(„Bridget Jones’ Baby“ directed by Sharon Maguire, 2016)
Irgendwie hatte sie sich das alles doch etwas anders erhofft. Und dann kam es doch wie befürchtet: Bridget Jones (Renée Zellweger) ist an ihrem Geburtstag Single. Mal wieder. 43 Jahre ist sie inzwischen, ihre biologische Uhr ist kurz davor, ihren Geist aufzugeben. Ein Partner ist jedoch weit und breit nicht zu sehen. Immerhin: Beruflich hat sie sich als TV-Produzentin inzwischen etabliert. Auch ihre Gewichtsprobleme gehören der Vergangenheit an, immer wieder schauen ihr die Männer hinterher. Jack Qwant (Patrick Dempsey) zum Beispiel, mit dem sie auf einem Rockfestival einen heißen One-Night-Stand hat. Und auch ihre Langzeitflamme Mark Darcy (Colin Firth) ist nach dem Scheitern seiner Ehe nicht ganz abgeneigt. Dummerweise muss Bridget einige Wochen später jedoch feststellen, dass sie schwanger ist. Und sie hat keinen Schimmer, welcher der beiden der Vater sein könnte …
Man durfte sich 2016 beim Kinobesuch zuweilen schon fragen, welches Jahr wir gerade schreiben. Oder auch welches Jahrzehnt. Denn es war bemerkenswert, wie viele bekannte Figuren und Franchises wieder zurück auf die Leinwand drängten, von denen wir dachten, sie nie wieder zu sehen. Und oft hätte man sich im Nachhinein gewünscht, das wäre auch so geblieben. Blair Witch war ein enttäuschender Abklatsch des Found-Footage-Pioniers, Ghostbusters ging zwar eigene Wege, die aber nirgendwo hinführten. Und dann auch noch sie: Bridget Jones, jenes chaotisch-unbedarfte Plappermaul, dem nicht nur in Liebesdingen nie etwas gelingen wollte. Warum jetzt noch ein dritter Film, nach zwölf Jahren Pause? Die Vorzeichen waren hier sogar besonders schlecht, da der Vorgänger Am Rande des Wahnsinns eine etwas schrillere und besonders überflüssige Fortsetzung von Schokolade zum Frühstück war, die wenig Lust auf einen Nachfolger machte. Und wenn Hugh Grant, der in den ersten beiden Teilen eine wichtige Rolle spielte, dieses Mal aussetzt, weil ihm das Drehbuch nicht gefallen haben soll, dann verheißt das nichts Gutes.
Und doch: Bridget Jones’ Baby ist deutlich besser, als man erwarten durfte. Besser als der Vorgänger. An den ersten Teil kommt die späte Rückkehr zwar nicht heran, versucht es aber auch gar nicht. Anstatt das Erfolgsrezept einfach nur ein weiteres Mal zu kopieren, wurde es stimmig aktualisiert, an das fortgeschrittene Alter aller Beteiligten angepasst. Erwachsener. Natürlich ist Bridget im Grunde genommen noch immer ein wenig konfus, ein wenig vulgär, nicht immer so ganz souverän. Aber sie hat sich gefunden. Sie ist nicht mehr die, deren Hintern groß im Fernsehen zu sehen ist. Die schon beim Anblick von anderen Menschen jegliche Spur von Selbstsicherheit verliert.
Dem Film hat diese Neuausrichtung gut getan. Jetzt heißt es nicht mehr, einer tendenziell unterwürfigen Witzfigur dabei zuzusehen, wie sie auf dem Boden herumrutscht. Man begegnet sich nun auf Augenhöhe. Und noch etwas hat sich verändert: Durch den Wegfall von Daniel bekommen wir nun ein Liebesdreieck geboten, das eine ganz andere Dynamik hat. Natürlich war Daniel unglaublich charmant und witzig gewesen, gutaussehend ohnehin. Aber eben auch ein Mistkerl, von dem jeder Zuschauer – vor allem jede Zuschauerin – wusste, dass er nicht gut für Bridget ist. Das ist bei Jack deutlich schwieriger, der sich ernsthaft für die (vielleicht-)Mutter seines Kindes einsetzt, dabei auch die Herzlichkeit zeigt, die Mark schon immer abging. Das macht die Entscheidung, wer am Ende die Ziellinie als erster überschreitet, doch spannender.
Ein wenig zumindest. Denn die ganz großen Experimente wagt Bridget Jones’ Baby natürlich nicht. Vielmehr richtet sich das Allstarteam, das neben nahezu allen Schauspielern der Vorgänger auch Regisseurin Sharon Maguire und Bridget-Erfinderin Helen Fielding als Drehbuchautorin zurückholte, eindeutig an Fans. Da gibt es kleine nostalgische Gastauftritte, eine sympathische und witzige Verneigung für den nicht mehr anwesenden Daniel. Und natürlich die üblichen Liebeswirren sowie die bei aller neu gefundenen Kompetenz charmant-chaotische Titelheldin. Diese bewährten, sehr vorhersehbaren Elemente werden dabei von einem Humor aufgewertet, der weniger auf Klamauk setzt, an manchen Stellen sogar Biss zeigt. Bei den kleinen Seitenhieben auf heutige Hipster und Medienvertreter zum Beispiel. Und bei Bridgets schlagfertiger Frauenärztin Dr. Rawlings, herrlich verkörpert durch Emma Thompson, die ebenfalls am Drehbuch beteiligt war. Zum Ende hin wäre mehr Mut sicher schön gewesen. Es sitzt auch nicht wirklich jeder Gag, vom gnadenlos konstruierten Dreieck ganz zu schweigen. Insgesamt ist die Rückkehr von Dauersingle aber erstaunlich stimmig und ein würdiger Abschluss der Reihe.
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