(„Cell“ directed by Tod Williams, 2016)
Clay Riddell (John Cusack) kann seinen Augen kaum glauben, auch wenn er als Comiczeichner so manche seltsame und blutige Situation gesehen hat. Aber das ist nichts im Vergleich zu dem Massaker, das sich vor ihm abspielt: Die Menschen gehen aufeinander los, reißen sich gegenseitig in Stücke, nutzen jeden Gegenstand und jedes Körperteil, um einander zu töten. Warum dies so ist, weiß keiner, aber es muss irgendwie mit den Handys zu tun haben. Er selbst ist als Handyloser davon verschont geblieben. Doch was ist mit seiner Familie? Für den Ehemann und Vater steht fest, dass er sofort nach Maine muss, um nach dem Rechten zu sehen. Zu seinem Glück ist er nicht der einzige, der vor den Killern auf der Flucht ist, auch Tom McCourt (Samuel L. Jackson) und die junge Alice (Isabelle Fuhrman) schließen sich ihm unterwegs an.
Meistens sind es ja irgendwelche seltsamen Viren, die Menschen zu sabbernden Zombies mutieren lassen, vorzugsweise von bösen Firmen oder bösen Regierungen verbockt. Manchmal auch beides. Wirkliche Erklärungen braucht es dafür nicht, Hauptsache anschließend wird möglichst viel Blut verspritzt und Körperteile durch die Luft geworfen. Puls geht da einen etwas anderen Weg, indem hier die Benutzung eines Handys und die weltweite Vernetzung die Ursache alles Bösen ist. Und das war fast schon prophetisch, stammte die entsprechende Vorlage doch aus dem Jahr 2006 und von niemand Geringerem als Stephen King, der hier sogar am Drehbuch mitschrieb.
Es ist aber nicht nur die Entstehungsgeschichte der nicht mehr ganz menschlichen Bösewichter, die den Beitrag vom Fantasy Filmfest 2016 von den vielen anderen Zombiewerken unterscheiden, welche vor allem die Videotheken und Grabbeltische überschwemmen. Der Zombie 2.0 ist zudem deutlich agiler und besitzt eine Schwarmintelligenz, was eine schon recht fiese Kombination ist. Zumindest wenn man zu den armen Überlebenden gehört, die hier versuchen, ihrem letzten Stündlein davonzulaufen. Dass das Ganze mit einem gehörigen gesellschaftskritischen Potenzial ausgestattet ist, welches man sowohl spannungstechnisch wie satirisch nutzen könnte, versteht sich von selbst. Nur ist es ein Potenzial, das hier offensichtlich niemand sehen konnte oder wollte.
Nur manchmal schafft es Puls tatsächlich, den des Publikums auf Trab zu bringen. Das betrifft vor allem den Einstieg, wenn die Hölle losbricht und die Zivilisation in einem Massenbad aus Blut und Gedärmen untergeht. Aber auch gegen Ende hin, wenn es zunehmend düster wird und fast alles nur noch nachts und/oder in Räumen stattfindet, gibt es den einen oder anderen verstörenden Moment. Aber solche kleinen Höhepunkte sind rar gesät, das Erschreckendste an dem Horrorstreifen ist, wie austauschbar ein Großteil von ihm ist. Und wie langweilig.
Lediglich die sich ständig verändernde Zusammensetzung des kläglichen Menschenüberrests sorgt für ein wenig Abwechslung. Ansonsten besteht der Film aus wiedergekäuten Szenen, die offensichtlich nicht mal den beteiligten Darstellern Spaß machten. Während Jackson sein über die Jahre eingeschliffenes Kinoprofil ohne Ambition erneut verkaufen will, sieht Cusack so aus, als würde er jeden Moment einschlafen. Und so ist es dann eigentlich schon ärgerlich, wie aus einer interessanten Idee und den diversen großen Namen zum Trotz eine derartige Belanglosigkeit werden konnte. Ein Film, bei dem man ständig das Gefühl hat, er hätte wirklich etwas zu sagen, es am Ende dann aber doch nicht tut. Einer, der sowohl sehr bissig wie auch wunderbar trashig hätte werden können, am Ende aber keins von beidem wurde.
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