Heroic Legend of Arslan 2015
© Universal Pictures

The Heroic Legend of Arslan (2015)

(„Arusurān Senki“ directed by Noriyuki Abe, 2015)

Eigentlich ist Prinz Arslan so ziemlich der letzte, der ein Land führen sollte – von einer Armee ganz zu schweigen. Nicht nur dass er mit seinen 14 Jahren kaum über die notwendige Erfahrung verfügt, eigentlich liebt er die Menschen auch viel zu sehr, um sich auf das dreckige Geschäft einzulassen. Eine wirkliche Wahl hat er dabei aber nicht, als sein Vater, der Herrscher über das Königreich Pars, aufgrund eines Verrats in die Hände des Feindes fällt und seine Heimat vom Nachbarland Lusitania erobert wird. Und so macht er sich, begleitet von nur wenigen Männern, auf den Weg, das Unrecht wieder gut zu machen und den Thron für sich zu reklamieren.

Wer schon etwas länger Animes schaut oder sich allgemein mit der japanischen (Pop-)Kultur beschäftigt, der wird vielleicht schon früher über den Namen Arslan gestolpert sein. Ursprünglich eine Romanreihe von Yoshiki Tanaka, die 1986 begann und inzwischen 15 Bände umfasst, wurde die Geschichte um den flüchtigen Prinzen mehrfach für andere Medien adaptiert, unter anderem als Manga und Anime. Seit 2013 erscheint eine weitere Manga-Umsetzung, die von niemand Geringerem als Hiromu Arakawa (Fullmetal Alchemist) stammt, 2015 folgte eine darauf basierende Animeserie. Und auch hier durfte mit einem größeren Namen geprotzt werden: Regisseur Noriyuki Abe wird so manchem durch die von ihm inszenierte Serie Bleach bestens bekannt sein.

Im Vergleich zu der zwischen 1991 und 1995 entstandenen Direct-to-Video-Produktion hat die aktuelle TV-Serie mehrere Vorteile. Nicht nur dass sie es anders als ihre Vorgängerin auch hierher geschafft hat, sie ist insgesamt ansprechender umgesetzt. Da wäre zum einen die deutlich verlängerte Laufzeit, die Geschichte und Charakteren sehr zugute kommt. Standen seinerzeit nur rund drei Stunden zur Verfügung, sind es dieses Mal weit über acht – die Folgestaffel noch nicht einmal mitgerechnet. Und das war auch bitter nötig: Im Gegensatz zur teilweise durch die zusammengeraffte Erzählung nahezu unverständlichen OVA lässt sich Abe viel Zeit, um seine Figuren und das Szenario vorzustellen, sodass sich das Gefühl von Epik sehr viel besser einstellt. Trotz teils identischer Szenen hat man hier mehr den Eindruck, Teil eines wirklichen Abenteuers zu sein. Und Teil einer tatsächlichen Welt.

Interessant sind beispielsweise die Ausführungen zu Religion und der Sklaverei, welche zumindest teilweise dem großen Krieg zu Grunde liegen. Wahnsinnige Fanatiker, Aberglaube, all das spielt eine Rolle, Fremdenhass ohnehin. Das ist lose ans alte Persien angelegt, aber mit leichten Fantasynoten versehen, und schafft es zumindest vereinzelt, das Gefühl von Exotik zu vermitteln. Später verlieren sich diese nachdenklicheren Züge jedoch wieder, man konzentriert sich lieber auf Action, mal in Einzelauftritten, mal in großen Schlachten. Mit Schwert und Bogen, zuweilen auch mithilfe von drogenstimulierten Elefanten.

Und auch hier hat die Neuauflage deutlich die Nase vorn. Die nahezu leeren Hintergründe der OVA sind nun ausufernden Landschaften und mächtigen Schlössern gewichen, die auch dank dynamischer Kamerafahrten gut in Szene gesetzt werden. Ein wirklich optisches Highlight ist das von den Animationsstudios Liden Films (Terra Formars) und Sanzigen (Black Rock Shooter) umgesetzte The Heroic Legend of Arslan jedoch nicht, dafür ist der Computer an vielen Stellen zu sichtbar, die Soldaten sehen auf kuriose Weise nahezu identisch aus, die Animationen sind teilweise erschreckend dürftig. Und warum Arslan mit derart unpassenden Kulleraugen durch das Schlachtfeld schreitet, ist ohnehin ein Geheimnis für sich.

Aber mit den höchsten Ansprüchen sollte man ohnehin nicht an die Serie gehen. Denn nach einem reizvollen Start schleichen sich in der zweiten Hälfte immer mehr Längen hinein, geboten wird die übliche Mischung aus Intrigen, Kämpfen und Belagerungen, die zum Ende hin auch schon mal mit Pathos gewürzt werden darf. Immerhin wird hier der Strategieteil des Feldzugs mal etwas Platz eingeräumt, Arslans Versuch, durch Allianzen seine Position zu stärken, machen die Serie zu einer deutlich spannenderen Alternative zum thematisch ähnlich gelagerten Samurai Warriors. So richtig viel zu sagen haben die Figuren zwar nicht, sind aber zweckmäßig genug, um Freunde derartiger Schlachtengeschichten auf eine große, blutdurchtränkte Reise mitzunehmen.



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„The Heroic Legend of Arslan“ schafft es zunächst schön, eine etwas andere, pseudohistorische Welt zu kreieren. Später machen der Roman- bzw. Mangaadaption aber die nur zweckmäßige Optik und die etwas austauschbare Geschichte um Intrigen, Allianzen und Schlachten zu schaffen.
6
von 10