(„Pokemon“ directed by Kunihiko Yuyama, Masamitsu Hidaka, 1998/99)
Nach dem etwas holprigen Start befindet sich Ash auf einem guten Weg, seinem Traum als Pokémon-Meister näherzukommen. Einige Orden hat er bereits erkämpfen können, auch seine Sammlung an kleinen Monstern wächst stetig an – und zumindest auf die meisten davon ist Verlass. Ebenso auf Team Rocket, die nach wie vor jede Gelegenheit nutzen, Ash und seinen Freunden die Pokémon stehlen zu wollen, oder sonst irgendwie für Unheil sorgen. Dabei hätte der Junge eigentlich etwas Besseres zu tun, denn er muss sich schließlich auf die Pokémon-Liga vorbereiten. Und dafür heißt es kämpfen, kämpfen, kämpfen.
Never change a winning team. Das gilt zum einen für Ash, der zwar sein Arsenal an Kampfmonstern immer mal wieder erweitert. Aber wenn es darauf ankommt, verlässt er sich doch wieder auf seine Standardfreunde, allen voran die kultige Elektromaus Pikachu. Zum anderen sahen aber auch die Macher von Pokémon wenig Anlass, etwas an dem Anime ändern zu wollen. Warum auch? Die Begleitserie zum gleichnamigen Sammelmonster-Videospiel war ein voller Erfolg, von Anfang an, war maßgeblich daran beteiligt, die Geschichte um ambitionierte Arenakämpfer zu einem derartigen Massenphänomen zu machen.
Im Klartext bedeutet das, dass das menschliche Heldentrio nach wie vor durchs Land reist, neue Leute trifft, unbekannte Pokémon entdeckt und zwischendurch regelmäßig kämpfen muss – sei es mit anderen Trainern oder auch Team Rocket, die als ewiges Comic Relief in jeder Episode eins auf die Mütze bekommen. Überhaupt ist Adventures in the Orange Islands über weite Strecken eine eher humorvolle Angelegenheit, was vor allem den diversen mit allerlei Makeln behafteten Figuren zu verdanken ist. Jesse und James sind chronisch unfähig, Rocko läuft allem hinterher, was einen Rock hat, Misty ist in Wasser-Pokémon und ihr Togepi vernarrt, Glurak macht nie, was es soll, Sarzenia neigt dazu, ihr Herrchen James anzugreifen. Und dann wäre da noch Enton, die quietschgelbe, schrecklich dumme Ente, die immer im unpassenden Moment auftaucht, aber auch riesige Kräfte entwickeln kann, wenn die Kopfschmerzen zu stark werden.
Zwischen den vielen Scherzen und Slapstickeinlagen darf es aber auch mal etwas spannender werden. Ein Ausflug in die Berge oder die Suche nach einer vergangenen Pokémon-Zivilisation sind im Vergleich zu den sonst farbenfrohen Ausflügen überraschend düster. Und dann wäre da natürlich noch Ashs heiß ersehnter Kampf in der Pokémon-Liga, der sich über mehrere Folgen hinwegzieht. Kurios dabei ist, dass der Höhepunkt von Adventures in the Orange Islands ziemlich genau in der Mitte der 60 Folgen umfassenden Box zu finden ist. Die Erklärung: Eigentlich gehört dieser noch zur ersten Staffel, wurde aber mit Folgen der zweiten zusammengepackt, wohl damit man hier eine ähnliche Länge hat wie in Indigo League.
Das hat dann zwar zur Folge, dass die Spannungskurve in der zweiten Hälfte der Box wieder nachlässt, da eigentlich alles wieder von vorne beginnt, diesmal jedoch ohne festes Ziel. Dem Vergnügen hat das Herumgeschiebe aber keinen Abbruch getan. Fans erwartet also ein unterhaltsames Abenteuer nach bewährtem Muster, das von seinen Figuren, gerade auch so manchem kurios designten Monster lebt und anders als viele Videospieladaptionen auch völlig losgelöst von der Vorlage Spaß macht. Visuell hat sich ebenfalls nicht wirklich was getan, leider, das Werk des Animationsstudios Oriental Light and Magic (Mini-Göttinnen, Yokai-Watch) ist etwas altbacken, gerade bei den Kämpfen hätte es etwas epischer und ambitionierter werden dürfen. Die schlichten Hintergründe und Animationen erfüllen aber zumindest ihren Zweck, weshalb man hoffen darf, dass nach der zweiten Staffel noch mehr von der Serie veröffentlicht wird – denn die Reise ist noch lange nicht zu Ende.
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