Völlig von der Wolle
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Völlig von der Wolle: Ein määährchenhaftes Kuddelmuddel

(„Sheep & Wolves“ directed by Andrey Galat, Maxim Volkov, 2016)

„Völlig von der Wolle: Ein määährchenhaftes Kuddelmuddel“ ist seit 19. Januar auf DVD, Blu-ray und 3D Blu-ray erhältlich

Es war einmal ein Land, in dem Wolf und Schaf friedlich zusammenlebten. Manchmal zumindest. Während der Rudelführer der Wölfe darauf besteht, dass den wolligen Zeitgenossen kein Haar gekrümmt wird, sehen andere in ihnen vor allem einen saftigen Leckerbissen – darunter auch Ragear, der das scheidende Oberhaupt ersetzen möchte. Die Frage nach dem legitimen Nachfolger des Altwolfs wird daher auch zu einer Schicksalsfrage für die Schafe. Dummerweise ist jedoch Grey, der sich ebenfalls für ein Zusammensein einsetzt und Anwärter auf die Führungsposition ist, verschwunden. Genauer wurde er durch einen magischen Trank ungewollt selbst zu einem Schaf und grast damit plötzlich zwischen allen Stühlen.

Ziemlich genau zwei Monate her ist es mittlerweile, dass der russische Animationsfilm Savva – Ein Held rettet die Welt um die Gunst hiesiger Zuschauer buhlte. Nun schickt sich ein Landsmann an, denselben Versuch zu unternehmen. Einer, dessen Macher der eine oder andere hierzulande sogar schon kennen könnte: Wizart Animation, das Studio hinter Die Schneekönigin und Die Schneekönigin 2 ist es, das dem internationalen Ansehen der dortigen Branche ein bisschen auf die Sprünge helfen möchte. Und dafür graben sie erneut tief in der Märchenkiste. Zwar ist Völlig von der Wolle grundsätzlich eine Eigenentwicklung. Das Bild des Wolfes im Schafpelz, das kennen wir aber schon aus der Bibel und diversen Märchensammlungen.

Ein bisschen anders als gewohnt wird das Bild hier aber schon verwendet. Ausnahmsweise geht es nicht um einen Bösewicht, der durch eine Verkleidung armen, unschuldigen Lämmchen an den Kragen will. Denn hier ist es der Protagonist, der Held sogar, der in einer ungewohnten Hülle daherkommt. Der vielleicht zu doof ist, die Bedürfnisse seiner Freundin zu erkennen, ansonsten aber ein feiner Kerl ist. Damit hat es sich aber auch schon, was die originellen Einfälle betrifft, ansonsten begnügte man sich mit dem Standard. Manchmal auch ein bisschen weniger.

Dass eine Möwe hier unter einer Persönlichkeitsstörung leidet und sich selbst für ein Schaf hält, ist so willkürlich (und unerklärt), dass es tatsächlich irgendwo witzig ist. Nur verpassten es die Drehbuchautoren, auch tatsächliche Gags zu schreiben, die über die bloße Situation hinausgehen. Das ist bei den sonstigen Figuren nicht anders. Ein großmäuliges Plapperschaf riskiert, schnell zu einem Nervfaktor zu werden – was es hier auch tut –, ein abergläubisches Schaf, das jedes Mal eine Sinnkrise bekommt, sobald ein Spiegel zu Bruch geht, ist auf Dauer ebenfalls sehr in seinen Witzen eingeschränkt. Und so zieht sich das durch den gesamten Film, es mangelt Völlig von der Wolle einfach an tatsächlichen Charakteren, die einen zum Lachen bringen oder einen mitfiebern lassen. Die einem überhaupt eine Regung abringen.

Visuell und inhaltlich ist das Animationsabenteuer ebenfalls eher eintönig. Selbst mit heruntergeschraubten Ansprüchen, die sich dem jungen Zielpublikum annähern, wird man hier nur schwerlich etwas finden, was den Film aus der großen Masse hervorragen lässt. Alles hat man irgendwo schon mal gesehen, oft besser. Dass Greys große Liebe Bianca darauf wartet, dass ihr Wolf ihr einen Heiratsantrag macht, passt in das altmodische, etwas abgenutzte Bild. Immerhin ist das im Vergleich zu US-Kollegen kaum budgetierte Werk sauber umgesetzt. Die Animationen sind manchmal ein bisschen sprunghaft, die Designs erreichen nicht die Kreativität von Savva. Aber man hat in dem Bereich schon deutlich Schlimmeres sehen müssen, die Landschaften und der Detailreichtum der Einrichtung sind zumindest ordentlich. Mit einer besseren, nicht ganz so normierten Geschichte hätte das zu einem netten Film reichen können. So fehlen einem aber irgendwo die Gründe, sich ausgerechnet Völlig von der Wolle anzuschauen und nicht einend er vielen Kollegen.



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Die Geschichte ist eine unerwartete Abwandlung eines Wolfes im Schafpelz, die Optik ist zumindest teilweise ordentlich. Insgesamt ist „Von der Wolle“ jedoch eher langweilig, dafür sind Figuren, Handlung und Witze einfach zu eintönig.
4
von 10