Fences
© Paramount Pictures

Fences

(„Fences“ directed by Denzel Washington, 2016)

„Fences“ läuft ab 16. Februar 2017 im Kino

Seine Versuche, als Baseballprofi groß Karriere zu machen, liegen für Troy Maxson (Denzel Washington) schon einige Zeit zurück. Inzwischen arbeitet er als Müllmann, bringt regelmäßig Geld nach Hause. Richtig zufrieden ist er damit aber nicht, worunter vor allem seine Söhne Cory (Jovan Adepo) und Lyons (Russell Hornsby) zu leiden haben. Aber auch seine Frau Rose (Viola Davis) hat es nicht immer einfach mit dem launischen Starrkopf. Denn auch wenn der ein geregeltes Leben führt, viel Zeit mit dem Kollegen Jim Bono (Stephen Henderson) oder seinem jüngeren Bruder Gabriel (Mykelti Williamson) verbringt, eigentlich hätte Troy gern ein ganz anderes Leben.

Immer wieder war der Versuch gestartet worden, August Wilsons Theaterstück „Fences“ von 1983 auch einmal in Kinoform zu präsentieren. Mehr als 30 Jahre später ist es so weit – endlich. Denn es ist ein echtes Geschenk, das uns Denzel Washington da gemacht hat. Schon 2010 hatten er und Davis in der Broadway-Wiederaufführung mitgewirkt, dieses Mal führte der zweifache Oscargewinner zudem Regie. Das ganz große Risiko ging er hierbei jedoch nicht ein. So trichterte er seinem Schauspielensemble ein, sich nicht zu weit von den Worten des 2005 gestorbenen Autors wegzubewegen. Und auch bei der Inszenierung versucht Washington nicht, die Theaterursprünge zu verbergen. Fast alle der fast 140 Minuten spielen in dem Haus der Maxsons oder direkt davor/dahinter, visuelle Experimente oder dergleichen fehlen hier völlig.

Das ist erst einmal nicht weiter tragisch, denn auf diese Weise kann sich Fences auf die größte Stärke konzentrieren: die Besetzung. Die oft nominierte, aber zu selten ausgezeichnete Davis darf derzeit Preise einsammeln, als gäbe es kein Morgen mehr. Und auch der Oscar als beste Nebendarstellerin ist der versierten Aktrice kaum mehr zu nehmen: Zu groß ist ihre Leistung als Frau, die ihr Leben trotz aller Hindernisse und Zerwürfnisse ihrem Mann gewidmet hat. Bei den anderen Schauspielern wird man ebenfalls nicht den geringsten Fehler finden. Nicht bei den beiden Filmsöhnen, die sich schwertun, aus dem erdrückenden Schatten des Vaters hervorzutreten. Nicht bei den anderen Menschen, mit denen Troy seinen Alltag verbringt.

Doch über ihnen allen thront natürlich Washington und der von ihm verkörperte Troy. Ein unbeweglicher Klotz, um den sich alles dreht, der gleichzeitig aber alle in Aufruhr versetzt. Ein Mensch, der sich um alle kümmert und sich doch nur für sich selbst interessiert. Ein Mann mit Prinzipien, an die er sich aber selbst nicht hält. Nein, sonderlich sympathisch muss einem diese Figur nicht sein, die in ihrer selbstherrlichen, verbitterten Art die Welt dafür bestrafen will, dass seine eigenen Träume im Müll gelandet sind. Aber er ist faszinierend, wie er gleichzeitig alles zusammenhalten will und auszubrechen versucht.

Immer wieder streift der Film dabei das Thema der Rassenfrage. Scheiterte Troys Karriere an seiner Hautfarbe? Oder an seinem Alter? Weiße sind hier nicht zu sehen, das gesamte Umfeld der Maxsons ist farbig. Eine Vermischung der zwei Welten, das stand in dem hier porträtierten Amerika der 50er außer Frage. Vieles funktioniert aber auch ohne diesen Kontext als Geschichte einer Familie, die sich braucht, aber nicht miteinander kann. Die von dem Wunsch handelt, auf eigenen Beinen zu stehen, eigene Wege zu finden. Von Perspektivlosigkeit. Und so findet das Drama dabei immer wieder eine universelle Sprache, unabhängig von Farbe, Zeit oder Raum, in der sich jeder wiederfindet, der zu Hause Kämpfe austragen musste. Gerade auch weil der Protagonist weder Engel noch Teufel ist, sondern aufrechter Gutmensch und überheblicher Despot in einem, ergibt sich daraus ein über weite Strecken faszinierend komplexes Familienporträt. Nur hin und wieder neigt der grundsätzlich sehr natürliche und authentische Film dazu, ein bisschen zu künstlich zu sein. Gerade bei den Dialogen wird manchmal doch ein bisschen dick aufgetragen, große Reden geschwungen, die nicht unbedingt ihren Ursprung im Alltag haben. Und zum Schluss darf dann auch der Kitsch nicht fehlen. Von diesen durch und durch amerikanischen Zügen sollte man sich aber nicht abhalten lassen, denn Fences ist großes Schauspielkino, wie es einem nur selten begegnet.



(Anzeige)

Eine Familie liebt und streitet in den 50ern über Prinzipien, die Zukunft und die Rassenfrage. Das ist hervorragend gespielt und voller komplexer Figuren, an einigen Stellen aber auch aus mehreren Gründen recht künstlich.
8
von 10