Why Him
© 20th Century Fox

Why Him?

(„Why Him?“ directed by John Hamburg, 2016)

„Why Him?“ läuft ab 12. Januar im Kino

Es hätte eine so schöne Überraschung werden sollen! Eine Überraschung war es dann auch, als Ned (Bryan Cranston) und Barb (Megan Mullally) erfahren, dass ihre Tochter Stephanie (Zoey Deutch) einen Freund hat. Allerdings keine schöne. Denn die erste Begegnung bestand darin, dass Laird (James Franco) den beiden per Videochat seinen nackten Hintern zeigte. Dass an dem aber mehr dran ist, das will die glücklich Verliebte unbedingt beweisen. Und so lädt das Paar Stephs Eltern und ihren 15-jährigen Bruder Scotty (Griffin Gluck) ein, gemeinsam Weihnachten zu verbringen. Was die Flemings dabei jedoch nicht ahnen: Laird ist ein schwerreicher Videospielentwickler, der in einer luxuriösen und sehr exzentrischen Villa lebt.

Wenn James Franco einen neuen Film dreht, dann fällt das meistens in eine von zwei Kategorien. Entweder führt ihn sein absoluter Kunst- und Experimentierwillen in meist interessante, wenn auch wenig unterhaltsamer Richtungen (As I Lay Dying, Interior. Leather Bar., Child of God). Oder er zielt auf das andere Extrem, spielt in einer Komödie voll derbem Humor mit, die sich für keinen Lacher zu schade ist (Das ist das Ende, The Interview). Mit Why Him? liegt dann mal wieder ein Beispiel für die zweite Kategorie vor. Ambitioniert ist hier nichts, kunstvoll schon gar nicht, dafür gibt es aber immer wieder Gags, bei denen man wider besseren Wissens doch seinen Spaß hat.

Nett sind beispielsweise die Einlagen, wo Lairds Assistent Gustav (Keegan-Michael Key) ihn aus heiterem Himmel überfällt, in einer eindeutigen Hommage an Der rosarote Panther. Das ist dann zwar auch nicht origineller als der auf dem üblichen Wettstreit zwischen Schwiegersohn und Schwiegervater basierende Plot. Aber er ist schön absurd, auch weil Key wie schon in Angie Tribeca einen überzogenen Deutschen mimt, ohne dass einem je verständlich würde warum. Leider neigt man jedoch gleichzeitig hier wie auch an anderen Stellen dazu, einen Witz unnötig in die Länge zu ziehen und ihn damit ermüdend zu machen. Wenn nicht gar langweilig. Das ist besonders dann auffällig, wenn Gags eigentlich gar nicht wirklich zünden, wie der als Culture Clash gemeinte Moment, wenn der biedere Kleinstadtunternehmer Ned auf eine High-Tech-Toilette aus Japan trifft. Hier zeigt sich dann auch, dass der Humor – Web-2.0-Verweisen zum Trotz – ziemlich altbacken ist, größtenteils nur alte Kalauer wiederholt werden. Nur eben ein bisschen lauter.

Aber die schrillen Angriffe unterhalb der Gürtellinie und der etwas bemühte Kontrast zwischen modernem Internetchic und verstaubtem Kleinunternehmertun – nicht zufällig führt Ned ausgerechnet eine Familiendruckerei – sind ohnehin nur eine Seite der Medaille. Gleichzeitig ist Why Him? nämlich ein verkappter Weihnachtsfilm inklusive ebenso bemüht süßlichen Ende. Dass die Komödie hierzulande anders als in den USA erst im Januar startet, ist deshalb die größte Überraschung in einem ansonsten sehr auf Nummer sicher gehenden Film. Die Art und Weise, wie hier alles auf den letzten Metern zu einem Happy End geradegerückt wird und die größten Kontraste durch Zuckerguss zugekleistert werden, passt eigentlich auch besser in eine Zeit, in der die Menschen massenweise kalorienreiche Luftnummern konsumieren.

Eine solche ist der Film dann auch, immerhin aber eine, die zwischendurch immer mal wieder Spaß macht, gerade auch wegen der in ihren jeweiligen Rollen aufgehenden Kontrahenten Cranston und Franco. Doch die lustigste Figur ist ausgerechnet eine, die man nie zu sehen bekommt: Wenn Justine, eine künstliche Intelligenz in Lairds Haus, alles kommentiert, bei allem ihre Hände im Spiel hat, ohne überhaupt einen Körper zu haben, dann gehört das zu den besten Szenen in einer insgesamt soliden Komödie.



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Teils derbe Komödie, teils süßlicher Weihnachtsfilm wagt „Why Him?“ den Spagat, ohne beide Seiten wirklich zusammenbringen zu wollen. Das ist teilweise unterhaltsam, gerade auch der spielfreudigen beiden Hauptdarsteller wegen, teilweise aber auch aufgrund des altbackenen Humors etwas ermüdend.
5
von 10