(„8 Man After“ directed by Yoriyasu Kogawa, 1993)
Seit einiger Zeit schon ist 8 Man verschwunden, jener Cyborg, welcher der Polizei immer unter die Arme gegriffen hat. Dabei wäre seine Hilfe heute nötiger denn je: Kriminelle Banden machen die Stadt unsicher, die selbst mächtige, künstliche Körperteile intus haben. Und auch viele Drogen, denn nur so lassen sich die fremden Elemente ertragen. Als der Detektiv Hazama Itsuru in dem Zusammenhang einen verschwundenen Wissenschaftler sucht, wird er brutal ermordet, nur um von eben jenem Wissenschaftler selbst in einen Cyborg verwandelt zu werden. Das verleiht dem jungen Mann zwar einerseits große Kräfte, macht dessen Leben aber deutlich schwieriger. Nicht nur, dass Hazama mit seinem Schicksal als Maschine hadert, er ist zudem seit Neuestem mit Sachiko liiert – der früheren Freundin des Original 8 Man.
Der erneute Anime-Boom hält hierzulande unbeirrt an. Grund genug für die Verleihe, ein bisschen in den Katakomben zu schauen, welche ältere Titel man wieder unters Volk bringen könnte. Einen etwas kurioseren haben sie in 8 Man After gefunden. Der hat mittlerweile schon über zwei Jahrzehnte auf dem Buckel, basiert dabei aber noch auf einem deutlich älteren Werk: „8 Man“, ein Manga von 1963, der zeitgleich auch in animierter Form erschien. Man muss aber weder den einen, noch den anderen Vorläufer kennen, um den späten Nachfolger anschauen zu können. Verweise gibt es natürlich. Die beziehen sich aber in erster Linie auf Sachiko, das Bindestück der drei Jahrzehnte auseinanderliegenden Geschichten, und haben eher weniger Einfluss aufs Geschehen.
Allzu anspruchsvoll ist der Anime ohnehin nicht. Oder auch originell. Der eine oder andere wird hierbei vielleicht an RoboCop denken, der seinerzeit auch tatsächlich vom Urmanga inspiriert wurde. Nur dass hier noch mehr Wert auf das Leiden der Titelfigur gelegt wird. Irgendwo zwischen Mensch und Maschine schafft es Hazama nicht, diese beiden Teile von sich wirklich miteinander zu vereinen. Große Fragen zum Menschsein gehen dabei aber nicht einher, 8 Man After ist trotz thematischer Annäherung kein direkter Konkurrent von Ghost in the Shell. Das Analytisch-Philosophische des Kultanimes fehlt, hier geht es ein bisschen gröber zur Sache. Und brutaler.
Tatsächlich darf in den diversen Kampfszenen schon mal ein bisschen mehr gezeigt werden, zumindest was den Faktor Gewalt angeht. Ansonsten verwöhnt die vierteilige Direct-to-Video-Produktion von J.C.Staff (Darkside Blues, New Dominion Tank Police) eher weniger das Auge. Vor allem mit den diversen recycelten Animationen, die schon beim ersten Mal nicht so wahnsinnig toll aussahen, tat man sich – über das offensichtliche Einsparen von Geld hinaus – keinen wirklichen Gefallen. Auch die Designs sind nicht so recht gelungen. Während einige betont düster sein sollen, sind andere eher für eine komische Ausrichtung gedacht. Ohne dass inhaltlich etwas Vergleichbares erfolgt.
Mehr als Durchschnitt sollte man sich von diesem wiederentdeckten Titel nicht erwarten. Anders als das ebenfalls kürzlich wieder ausgegrabene Das Ende aller Tage – Future War 198X, welches noch heute erschreckend relevant ist, ist 8 Man After zudem ein eindeutiges Produkt seiner Zeit, das nicht mehr so wahnsinnig viel zu erzählen oder zeigen hat. Die heruntergekommene Stadt ist einigermaßen atmosphärisch, der Drogenaspekt ist nett. Ansonsten aber dürfte der Anime in erster Linie für Nostalgiker oder Sammler interessant sein, ist er doch eine Art Quintessenz von dem, was Anfang der 90er gern produziert wurde. Abgründig und brutal auf der einen Seite, die Beschäftigung mit einer zukünftigen Technologie, dazu aber dermaßen over the top, dass es manchmal unfreiwillig komisch wird.
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