(„Ouija: Origin of Evil“ directed by Mike Flanagan, 2016)
Nein, mit rechten Dingen geht es ganz bestimmt nicht zu, wenn Alice Zander (Elizabeth Reaser) für ihre Kunden im Rahmen einer Séance den Kontakt zu Verstorbenen herstellt. Kleine technische Spielereien ermöglichen die rührenden Spukmomente, den Rest erledigen ihre beiden Töchter Paulina (Annalise Basso) und Doris (Lulu Wilson). Doch all das ändert sich, als Alice ein Ouija-Brett ersteht, um ihre Vorführungen etwas aufzuwerten. Denn Doris scheint das tatsächlich spirituelle Fähigkeiten zu besitzen, welche die Familie bald gewinnbringend einsetzt. Echte Kontakte statt billiger Tricks! Was die Zanders dabei jedoch nicht ahnen, ist dass sie dabei nicht nur die gewünschten Geister wecken, sondern auch Wesen, die ihnen weniger wohlwollend gesinnt sind.
Fortsetzungen gehen ja oft mit gemischten Gefühlen einher: So schön es ist, liebgewonnene Figuren wiederzusehen, der zweite Auftritt kommt nur selten an den ersten heran. Unter diesem Gesichtspunkt durfte man bei Ouija – Ursprung des Bösen im Vorfeld wirklich Angst haben: Würde es der Horrorstreifen schaffen, die miese Brettspielerei Oujia – Spiel nicht mit dem Teufel noch zu unterbieten? Zumal es sich hier um ein Prequel handelt, dessen Geschichte bereits erzählt wurde und schon in Teil eins nicht interessant war. Diese ein zweites Mal auszupacken, das war nun wirklich nicht sehr erfolgsversprechend.
Zur großen Überraschung ist die Vorgeschichte aber nicht nur besser als der Einstiegsmurks – was nun wirklich nicht sehr schwer war –, sondern insgesamt einer der lohnenswerteren Genrebeiträge, die letztes Jahr über die große Leinwand huschten. Tatsächlich schafft es Regisseur und Co-Autor Mike Flanagan (Oculus, Before I Wake) nahezu alle Kritikpunkte des Erstlings auszumerzen, indem er teils andere Schwerpunkte setzt, teils die alten Ideen einfach besser umsetzt.
Schon der Anfang, das alte Logo von Universal Pictures und der verwendete gelbe Font lassen einen von längst vergangenen Zeit (alp-)träumen. Was überaus passend ist, spielt der Film doch in den 60ern. Flanagan verpasst es dann auch nicht, seiner Schauermär eine dicke Portion Zeitkolorit mit auf den Weg zu geben. Einrichtung, Kleidung, Frisuren bis hin zu den flimmernden Fernsehern und dem altmodischen Spielzeug, der Amerikaner versteht es, ein stimmungsvolles Ambiente aufzubauen. Langsam. Sehr langsam. Wo es Spiel nicht mit dem Teufel seinerzeit noch sehr eilig hatte, beim Abmurksen seiner Protagonisten keine Zeit verschwenden wollte, nimmt sich das Prequel diese, um aus den Figuren tatsächliche Charaktere zu machen. Die prekäre finanzielle Situation der Familie, die Sehnsucht nach dem verstorbenen Vater – die Beschäftigung mit dem Okkulten geht hier mit einem sehr irdischen, menschlichen Rahmen einher. Im Mittelteil hätte Ursprung des Bösen etwas temporeicher sein dürfen, nach der Etablierung der Figuren und der Situation heißt es erst einmal warten. Und warten. Dennoch zahlt sich der persönlichere Zugang aus, anders als beim Vorgänger interessiert man sich hier tatsächlich für das Schicksal der Charaktere. Fiebert mit ihnen mit.
Dass die Anfänge des Brettspielhorrors spannender sind, liegt aber auch an der Inszenierung der Schauermomente. Die ganz originellen Ideen kann der Film sicherlich nicht vorweisen – Schatten im Augenwinkel, plötzlich wieder auftauchende Gegenstände, eine sich selbständig machende Decke, das ist nicht mehr als das kleine Einmaleins des Horrorfilms. Dennoch beweist Flanagan, dass er zu den derzeit versierteren Vertretern seiner Zunft gehört, indem er einen wider besseren Wissens regelmäßig zusammenzucken lässt. Ein Schwachpunkt bleibt aber trotz allem die Verbindung zum ersten Teil. Ganz abgesehen davon, dass es hierbei zu ein paar Unstimmigkeiten kommt, führt dies zu einem überzogenen und überhasteten Ende, das nicht so recht zum Rest passt und die vorangegangene Spannung vermissen lässt. An der Stelle nähert sich das insgesamt sehenswerte Prequel dem zurückgelassenen Murks vergangener Tage unnötig an.
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