehr ernsten Tendenzen des letzten Teils sind völlig verschwunden, mussten in erster Linie Humor Platz machen. Das ist nicht zwangsweise verkehrt, haben die skurrilen Figuren aus der Welt von Oda doch ein gehöriges komisches Potenzial, was in anderen Teilen der Reihe auch durchaus genutzt wurde. Irgendwie wusste Itō damit aber nicht viel anzufangen. Ruffy verhält sich wie ein grenzdebiles Kleinkind, Nami will einfach nur Reichtum, Chopper hat ständig Angst. Und das ist auf Dauer dann doch eher wenig: Wer sich derart auf Witze versteift, sollte wenigstens genügend Abwechslung einbauen, um die gesamten anderthalb Stunden auszufüllen.
Und auch die Spezialfähigkeiten der Crew, welche jeden Auftritt eigentlich zu etwas Besonderem machen sollten, spielen dieses Mal irgendwie keine wirkliche Rolle mehr. Nur selten darf hier mal jemand mit Kompetenz glänzen, die meiste Zeit über stolpern die Piraten durch die Gegend und kommen eher zufällig ans Ziel. Umso mehr aus nicht-japanischer Sicht: Diverse Rätsel, die während der Schatzsuche zu lösen sind, setzen Japanischkenntnisse voraus, da sie à la Detektiv Conan auf Wortspielen basieren. Bonuspunkte gibt es hingegen für das Fehlen der üblichen traumatisierten Nebenfiguren und für die Gegner, da die ausnahmsweise mal nicht aufgrund der Teufelsfrucht übermenschliche Kräfte haben, sondern sich mit eigenen Erfindungen und Maschinen behelfen – je kurioser umso besser.
Allein deshalb schon kann man sich mit diesem recht albern ausgelegtem Abenteuer die Zeit vertreiben, zumal die Optik des Traditionsstudios Toei Animation (Die Schatzinsel, Dragon Ball Z: Kampf der Götter) inzwischen auch ein Niveau erreicht hatte, mit dem es sich recht gut leben lässt. Sympathisch ist die Bande ohnehin, selbst wenn sie gerade nicht viel leistet oder zu tun bekommt. Warum Nami hier auf einmal eine derartig mächtig wippende Oberweite verpasst bekam, das wissen jedoch wohl nur die japanischen Götter. Aber auch das passt zu einem Anime, der sich nicht wirklich für seinen eigenen Inhalt interessiert, der hier einfach nur ein bisschen Spaß haben will, ohne groß nachzudenken oder sich anstrengen zu müssen.
(Anzeige)