(„Yō-kai Watch“ directed by Shinji Ushiro, 2014)
Nathan kann machen, was er will, irgendwie kommt er einfach nicht mehr zur Ruhe. Denn so schön es auch ist, dass er aufgrund seiner Uhr nun in der Lage ist, die Geisterwesen Yo-Kai aufzuspüren und zu fangen, sein ganzes Leben scheint davon bestimmt zu sein. Egal ob er nun zu Hause bei seiner Familie ist oder in der Schule, die Plagegeister sind überall und bringen ihnen und die anderen dazu, die unmöglichsten Dinge zu tun. Aber er ist nicht der einzige, der ständig Ärger hat: Auch Möter versucht nach wie vor verzweifelt, aus dem Gefängnis zu entkommen. Und auch bei den Brüdern Komajiro und Komasan geht es drunter und drüber.
Für eine Weile sah es ja tatsächlich danach aus, als könne Yo-Kai Watch dem ewigen Platzhirsch Pokémon der Platz an der Spitze der Sammelmonsterspiele streitig machen. In Japan zumindest. Mit dem dritten regulären Spiel nahm der Höhenflug letztes Jahr dann aber doch ein jähes Ende. Und wer lediglich den Anime kennt, der wird ohnehin kaum verstehen, warum um das Ganze überhaupt ein solcher Trubel herrschte. Zumindest die zweite Volume um Nate und seine nicht ganz wirklichen Freunde macht nicht unbedingt große Lust, die Geschichte weiterzuverfolgen.
Sofern man überhaupt von einer Geschichte sprechen kann. Denn das ist das größte Problem von Yo-Kai Watch: Abgesehen von den Nebenhandlungen um Möter und Komasan gibt es nicht die geringste Form von Entwicklung, keine Richtung, in die sich Nate bewegt, kein Ziel. Was bei Pokémon der Wunsch war, Pokémon-Meister zu werden und Turniere zu gewinnen, findet hier kein entsprechendes Pendant. Nahezu alle der hier versammelten 13 Folgen beginnen damit, dass sich in Nates Umfeld jemand eigenartig verhält, Nate daraufhin die Existenz eines neuen Yo-Kais vermutet, was von seinem Butlergeist Whisper angezweifelt wird, nur um am Ende doch recht zu haben. Dann wird nach einem nicht immer klar zu erkennenden Muster ein früher gefangener Yo-Kai zur Hilfe gerufen. Das führt mal zum Erfolg, mal muss doch noch ein anderes Wesen ran, bis es endlich klappt. Hier wird nicht einmal versucht, an der starren Serienformel zu rütteln.
Der größte Reiz besteht noch darin zu sehen, welches bescheuerte Wesen die Designer wohl als nächstes ausgraben. Denn Humor bewiesen sie hier: Im Land der aufgehenden Sonne gibt es offensichtlich Geister, die einen dazu veranlassen können, unkontrolliert Bauchtänze vorzuführen, vom Essen zu klauen oder sich etwas extravaganter zu kleiden. Dass das zu allerlei peinlicher Situationen führt ist klar, die junge Zielgruppe wird mit den sehr kindlichen Scherzen wohl ihre Freude haben und diese vielen kuriosen Monster selbst einsammeln wollen. Es reicht jedoch hinten und vorne nicht, um das Kreaturenarsenal auch für etwas ältere Zuschauer interessant zu machen.
Hauptproblem dabei: Yo-Kai Watch lässt die sonderbaren Wesen viel zu schnell wieder fallen. Wo Ash und Co. bei Pokémon ihre gefangenen Monster immer wieder einsetzten und damit langsam zu Charakteren werden ließen, war man hier der Ansicht, durch pure Masse gewinnen zu können. Jede der Folgen besteht aus zwei, manchmal sogar drei Geschichten, in denen neue Figuren eingeführt werden. Da bleibt nicht viel Zeit pro Yo-Kai. Umso mehr da diese anschließend nur noch selten wieder auftauchen. Das mag aus kommerzieller Sicht noch nachvollziehbar sein – schließlich sollen die Kids das Spiel und das umfangreiche Merchandising kaufen –, interessant ist das jedoch weniger. Da die Optik von OLM (Mini-Göttinnen, Professor Layton und die ewige Diva) nicht unbedingt der große Hinkucker ist, abgesehen von den witzigen Geisterdesigns relativ wenig zu bieten hat, die Musik auf Dauer sogar nervtötend ist, ist der Anime lediglich für überzeugte Fans und Sammler zu empfehlen. Der Rest darf das Phänomen ignorieren.
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