(„Rick and Morty – Season 2“, 2016)
Ein bisschen gedauert hat es ja schon, sechs Monate genaugenommen, dafür sieht das Haus jetzt aber auch wieder blitzblank aus! Zeit für den genialen Wissenschaftler Rick und seine beiden Enkel Morty und Summer die angehaltene Zeit wieder fortlaufen zu lassen. Dumm nur dass es dadurch gleich wieder zu Komplikationen kommt und sich die Welt teilt. Mehrfach. Vielfach. Und das ist nur der Anfang. Denn nachdem auch Ricks Tochter Beth und deren Mann Jerry von den Dimensionsreisen des alten Mannes erfahren haben, meint irgendwie jeder, selbst einmal dabei sein zu wollen – mit katastrophalen Folgen.
Das wohl chaotischste Opa-Enkel-Gespann der Fernsehgeschichte ist wieder da. Und hat fast gar nichts dazugelernt. Das wird die Fans der ersten Staffel von Rick and Morty natürlich freuen, denn an dem Grundprinzip hat sich nichts geändert. Die von Justin Roiland und Dan Harmon entworfene Serie kombiniert nach wie vor abgefahrene Science-Fiction-Geschichten mit viel Gewalt und derbem Humor. Und natürlich einer Menge kaputter Figuren.
In Staffel 2 wird auf Letztere noch ein bisschen mehr Wert gelegen als in den ersten zehn Auftritten der Dimensionshopper. Tatsächlich würden viele Szenen auch ohne Raumschiffe und fremde Aliens auskommen, wenn wir einen Blick auf eine typisch dysfunktionale Familie werfen, bei der Kommunikation oft mit Streitigkeiten gleichzusetzen ist. Sofern man überhaupt noch miteinander kommuniziert. Von der Mutter, die sich von niemandem gewürdigt fühlt, über den wachsweichen, arbeitslosen Vater, von den typischen Teenager-Kindern bis zum wenig vorbildhaften Großvater – in der Konstellation steckt eine Menge hässlicher Sprengstoff, wie er auch in ganz normalen Familien vorkommt.
Das soll jedoch nicht bedeuten, dass man bei Rick and Morty dieses Mal auf die fantastischeren, absurden Ideen verzichten muss. Viel dreht sich dabei um obskure fremde Rassen und deren seltsamen Alltagsgewohnheiten. Anspruchsvoll ist das nicht unbedingt, auch wenn die Serie im Programmblock „Adult Swim“ von Cartoon Network lief, sehr erwachsen ist die Aneinanderreihung von Orgien, derbem Humor, übertriebener Gewalt und jeder Menge Flüche/Rülpse nicht. An anderer Stelle wird es etwas cleverer, wenn verkopfte Science-Fiction-Konzepte mit den over-the-top-Geschichten der Freizeitabenteurer kombiniert werden. Wenn dann noch die angesprochene Familiendynamik hinzukommt, läuft die Serie zur Hochform auf.
Ein paar kleinere Hänger gibt es jedoch auch zu bedauern. So kreativ die Serienmacher im Großen und Ganzen waren, des Öfteren neigen sie dazu, alte Witze wieder aufzuwärmen oder neue etwas unnötig in die Länge zu ziehen. In der Hinsicht war Staffel eins dann doch noch die frischere, unverbrauchtere. Dafür aber bemühte man sich, ein bisschen mehr Kontinuität hineinzubekommen, indem manche Themen immer mal wieder in den zehn Folgen auftauchen, neben den prinzipiell für sich stehenden Einzelgeschichten auch ein größerer Rahmen hinter den knallbunten Bildern hervorschimmert. Die sind technisch wie schon zuvor nicht überragend, die vom kanadischen Studio Bardel Entertainment produzierte Serie überzeugt in erster Linie durch die abgefahrenen Designs, weniger durch detaillierte Landschaften oder umwerfende Animationen. Aber auch wenn der Noveltyfaktor nicht mehr ganz so stark zieht, der Humor zuweilen recht plump ist, es macht nach wie vor Spaß, den Chaoten bei ihren Abenteuern zuzusehen und auf den nächsten verrückten Einfall zu warten. Und die nächste Staffel: Rick and Morty endet hier auf eine Weise, die gleich in mehrfacher Hinsicht etwas unerwartet ist und dringend eine Fortsetzung braucht.
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