The Great Wall
© Universal Pictures

The Great Wall

(„The Great Wall“ directed by Zhang Yimou, 2016)

„The Great Wall“ läuft seit 12. Januar 2017 im Kino

William Garin (Matt Damon) und Pero Tovar (Pedro Pascal) sind zwei Söldner, die im 15. Jahrhundert nach China reisen, um dort eine der wertvollsten Kostbarkeiten dieser Zeit zu finden: Schwarzpulver. Während ihrer Suche stoßen sie allerdings auf jede Menge Gefahren, und nach ihrer Flucht stehen sie auf einmal vor einer riesigen Mauer, die sich quer durch die chinesische Wildnis schlängelt. Den beiden Europäer wird von General Shao (Hanyu Zhang), Anführer der riesigen Armee, die die Mauer bewacht, Obdach gewährt. Doch dann erfahren sie den Grund, aus dem dieses riesige Bauwerk errichtet wurde: Es soll die Bevölkerung der Hauptstadt nämlich vor Tausenden nicht-irdischen Monstern schützen, die einmal alle 60 Jahre angreifen – und die nächste Konfrontation steht kurz bevor.

Bereits vor Drehstart sorgte The Great Wall für Schlagzeilen, war es doch die erste Co-Produktion, bei der die amerikanische und chinesische Filmindustrie gleichberechtigt zusammenarbeiteten. Die Einflüsse der jeweiligen Filmkulturen der beiden Länder sind schwer zu übersehen, versuchen jedoch zu etwas Einheitlichem zu verschmelzen. Das klappt nur bedingt, was aber wohl auch an der vom Zuschauer höheren Erfahrung liegt, die er mit einer der beiden Filmkulturen gemacht hat. Doch auch wenn der fertige Film nicht ganz einheitlich wirkt, ist diese amerikanisch-chinesische Zusammenarbeit mal eine schöne Abwechslung und vielleicht ja auch ein Türoffner für weitere derartige Projekte.

Dass eine solche Kooperation groß, opulent und episch werden wird, war eigentlich von vornherein zu erwarten. Und genau damit trumpft Regisseur Yimou Zhang auf. Denn die gewaltigen Bilder, die kolossalen Schlachten, das größtenteils graue, dann aber mit vielen farbenfrohen Kostümen versehene Szenenbild und die in manchen Szenen schiere Menge an Statisten sind das, was The Great Wall zu einem Erlebnis macht. Da sieht man dann auch gerne einmal darüber hinweg, dass die Macher sich bei der Kreierung der Monster, der sogenannten „Tao Tie“, doch recht ideenlos gezeigt haben und diese eher als überdimensionale Raubkatzen darstellen.

Deutlich schwerwiegender fällt da das Ende ins Gewicht, bei dem man sich wohl zahlreiche US-Blockbuster zum Vorbild genommen hat. Alles ist einfach ein wenig zu übertrieben, zu sehr over-the-top inszeniert und einige Szenen sehen eher so aus, als wollte man einem Film über eine Zombie-Apokalypse drehen. Die viel größeren Probleme sind allerdings im inhaltlichen Kern von The Grat Wall zu finden. Denn auch wenn sich die Idee einen Film zu machen, der an dem größten Bauwerk der Menschheit spielt, sich eine alte Legende um blutrünstige Monster zu Vorlage nimmt und in groben Zügen wie ein alter Western aufgebaut ist, gut anhört, so scheitert er am Ende doch genau dadran. Denn von außen betrachtet sieht er gut aus, vergleichbar mit einem Trailer, der Lust auf einen Film macht. Doch viel mehr ist unter dieser Oberfläche nicht zu finden.

Es gibt keine wirkliche Handlung, die den Film vorantreibt. Als Zuschauer sehnt man eigentlich nur die nächste Schlachtsequenz herbei, denn alles was zwischendurch passiert, fühlt sich total unwichtig an, weil es eben auch nichts Wichtiges zur Handlung beiträgt. Die Figurenentwicklung, beziehungsweise die der Hauptfigur, bei der man als einzige eine Entwicklung ausmachen kann, ist dermaßen vorhersehbar, weil sie einfach nur einfallslos gestaltet wurde. Die einzelnen Charaktere bleiben dem Zuschauer fast die gesamte Zeit über fremd, da man bei ihnen nie so genau weiß, woran man gerade ist, und keinen Draht zu ihnen aufbauen kann. Ihre Absichten und Gefühle bleiben ein gut gehütetes Geheimnis. Besonders schmerzhaft ist die Verschwendung von Willem Dafoes Figur. Über lange Zeit wird er als mysteriöser Fremder an der Seitenlinie gehalten, nur um dann im letzten Drittel auf einmal zum Bösewicht gemacht zu werden, weil den Machern wohl der Gedanke kam, dass lediglich Tausende von CGI-Monstern als Antagonisten nicht ausreichen würden.



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Auch wenn im Titel das Wort 'great' steckt, so kann man im fertigen Film noch höchstens die Bilder mit diesem Adjektiv beschreiben. Alles andere, das Inhaltliche und Figurentechnische. ist schwach und einfallslos.
6
von 10