(„John Wick: Chapter 2“ directed by Chad Stahelski, 2017)
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Eigentlich war für den früheren Auftragskiller John Wick (Keanu Reeves) ja alles geregelt: Der Mord an seinem Hund war gerächt, sein gestohlenes Auto hat er auch wieder. Sehr viel ruhiger wurde sein Leben dadurch aber nicht. Denn nun ist es der Gangsterboss Santino D’Antonio (Riccardo Scamarcio), der sich bei ihm meldet und eine alte Schuld einfordert. Und so bleibt Wick nichts anderes übrig, als doch noch einmal sein eingemottetes Waffenarsenal auszugraben und seine mörderischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Doch damit fängt der eigentliche Ärger erst an: Cassian (Common), der Bodyguard seiner Zielperson, heftet sich anschließend ebenso an seine Fersen wie Ares (Ruby Rose) und Dutzende weiterer Killer. Denn nun wurde der Jäger zum Freiwild erklärt.
Etwas mehr als zwei Jahre ist es nun her, dass Keanu Reeves mit John Wick ein etwas unerwartetes Action-Comeback landete. Nicht nur, dass der 50-Jährige in den sehr physischen Kämpfen eine ausgesprochen gute Figur abgab – im Gegensatz zu seinem Regiedebüt Man of Tai Chi –, auch die ungemein stylische Inszenierung und der humorvoll überhöhte Racheplot machten eine Menge Spaß. Und so entzückte der zuvor in Flops badende Mime die Kritiker, vor allem aber das Publikum, welches den Reißer zu einem beachtlichen Erfolg werden ließ. Lange dauerte es dann auch nicht, bis ein zweiter Teil angekündigt wurde, der die Abenteuer des Killers wider Willen fortsetzt.
Was hat sich bei John Wick: Kapitel 2 nun geändert im Vergleich zum Erstling? Auf den ersten Blick nicht viel. Eigentlich wurde so vieles vom Vorgänger ohne große Änderungen übernommen, dass der zweite Auftritt von Wick fast schon überflüssig ist. Zwei Punkte sind es dann aber doch, die den Nachfolger in eine etwas andere Richtung schieben – mit besseren und schlechteren Ergebnissen. Sehr bedauerlich ist, dass der komplett unsinnige Anlass für den Racheplot in John Wick – Hundemord und Autoklau – einer sehr viel konventionelleren und ebenso dünnen Geschichte weichen musste. War die erste Begegnung so verschmitzt übertrieben, dass der Film durchaus auch als Parodie auf die üblichen B-Movie-Rachethriller durchgegangen wäre, ist das dieses Mal irgendwie viel ernster gemeint. Und das ist bei einem Genrevertreter, in dem der Protagonist sich nicht mal anstrengen muss, um Dutzende Menschen gleichzeitig auszuschalten, dann doch irgendwie langweilig.
Versöhnlich stimmt aber die Erweiterung des Gangstermilieus. Die Unterwelt erstreckt sich dieses Mal nicht nur über andere Länder, wird dürfen noch viel mehr Einblicke in diese Parallelwelt erhaschen. Angefangen bei dem schon aus dem ersten Teil bekannten vornehmen Continental-Hotel, welches neben den üblichen Vorzügen eines Luxushotels noch diverse Sonderservices anbietet, über die diversen Waffenhändler bis hin zu den Auftragsmechanismen einer aufs Töten spezialisierten Branche, Regisseur Chad Stahelski und Drehbuchautor Derek Kolstad machen sich einen Spaß daraus, die Unterwelt als einen kurios schillernden Ort darzustellen – und wenigstens hier noch Humor zu beweisen.
Ansonsten sind der große Vorzug von Kapitel 2 ohnehin wieder die Kämpfe. Während Hollywood zuletzt oft mit schnellen Schnitten und Effektgewittern die Illusion von Action zu erzeugen versucht, geht es bei John Wick noch richtig zur Sache. Einige der Auseinandersetzungen – vor allem wenn unser Titelheld in den God Mode schaltet – glänzen eher mit hohem Bodycount als mit Abwechslung. Bei anderen ließ man sich aber wieder diverse visuelle Spielereien einfallen, die den Genrevertreter aus der grauen Actionmasse hervortreten lassen. Schöner wäre es nur gewesen, wenn die Tötungsmaschine echte Gegner spendiert bekommen hätte. Die werden zwar wie Cassian und Ares groß aufgebaut. Wenn es aber zur Sache geht, dann ist das alles viel zu schnell vorbei. Vielleicht wird das aber im dritten Teil etwas: Der wird zum Ende des Films recht deutlich angekündigt und will erneut die Einsätze erhöhen. Wenn das Ergebnis so unterhaltsam ausfällt wie hier, ist daran nichts auszusetzen, selbst wenn der erste Teil insgesamt dann doch noch stärker war.