A Study in Scarlet 1984

A Study in Scarlet (1983)

(„A Study in Scarlet“, 1983)

Tagein, tagaus immer dasselbe, es passiert einfach nichts, was den Geist von Sherlock Holmes noch wirklich herausfordert. Da kommt dem Detektiv die Leiche doch ganz recht: Ein Mann namens Drebber wurde in einem verlassenen Haus ermordet aufgefunden. Was er dort zu suchen hatte, ist ein Rätsel, wer ihn getötet hat auch. Ganz zu schweigen, dass da jemand „Rache“ an die Wand geschrieben hat. Und was hat es mit dem goldenen Ring auf sich, der am Tatort gefunden wurde? Als wäre das alles aber nicht schon verworren genug, kommt bald noch ein zweiter Toter hinzu, der in einem engen Zusammenhang zum ersten stand.

Die von Arthur Conan Doyle erfundene Figur des Sherlock Holmes gehört zu den bekanntesten, die uns die Literatur geschenkt hat. Vor allem aber ist sie, dem Guinness Buch der Rekorde zufolge, die am meisten in Filmen verkörperte. Mehr als 70 Darsteller sollen sich an dem kultigen Meisterdetektiv versucht haben. Und auch im Zeichentrickbereich hat das kriminalistische Genie seine Spuren hinterlassen, wenngleich viele Adaptionen (Basil, der große Mäusedetektiv, Die Abenteuer des Sherlock Holmes) sich nur sehr lose an der Vorlage orientieren. Deutlich näher dran sind die vier Animationsfilme, die in den 80ern bei Burbank Films Australia entstanden sind, einem australischen Studio, das sich darauf spezialisiert hatte, bekannte Bücher in Zeichentrickform zu pressen, unter anderem auch die Klassiker von Jules Verne und Lewis Carroll umsetzte.

A Study in Scarlet gehört zu den frühesten Werken der 1982 gegründeten Vielfilmer. Und das merkt man. Während der Einstieg in den dunklen Gassen Londons sehr atmosphärisch geworden ist, mit viel Schatten und einem kleinen Gewitter viel Lust auf den folgenden Film macht, baut dieser später doch recht stark ab. Die Animationen sind sehr ruckhaft, was vor allem dann auffällt, wenn sich die Geschichte an Actionszenen versucht – an den Stellen wird die Mörderjagd eher unfreiwillig komisch. Besser sieht es aus, wenn eigentlich nichts passiert und wir Holmes bei seinen Ausführungen lauschen dürfen, zumal dieser immerhin von Oscar-Preisträger Peter O’Toole gesprochen wird. Dazu gibt es schön ominöse Musik, die dem Krimi eine angenehm altmodische Note gibt.

Der größte Schwachpunkt des Films ist aber der Inhalt. Der erste Roman um Sherlock Holmes war immer eine kleine Kuriosität, da er im Grunde zwei Geschichten erzählt. Da wäre zum einen der aktuelle Fall, in dem der Detektiv den Spuren der Morde nachgeht. Zum anderen besteht A Study in Scarlet aus einem sehr umfangreichen Teil, der die Vorgeschichte des Täters und damit dessen Motiv beleuchtet. Natürlich ist es schön, wenn ein Mörder zu einem richtigen Charakter ausgearbeitet wird, er nicht nur aus Gier oder Wahnsinn zuschlägt. Durch die starke Trennung von Vergangenheit und Gegenwart gibt es hier aber keine echte Spannungskurve. Nach dem eigentlichen Höhepunkt baut der Film stark ab, obwohl zu dem Zeitpunkt erst die Hälfte vorbei ist.

Unbefriedigend ist zudem, dass die eigentlichen Ermittlungen dadurch sehr kurz kommen. Anstatt mit Holmes und Watson raten zu können, was hier eigentlich gespielt wird, werden die wesentlichen Informationen so spät verraten, dass die Mörderjagd sehr willkürlich ist. Unter Ausschluss des Publikums quasi. Rätselknacker sind hier deshalb an der falschen Adresse, aufgrund der teils gelungenen Atmosphäre können Sammler aber zumindest mit dem Kauf liebäugeln. Zumal die Konkurrenz im animierten Krimibereich ohnehin recht schwach ist.



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Der Zeichentrickfilm hält sich eng an die Vorlage von Arthur Conan Doyle, übernimmt dadurch aber nicht nur die Kultfiguren, sondern auch die Schwächen: Die Spannungskurve lässt zu wünschen übrig, die Ermittlung ist willkürlich. Die Umsetzung ist ebenfalls zwiespältig, ist teils zwar sehr atmosphärisch, leidet aber unter den spärlichen Animationen.
5
von 10