(„Schatz, nimm du sie!“ directed by Sven Unterwaldt Jr., 2017)
Man habe sich einfach auseinandergelebt, sagen Toni (Carolin Kebekus) und Marc (Maxim Mehmet), zu guten Freunden geworden. Als solche wollen sich die beiden auch trennen, die Scheidung ist bereits im vollen Gange. Da bekommen die Ingenieurin und der Gynäkologe die Chance, Traumprojekte im Ausland zu verwirklichen. So weit so gut. Doch was soll in der Zwischenzeit mit den beiden gemeinsamen Kindern Emma (Arina Prokofyeva) und Tobias (Arsseni Bultmann) passieren? Da sich die zwei nicht einigen können, soll der Nachwuchs entscheiden, bei wem er bleiben soll. Und um diesem beim Entscheidungsprozess zu unterstützen, ist den Rabeneltern jedes Mittel recht, um den Kindern den Aufenthalt zu vermiesen.
In Deutschland ist die Empörung oft groß – aus gutem Grund –, wenn die USA mal wieder einen Stoff aus dem Ausland einkauft und amerikanisiert neu auflegt. Nun ist man auch hierzulande auf die Idee gekommen, dass man mit einem Remake doch gut Geld verdienen könnte. Schlecht ist diese nicht, zumindest im hier vorliegenden Fall. Mama gegen Papa überraschte vor anderthalb Jahren mit einer überaus originellen Grundidee: Anstatt Eltern wie üblich um ein Sorgerecht kämpfen zu lassen, kämpften sie dort dafür, die Kinder loszuwerden. Doch während die französische Komödie in der Heimat ein Millionenpublikum anzog, konnte man hierzulande kaum jemanden dafür begeistern. Warum also nicht einen zweiten Anlauf warten? Vor allem, wenn die gefeierte Komikerin Carolin Kebekus dabei auch noch ihr Debüt als Hauptdarstellerin eines Kinofilms gibt?
Ob der Versuch aufgeht, wird sich nächste Woche zeigen, wenn Schatz, nimm du sie! in die deutschen Kinos kommt. Für Kenner des Originals wird sich der Besuch jedoch weniger lohnen, denn über weite Strecken ist die deutsche Komödie ein geradezu erschreckend direktes Remake der Vorlage geworden, ohne etwas eigenes beitragen zu wollen. An der Ausgangslage wurde nichts geändert, viele Gags wurden 1:1 übernommen. Und wie das nun mal so ist, wenn man einen Witz ein zweites Mal hört: Er ist meistens weniger komisch.
Interessant ist daher, an welchen Stellen die Neuauflage eigene Wege geht. Einige davon sind geschickt angelegt, andere hingegen überflüssig. Schön ist beispielsweise, dass die Kinder etwas mehr Aufmerksamkeit bekommen haben. Zwar wurden aus drei hier zwei gemacht, dafür haben die nun etwas zu sagen, anstatt wie Möbelstücke durch die Gegend geschoben zu werden. Außerdem bemühte man sich an mehreren Stellen um stärkeren Feinschliff: Wo in Mama gegen Papa einzelne Elemente etwas sehr unvermittelt auftauchten, werden sie nun besser miteinander verknüpft und frühzeitig angekündigt. So ist etwa Tonis Chef hier von Anfang an wunderbar widerlich von Ludger Pistor gespielt, was einer späteren Szene zugutekommt.
Bedauerlich ist jedoch, dass bei den Polierarbeiten auch einige der besten Szenen weggeschliffen wurden. Als hätte man sich die Kritik am Original, dass es streckenweise Kindern gegenüber zu hart war, zu Herzen genommen, wurden die heftigeren Momente abgeschwächt oder gar ganz rausgenommen. Der Biss, welcher Mama gegen Papa noch ausgezeichnet hatte, ist hier nur noch teilweise zu spüren. Symptomatisch ist das Ende, welches schon bei der Vorlage überraschend versöhnlich ausfiel und in der deutschen Fassung vollends verzuckert wurde. Bis es so weit ist, gibt es jedoch einiges zu lachen, gerade für Zuschauer ohne Vorkenntnisse, die nicht merken, wie der schwarze Humor einer gräulichen Variante Platz machte. Denn ungewöhnlich ist die Grundgeschichte ja immer noch, die Eskalation eines Traumpaares zu einem Alptraum macht an einigen absurden Stellen Halt. Kraftvoll gespielt ist der etwas andere Rosenkrieg auch, besser als viele deutsche Komödien ist Schatz, nimm du sie! ohnehin.
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