(„Meitantei Konan: Meikyuu no Crossroad“ directed by Kenji Kodama, 2003)
Acht Jahre liegt der Diebstahl der heiligen Buddha-Statue aus einem Tempel in Kyoto schon zurück, von der Beute gibt es bis heute keine Spur. Aber vielleicht jetzt? Zumindest die Hoffnungen sind groß, als der Priester des Tempels Kogoro Mori beauftragt, den verschwundenen Schatz wiederzufinden. Gleichzeitig hält aber ein Verbrechen ganz anderer Natur Japan in Atem: Nach und nach werden immer mehr Mitglieder einer Räuberbande ermordet. Als eines davon in Kyoto sein Leben lässt, in unmittelbarer Nähe von Mori und den anderen, steht für Conan fest: Das kann kein Zufall sein. Beide Fälle müssen irgendwie zusammenhängen.
Kennst du einen, kennst du alle: Wer die bisherigen sechs Kinofilme gesehen hat, der weiß auch schon, was einen bei der siebten Großversion von Gosho Aoyamas Manga zu erwarten hat. Einige seltsame Morde, viele umherirrende Figuren, die oft mehr mit sich selbst als mit dem Fall beschäftigt sind, dazu eine Reihe von japanischen Wortspielen und Anspielungen, die man ohne umfangreiches Glossar nicht verstehen kann. Bei Die Kreuzung des Labyrinths ist Letzteres sogar noch ein wenig ausgeprägter als sonst. Wo die Rätsel um gleichlautende Worte oder fremde Lesungen sonst meistens nur Nebenerscheinungen waren, ein kleiner Zeitvertreib für Conan und seine jungen Freunde, sind sie diesmal integraler Bestandteil der Lösung.
Das ist aber nicht der einzige Grund, warum man als Zuschauer das Rätsel eher nicht knacken wird. Während diesem Element zumindest noch eine gewisse Logik anhaftet, sieht es bei anderen Punkten deutlich mauer aus. Willkürlicher. Als ob bei der Folge der Szenen ein paar Zwischenschritte vergessen wurden. Zum Ende hin wird Die Kreuzung des Labyrinths dann ohnehin völlig over the top. Bei der Ermittlung. Bei den Actionszenen. Fans sind derlei Ausflüge in ein Reich jenseits jeglicher Plausibilität natürlich schon gewohnt. Stören sich vielleicht nicht daran, wenn hier einiges keinen Sinn ergibt und recht billig erzählt wird. Schade ist es aber schon, da die Motivation des Täters dieses Mal – anders als bei vielen anderen Filmen der Reihe – zumindest ansatzweise nachvollziehbar ist. Dazu gibt es ein paar Indizien und Vorkommnisse recht klassischer Natur, Die Kreuzung des Labyrinths folgt über lange Zeit dem Muster eines normalen Krimis.
Eigentlich ist die Mörderjagd dann auch recht spannend, sofern man sich nicht an dem ziemlich geringen Tempo des Films stört. Verwirrend ist zudem die Vielzahl der Charaktere, vor allem auf der Ermittlerseite. Wo in regulären Krimis die Zahl der Verdächtigen üblicherweise den Löwenteil des Personals ausmacht, verschwinden die hier angesichts der vielen Kinder, Jugendlichen und Angehörigen, die alle irgendwie mitmischen. Trotz einer Einleitungssequenz ist es gerade für Neulinge daher schwer, den Überblick zu behalten. Hinzu kommt, dass Aoyamas Designs nicht unbedingt durch Variantenreichtum glänzen: Die Figuren sehen sich teilweise so ähnlich, dass man leicht vergisst, wer hier eigentlich wer ist.
Ansonsten ist Die Kreuzung des Labyrinths aber optisch vergleichsweise gelungen. Die Animationen sind recht dürftig, was vor allem in den besagten Actionszenen zum Problem wird. Dafür sind die Hintergründe schön, Langzeitstudio Tôkyô Movie Shinsha zauberte eine charmante und atmosphärische Version der alten Kaiserstadt auf den Bildschirm. Meistens zumindest. Lediglich in einer Verfolgungsjagd, die völlig aus dem Computer kommt und sich entsprechend mit dem Rest des traditionellen Zeichentrickabenteuers beißt, geht der Film zwar dynamische, aber doch etwas seltsame Wege. Mängel gibt es also nicht zu knapp, alte wie neue. Insgesamt ist der Anime aber solide, sogar einer der besseren Filme der Reihe, überzeugt neben dem Setting mal wieder durch seine teils skurrilen Figuren, die eben dann doch mehr sind als Ermittler.
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