Europa Ein Kontinent als Beute
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Europa – Ein Kontinent als Beute

(„Europa – Ein Kontinent als Beute“ directed by Christoph Schuch, 2017)

„Europa – Ein Kontinent als Beute“ läuft ab 23. Februar 2017 im Kino

Im Westen demontieren sich die USA mit großem Gebrüll gerade selbst, während England sich in Erinnerungen an ein früheres Leben einmauert. Im Osten rumort es, kräftig, den Allmachtsphantasien einiger skrupelloser Männer sei Dank. Und dazwischen liegt Europa, die letzte Bastion der Vernunft gegenüber dem um sich greifenden Wahnsinn. Die letzte Chance, die Welt vor dem Abgrund zu bewahren. Aber nur, wenn man endlich an einem Strang zieht, das Kleinklein von gestern in den Müll wirft und sich seiner großen Bedeutung bewusst wird. Das zumindest war es, was in vergangenen Wochen immer wieder zu hören und zu lesen war. Wenn Europa jetzt nicht Stärke beweist und den rechten Populisten etwas entgegensetzt, wann dann?

Dass ausgerechnet in dieser Zeit Europa – Ein Kontinent als Beute in die deutschen Kinos kommt, passt da so gar nicht in die Narrativ. Denn was Regisseur Christoph Schuch hier zeigt, ist ein Schlag ins Gesicht jedes Europahoffenden, eine bittere Abrechnung mit der Vision, den Kontinenten zu einen. Dabei entstand der Film gar nicht als Reaktion auf die jüngsten Ereignisse. Von denen ist hier weit und breit nichts zu sehen, der Brexit wird nicht einmal erwähnt. Wenn überhaupt ist es ein gut verstecktes Plädoyer, Russland nicht als den Bösen darzustellen, was einen hier aufhorchen lässt.

Ansonsten ist die Achse des Bösen ganz woanders. Und sie ist lang, sehr lang. Da wären die Banken und Unternehmen, die sich ungeniert Einfluss in Europa kaufen, während die Politiker danebenstehen – die einen ratlos, die anderen händereibend. Da wäre Deutschland, das Griechenland erst in den Ruin getrieben hat und ohne Verständnis für das reale Leben Regeln aufzwängt. Und wir haben die USA, die Europa nur als Sekretär der eigenen Agenda ansieht. Jemand, der Befehle entgegenzunehmen und auszuführen hat. Widerspruch? Ist zwecklos. Und gefährlich. Selbst damals, vor Trump, galt: Wer nicht mir uns ist, der ist gegen uns.

Dazwischen dürfen wir mit zwei Spaniern unterwegs sein, die uns die Ausmaße der behördlichen Verschwendung aufzeigen. Enteignungen des einfachen Mannes, großzügige Geschenke an die Mächtigen und Reichen. Das bleibt nicht ohne Wirkung. Zusätzlich zu den Zahlen und Anekdoten vertraut Schuch nämlich auch auf das Audiovisuelle, präsentiert uns eine Mischung aus schicken menschenleeren Zukunftsgebäuden, die er mit bedrohlich brummender Musik wie aus einem Horrorfilm unterlegt, und Menschen auf der Straße, die sich gegen die Bevormundung zur Wehr setzen.

Denn im Grunde ist Europa – Ein Kontinent als Beute das: ein Aufruf zum Widerstand. Das mag man sympathisch finden, vielleicht sogar notwendig. Das Vertrauen in Politik und Wirtschaft dümpelt im Keller herum, es ist höchste Zeit, dass Europa den Menschen wieder zurückgegeben wird. Kaum einer würde den Gedanken, dass das Volk gehört werden soll, grundsätzlich ablehnen. Wären da nicht eben Trump und Brexit, die auch die Demokratiegläubigsten daran zweifeln lassen, ob das mit der breiten Mitsprache so gut ist. Und dem Wettern gegen die da oben. Aber Gegenfragen sind eben auch hier nicht erwünscht, Schuch macht sich nicht die Mühe, die mahnend-anklagenden Worte seiner Gesprächspartner in einen Diskurs zu stellen, auch Andersdenkende ihre Argumente vortragen zu lassen und einem mündigen Zuschauer die Entscheidung zu überlassen. Das ist mindestens schade, wenn nicht gar ärgerlich. Das Thema ist wichtig, einige Punkte auch sehr diskussionswürdig. Aber all das verkommt zu einem kaum versteckten, oberflächlichen Propagandafeldzug, der sich zuweilen wie eine einzige Verschwörungstheorie anhört und Europa in diesen schwierigen Zeiten entgegen der eigenen Absicht kaum weiterbringt.



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Europa, das ist ein Kontinent, der den Amerikanern gehört, weltfremden Politiker und Unternehmen. Die Klagen sind wirkungsvoll vorgetragen, es mangelt ihnen jedoch an einem echten Diskurs, der Dokumentarfilm verkommt trotz seines wichtigen Themas zu einem oberflächlichen Propagandafeldzug gegen „die da oben“.