Mr. Robot - Staffel 2
© Universal Pictures

Mr. Robot – Staffel 2

(„Mr. Robot – Season 2“ directed by Sam Esmail, 2016)

„Mr. Robot – Staffel 2“ ist seit 2. Februar 2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich

Keiner hätte es für möglich gehalten, aber sie haben es tatsächlich geschafft: Elliot (Rami Malek), seine Schwester Darlene (Carly Chaikin) und die anderen Hacker von fsociety haben das mächtige Konglomerat E Corp geknackt und die Welt damit ins Chaos gestürzt. Während dessen Präsident Phillip Price (Michael Cristofer) versucht, das Unternehmen zu retten und die FBI-Agentin Dominique DiPierro (Grace Gummer) hinter den Tätern her ist, gilt es für die anderen, ihre Spuren zu verwischen. Für Elliot umso mehr, seitdem ihm klar ist, dass sein geheimnisvoller Mitstreiter Mr. Robot (Christian Slater) sein eingebildeter verstorbener Vater ist, den er um jeden Preis los werden will.

Und was nun? Das dürften sich nach dem Sturz von E Corp nicht nur die Figuren gefragt haben und die vielen Zuschauer, welche den Hacker-Thriller bis zum Finale von Staffel eins von Mr. Robot verfolgten. Auch Sam Esmail, der die preisgekrönte Serie entworfen hatte, wird vor diesem Problem gestanden haben. Zwei Punkte waren, welche die Spannung des Einstiegs auf einem hohen Level hielten: 1. Die Ungewissheit, ob fsociety wirklich den Konzern hacken würde. 2. Die Identität des mysteriösen Mr. Robot. Beide Punkte waren zum Staffelende geklärt, wobei gerade Punkt 2 für einen ziemlichen Knalleffekt gesorgt hatte. Einen, den man unmöglich wiederholen konnte.

Und so handelt Staffel 2 dann auch erst einmal von der Orientierungslosigkeit der Figuren, die nach dem Jahrhundertcoup kein Ziel vor Augen haben, sich in dem Chaos erst einmal selbst finden müssen. Das ist verständlich, ja, aus Zuschauersicht aber erst einmal ein wenig langweilig. Auch wenn manche Fragen offengeblieben sind, allen voran zum Verbleib von Tyrell Wellick (Martin Wallström) und der chinesischen Hackergruppe Dark Society, mit dem Verwirrspiel des Auftaktes kann es der Thriller hier nicht aufnehmen. Es gibt einfach zu wenig Anlässe neugierig zu sein, sich nach mehr zu lechzen – zumal das Tempo anfangs äußerst gering ist, sich Esmail, der diesmal auch alle Folgen inszeniert, sich sehr viel Zeit lässt, um die Geschichte voranzutreiben.

Dabei hat diese Ruhe auch ihre Vorteile, erlaubt sie Mr. Robot doch, noch andere Pfade zu verfolgen. Stark ist beispielsweise die Aufwertung von Angela Moss (Portia Doubleday), die zuvor nicht mehr als eine hübsche Jugendfreundin sein durfte, nun aber zunehmend eigenen Willen und Durchsetzungskraft entwickelt. Auch Joanna (Stephanie Corneliussen) kann mit dem Verschwinden ihres Mannes Tyrell aufblühen und mehr von ihren eigenen Abgründen zeigen. Mit der verschlagenen FBI-Agentin Dom und Elliots gutmütiger Zufallsbekanntschaft Ray (Craig Robinson) gesellen sich zudem zwei würdige Neuzugänge dazu. Und auch Elliots Versuche, sich von seinem imaginären Alter Ego zu lösen und zurück zu der Wirklichkeit zu finden, verdanken wir so manches frühes Highlight in der Staffel.

Aber was bedeutet das schon, Wirklichkeit? Wie wenig Elliot als Erzähler taugt, das haben die Zuschauer bis zum Ende von Staffel 1 gleich mehrfach erfahren dürfen. Die Schwierigkeit, Realität und Einbildung voneinander zu trennen, die nimmt in den neuen zwölf Folgen noch weiter zu. Eigentlich kann man sich hier nichts wirklich sicher sein. Nicht der Situation, nicht der Personen. Esmail nutzt diese Unsicherheit dann auch für diverse Spielereien, welche die in der Hinsicht ohnehin schon sehr aktive Vorgängerstaffel noch einmal deutlich überbietet. Manchmal drohen diese audiovisuellen Experimente den Inhalt zwar komplett zu überlagern, fesselnd sind sie aber schon. Und spätestens wenn der wohl willkürlichste Gastauftritt eines früheren Fernsehstars die Wahrnehmung komplett ins Absurde abschweifen lassen und eine erneute Wendung alles Gezeigte mit vielen Fragezeichen versieht, demonstriert Mr. Robot, weshalb die Serie zu den ungewöhnlichsten der letzten Jahre zählt. Und auch wenn man angesichts des Hangs zur selbstverliebten Geheimniskrämerei und dem übertrieben coolen Technokauderwelsch manchmal mit den Augen rollen möchte, die Wartezeit bis zu Staffel 3 wird lang werden. Staffel 2 mag durch die starken Schwankungen nicht ganz das Niveau der ersten halten, zumindest das Ende ist aber so hundsgemein offen, dass man unbedingt wissen will, was die kaputten Hacker da eigentlich gerade treiben.



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Nach der furiosen ersten Staffel lässt es „Mr. Robot“ dieses Mal etwas ruhiger angehen. Gerade die von Orientierungslosigkeit geprägte Anfangsphase erfordert ein wenig Geduld, diverse Wendungen und audiovisuelle Experimente später fesseln aber auch die neuen Folgen der Hacker-Thriller-Serie.
8
von 10