(„Der Löwe ist los“ directed by Harald Schäfer, 1965)
Füchse? Wildschweine? Dachse? Nein, der wahre Star des Zoos in der kleinen Stadt Irgendwo ist der Löwe. Dem gefällt das aber irgendwie nicht so recht, tagein, tagaus in einem Käfig eingesperrt zu sein. Als der Tierarzt Doc versehentlich die Tür offenlässt, nutzt der Löwe dann auch die Chance und schlüpft einfach hindurch. Ganz Irgendwo ist natürlich in heller Aufruhr. Schließlich ist so ein Löwe sehr gefährlich. Denken sie. Eigentlich ist der aber ganz nett. Das wissen auch die beiden Geschwister Kim und Pips, die später mit dem Löwen einige große und gefährliche Abenteuer zu meistern haben.
Dass die Geschichten von Max Kruse irgendwann einmal von der Augsburger Puppenkiste entdeckt und umgesetzt würden, das lag eigentlich auf der Hand. Schließlich war Max der Sohn von Käthe, der berühmten Puppenmacherin. Aber auch der Sohn wurde sehr bekannt, allen voran durch seine Urmel-Bücher (Urmel aus dem Eis, Urmel aus dem Schloss). Einige Jahre älter sind jedoch seine Werke um den freundlichen Löwen, die mit Der Löwe ist los 1952 ihren Anfang nahmen.
Das Alter merkt man der Vorlage auch an. Eine Insel voller papageienfressender Neger? Das würde heute wohl kein Verleger mehr durchgehen lassen. Und auch die Exotik, die vor über 60 Jahren noch Löwen und Sultane hatten, die ist inzwischen doch recht stark verblasst. Dass sich bei Der Löwe ist los kein echtes Abenteuergefühl einstellen will, das liegt aber nicht nur an der Unbarmherzigkeit der Zeit. Das ist teilweise auch hausgemacht. Um die Geschichten möglichst knapp und kinderkompatibel zu halten, sind die Überfahrten immer wahnsinnig schnell. Hier tritt man keine großen Reisen an, in Sekundenschnelle kommt jeder am Zielort an. Hinzu kommt: Dass sämtliche relevanten Informationen – der Löwe wurde auf dem Meer gesichtet, wie er Richtung Sultanien treibt – in der lokalen Zeitung stehen, ist für die Kinder praktisch. Der Atmosphäre nutzt es eher weniger.
Wirklich viel Spannung sollte man hier aber ohnehin nicht erwarten, das verhindert schon die junge Zielgruppe. Zwar wird immer davon geredet, dass Protagonisten gefressen werden sollen – sei es von besagten Negern oder dem Löwen selbst –, am Ende geht aber natürlich alles gut aus. Mal vertrauen die Helden dabei auf die Bedrohlichkeit ihres tierischen Begleiters, meist aber auf Witz und Einfallsreichtum. Dennoch ist das alles sehr simpel hier, trotz der Kürze der Geschichten wird hier vieles etwas zu sehr in die Länge gezogen. Immerhin gibt es dabei einiges zu sehen: Die Schauplätze wechseln während der fünf Episoden regelmäßig. Irgendwo, Dschungel und Sultanien unterscheiden sich optisch doch deutlich voneinander, auch wenn die Einrichtungen an manchen Stellen mehr Details hätten vertragen können. Insgesamt bleibt so ein recht simples Puppenabenteuer, das aus mehreren Gründen nicht ganz zeitgemäß ist, ohne dabei aber echtes Klassikermaterial zu sein. Dafür sind die Geschichten nicht fantasievoll genug, auch bei der Umsetzung wäre mehr drin gewesen.
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