(„Shaun the Sheep – Season 5“ directed by Lee Wilton, Will Becher, 2016)
„Zu viele Köche verderben den Brei“, heißt es ja bekanntlich. Aber auch wenn der Untertitel der neuen DVD darauf anspielt, bei Shaun das Schaf braucht man in dieser Hinsicht keine echten Sorgen zu haben – zumindest nicht aus Zuschauersicht. Seit 2007 werden immer neue Folgen um das Kultschaf produziert, welches 1995 seinen Gastauftritt in Unter Schafen hatte. 150 Episoden sind seither zusammengekommen, die alle nach einem ähnlichen Muster funktionieren. Entsprechend routiniert sind die sieben Folgen hier auch, die wie schon bei Pizza Party im November der aktuellen fünften Stalle entnommen sind.
Kennen muss man den Vorgänger natürlich nicht, alle Geschichten hier funktionieren wie üblich völlig eigenständig. Und kompliziert sind sie ohnehin nicht. Ob in der Titelfolge Hund Bitzer ein schönes Menü fürs Herrchen kochen will und dabei an den chaotischen Schafen scheitert oder der als Geschenk gedachte australische Bumerang nach hinten losgeht, es ist immer etwas los auf der kleinen Farm. Gesprochen wird dabei auch zehn Jahre nach dem Debüt noch nicht, stattdessen verlässt sich Shaun das Schaf auf visuellen Slapstick, der von kleinen wie großen Zuschauern verstanden und genossen werden kann und irgendwie immer im Chaos endet.
Vor allem in den gelegentlich schön absurden Momenten darf man auch als Erwachsener mindestens schmunzeln, anders als das Spin-off Timmy das Schäfchen (Auf Achse) ist das etwas ältere Schaf zwar für ein junges Publikum gedacht, aber nicht auf dieses fixiert. Beispielsweise wird mit Blitzers Obsession des geregelten Tagesablaufs auch so mancher ordnungsliebender Mensch aufs Korn genommen. Die Folge um einen Hilfsknecht, der seine Zeit lieber mit dem Smartphone verbringt anstatt mit Arbeit – oder anderen Formen des realen Lebens –, wird man ebenfalls leicht mit dem eigenen Alltag in Verbindung setzen können.
Als richtiger Kommentar auf unsere Gesellschaft ist das aber natürlich trotzdem nicht gedacht, mehr als nette Unterhaltung will der tierische Mikrokosmos in Shaun das Schaf gar nicht sein. Und das gelingt den britischen Künstlern von Aardman Animations auch mal wieder prächtig: Da die Folgen nur rund sieben Minuten lang sind, ist die Gagdichte recht groß, selbst bei etwas schwächeren Folgen wie Oben ohne verhindert die kurze Zeit echte Langeweile. Zumal die Umsetzung des Traditionsstudios ohnehin wieder absolut zauberhaft geworden ist. Mit der umwerfenden Big-Budget-Stop-Motion-Konkurrenz von Laika (Kubo – Der tapfere Samurai) kann es der weniger ambitionierte Bauernhof natürlich nicht aufnehmen, auch die eigenen Spielfilme gaben mehr her. Was an technischer Brillanz fehlt, das macht die Serie aber mit einer Menge Charme mehr als nur wett. Die vielen liebevollen Details, die witzig gestalteten Figuren – hier darf man schon anfangen zu grinsen, noch bevor irgendjemand was getan hat. Und auch über die 49 Minuten der DVD hinaus.
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