(„Bridget Jones: The Edge of Reason“ directed by Beeban Kidron, 2004)
Bridget Jones (Renée Zellweger) kann ihr Glück immer noch nicht fassen. Dass ausgerechnet der Anwalt Mark Darcy (Colin Firth) ihr Partner sein würde, nett, gebildet, erfolgreich, die beiden eine glückliche Beziehung führen würden. Nach all den Katastrophen, all den Jahren als unvermittelbare Singlefrau. Als Rebecca Gillies (Jacinda Barrett) auftaucht und ihrem Freund nicht von der Seite weicht, befürchtet Bridget dann auch gleich das Schlimmste, ist die Frau doch nicht nur jünger und hübscher als sie. Sie bewegt sich auch viel geschickter in Marks Kreisen. Als das Schicksal dann noch Daniel Claever (Hugh Grant) wieder auftauchen lässt, mit dem die TV-Moderatorin eine stürmische Vergangenheit teilte, ist das Liebeschaos perfekt.
Wenn ein Film, der nur 25 Millionen Dollar gekostet, mehr das als Zehnfache einspielt, selbst die Kritiker entzückt sind und die Hauptdarstellerin für einen Oscar und Golden Globe nominiert wird, dann liegt eine Fortsetzung auf der Hand. Umso mehr, wenn diese bereits vorliegt, in geschriebener Form. Helen Fielding, deren gleichnamiger Erfolgsroman die Grundlage für Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück bildete, spann die Abenteuer ihrer Kultfigur weiter. Die Grundlagen für Bridget Jones – Am Rande des Wahnsinns waren daher exzellent, das Rezept ein zweites Mal nachzukochen. Und genau das ist die Liebeskomödie, im Guten wie im Schlechten.
Dabei ist die anfangs im Film gestellte Frage ja durchaus spannend: Was passiert eigentlich mit den beiden Protagonisten einer Romanze, nachdem sie in den Sonnenuntergang geritten sind? Die Antwort ist jedoch leider sehr viel weniger spannend. Denn in Am Rande des Wahnsinns werden so viele Elemente des Vorgängers übernommen, dass man kaum noch von einem echten Nachfolger sprechen kann. Eher von einer Kopie. Ein Film, der es sich im Status Quo gemütlich macht und sich weigert, auch nur einen Fuß vor die Tür zu setzen.
Beispiel Daniel. Der spielte im zweiten Buch eigentlich keine besonders große Rolle. Da Hugh Grant aber nun mal einen wichtigen Teil des Filmerfolges ausmachte, so dachte man zumindest, war das Risiko zu groß, auf ihn zu verzichten. Und so wurde er kurzerhand einfach wieder in die Geschichte hineingeschrieben. Verständlich ja, aber eben auch etwas langweilig. Denn Am Rande des Wahnsinns macht einfach die komplette Entwicklung des ersten Teils rückgängig, lässt Bridget noch einmal dieselben Stadien durchlaufen, dazugelernt hat hier wirklich keiner was. Fortsetzungen stehen ja oft in dem Ruf, ein wenig redundant zu sein. Selten traf das aber mehr zu als hier, wo man das Gefühl hat von einem Déjà-vu-Fettnäpfchen ins nächste zu treten.
Um davon wohl ein wenig abzulenken, folgte man daher dem Motto: „Mehr ist mehr.“ Was dem Film an persönlicher Entwicklung fehlt, das soll daher durch äußere Faktoren wieder wettgemacht werden. Zum einen verschlägt es das Trio irgendwann nach Thailand, um der vorhersagbaren Geschichte ein bisschen exotisches Flair zu verleihen. Außerdem wurde der Slapstickfaktor erhöht. Dass Bridget gern mal in chaotische Situationen gerät, gehört dazu, macht einen Teil ihres Charmes aus. Wenn bei ihr eigentlich alles schief geht, sie weder sozial geschickt noch superschlank ist, dann bietet das viel Identifikationsfläche für all die Normalos, die mit den allzu perfekten Hollywood-Schönheiten nie viel anfangen konnten. Bridget, das ist eine von uns!
In Am Rande des Wahnsinns wird das mit der Ungeschicklichkeit jedoch übertrieben. Ob es gleich mehrere Situationen sind, in denen sie sich vor Marks Umfeld lächerlich macht, sie bei ihrer Arbeit bei einer äußerst peinlichen Pose gefilmt wird oder sie beim Skifahren alles falsch macht: Bridget wird als derart inkompetent und lebensuntauglich dargestellt, dass aus dem Alltagsmensch eine Witzfigur wird. Und das hat sie eigentlich nicht verdient. Denn bei all dem Klamauk und ulkigen Dialogen, Schokolade zum Frühstück lebte von dem umwerfen Charme von Zellweger. Der ist auch beim zweiten Auftritt zweifellos da, kann sich aber zu selten entfalten. Man darf hier immer noch seinen Spaß haben, bei den Unsicherheiten von Bridget, den Hahnenkämpfen von Stockfisch Mark und Schwerenöter Daniel. Aber es ist am Ende ein Film, den keiner gebraucht hat, da er nur ein weniger stimmiger Abklatsch des Erstlings ist.
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