(„The Raid 2: Berandal directed by Gareth Evans, 2014“)
Nach den Geschehnissen im Hochhaus muss Rama (Iko Uwais) von der Bildfläche verschwinden. Gleichzeitig soll er der Polizei helfen, korrupte Polizisten zu eruieren – und das in einer Stadt, die zweigeteilt von von den beiden Gangsterbossen Hideaki Goto (Kenichi Endo) und Bangun (Tio Pakusadewo) beherrscht wird. Aus diesem Grund wird Rama in ein Gefängnis eingeschleust, in dem Banguns Sohn Uco (Arifin Putra) einsitzt. Rama beschützt diesen während seines Aufenthalts dort und nach seiner Entlassung darf er für die Familie weiterarbeiten. Doch Uco ist unzufrieden damit, dass sein Vater ihm, seiner Meinung nach, zu wenig Verantwortung überträgt. Er lässt sich auf ein gefährliches Geschäft mit dem Emporkömmling Bejo (Alex Abbad) ein, das alles verändern wird.
Im Jahr 2012 war The Raid ein kleiner Überraschungserfolg. Da kommt eine Fortsetzung natürlich nicht überraschend, wenngleich man hier sagen muss, dass das Drehbuch zum zweiten Teil eigentlich zuerst fertig gestellt wurde, dann aus finanziellen Gründen aber nicht sofort realisiert werden konnte. Nun wählt Regisseur und Drehbuchautor Gareth Evans jedoch einen anderen Ansatz. Denn wo Teil 1 über keine wirkliche Handlung verfügte, auf beengtem Raum spielte und mit einer Laufzeit von 100 Minuten kurz und knackig daherkam, da geht das Sequel den genau entgegengesetzten Weg. So ist also vieles von dem, was den Vorgänger stark gemacht hat nun nicht mehr vorhanden. Da drängt sich natürlich die Frage auf, ob der Film überhaupt funktionieren kann – und ja, das kann er!
Das liegt zum einen daran, dass man mit der Action das zentrale Element der Reihe nicht verloren, sondern sogar noch ausgebaut hat. Und genau diese handgemachten und nicht durch hektische Schnitte zerstörten Sequenzen sind es, die The Raid 2 so sehenswert machen. Sie sind nämlich großartig choreographiert, sehen phänomenal aus und suchen in der Filmwelt zweifelsohne ihresgleichen. Sei es nun der einfache Kampf Mann gegen Mann oder ein Blutvergießen unter Zuhilfenahme von Hämmern, Baseballschlägern oder Messern – sie sind spektakulär, brutal und lassen einen als Zuschauer am Ende mehr als einmal atemlos zurück.
Zum anderen tut aber auch die Handlung dem Film gut. Auch wenn sie zu großen Teilen recht vorhersehbar ist und man sie aus anderen Filmen bereits kennen dürfte, so ist sie hier doch völlig ausreichend. Denn sie steht keinesfalls im Mittelpunkt, sondern kommt immer dann zum Tragen, wenn man dem Zuschauer eine Verschnaufpause von den ganzen Kampfsequenzen gönnen möchte. Sie läuft demnach nur nebenher mit und dient ein wenig als Ausrede, warum der Film eine Lauflänge von zweieinhalb Stunden hat. Auch der Twist am Ende ist nicht unbedingt originell, aber in diesem Falle genügt er. Was Evans aber gut macht ist, dass er dem Betrachter nicht jedes Detail erklärt, sondern ihn selber mitdenken lässt und somit zu jeder Zeit ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit voraussetzt.
Wenn man sich The Raid 2 anschaut, sollte man natürlich nicht gerade eine Abneigung gegen Actionfilme haben, doch selbst wenn man Fan des Genres ist – bestenfalls sogar noch von seiner asiatischen Ausprägungsform – könnte man Gareth Evans Action-Gangster-Epos irgendwann ermüdend finden. Denn ab einem gewissen Zeitpunkt muss er sich schon den Vorwurf gefallen lassen, eine Actionszene an die andere zu reihen, selbst wenn sie dem Fortgang der Handlung dient. Doch wenn man sich nicht von dieser kleinen Überladung abschrecken lässt, sondern sich einfach nur zurücklehnt und genießt, dann ist The Raid 2 perfekte Action-Unterhaltung, die einen aus dem Staunen nicht mehr herauskommen lässt.
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