(„Meitantei Konan: Edogawa Shissô Jiken“ directed by Yasuichirô Yamamoto, 2014)
Eigentlich sollte der Besuch eines öffentlichen Badehauses ja eher entspannend sein. Außer wenn man Conan Edogawa heißt. Da passt man einmal nicht auf und rutscht schon auf dem nassen Boden aus. Schlimmer aber noch: Zwei Männer nutzen die Gunst, um den zuvor etwas zu neugierigen Jungen verschwinden zu lassen. Während der nun in der Gewalt mysteriöser Entführer ist und sich an gar nichts erinnern kann, versuchen seine Freunde fieberhaft, den Vermissten wieder ausfindig zu machen. Denn die Polizei ist gerade mit ganz anderen Dingen beschäftigt: Ein Truck wurde gefunden, in dem sich mit Sprengsätzen gefüllte Keksdosen befanden. Aber wem gehörten diese? Und was genau hatten die Besitzer damit vor?
Warum neu manchmal besser ist
Der März meinte es gut mit den deutschen Fans von Detektiv Conan. Nicht nur, dass die Tage die langerwartete Box zur Fernsehserie erscheint, welche die ersten 34 Folgen enthält. Zusätzlich versüßt auch das TV-Special Das Verschwinden des Conan Edogawa die Wartezeit, bis der 20. Kinofilm sein hiesiges Licht erblickt. Und das sogar überraschend gut. Der Zwischenhappen aus dem Jahr 2014 übernimmt natürlich viele Elemente der beliebten Manga- und Animereihe. Viele Stärken wie etwa Gosho Aoyamas zwischen Ernst und Komik wandelnde Figuren. Wichtiger aber noch ist, dass hier einiges auch neu ist. Neu und besser.
Da wäre zunächst einmal, der Titel deutet es bereits an, dass Conan hier nicht komplett im Mittelpunkt steht, Freunde und andere Protagonisten auf mehrere Handlungstränge verteilt der Sache auf den Grund zu gehen versuchen. Natürlich darf er trotz seiner Amnesie später seine fast übermenschliche Kombinationsgabe demonstrieren. Der wird man nicht immer ganz folgen können. Doch das war man von anderen Werken der Reihe schon gewohnt. Deutlich schlimmer gewohnt. Auf japanische Worträtsel wird dieses Mal völlig verzichtet, weshalb auch Nicht-Japanologen mitgrübeln können. Außerdem zeigte man sich dieses Mal so gnädig, tatsächlich Motivationen für die Täter einzubauen, die als solche auch zu erkennen sind. Auch wenn zum Ende einige Fragen offen bleiben, das Ergebnis ist deutlich befriedigender als zumeist.
Simpler Fall, spannend erzählt
Es ist aber nicht nur die verstärkte Nachvollziehbarkeit, welche Das Verschwinden des Conan Edogawa zu einem der besseren Teile machen. Es ist auch die Erzählweise. Mit einer kurzen Einleitungssequenz geht es los: Conan, der einen Herren nach dessen Spind befragt, anschließend unglücklich ausrutscht. Simpel, schnörkellos. Doch was die Sequenz letztendlich bedeutet, das wird erst später verraten. Regisseur Yasuichirô Yamamoto verabschiedete sich von der Gradlinigkeit anderer Krimis. Von der Chronologie. Während er von Handlungsstrang zu Handlungsstrang springt, wechselt er auch mehrfach die Zeitebene, zeigt häufiger das Ergebnis, bevor er sich dem Weg dorthin widmet. Was einfach wirkt, ist doch komplizierter. Was kompliziert ist, wird doch wieder einfach.
Da stört es dann auch nicht, dass man hier anders als sonst weniger nach einem Täter sucht. Anstatt das normale Whodunnit-Schema aufzugreifen – eine Leiche, viele Verdächtige –, gilt es hier einen Anschlag zu verhindern, von dem keiner weiß, auf wen er sein soll. Oder warum. Das erinnert an den ersten Kinofilm Der tickende Wolkenkratzer, ist aber insgesamt etwas spannender als damals, weniger komisch, stärker im Thrillergenre verhaftet. Optisch hat man in den 17 Jahren seit dem Debüt ohnehin etwas zugelegt. Manche der computergenerierten Fahrzeuge stechen zwar ein wenig auffällig hervor, insgesamt hat das übliche Animationsstudio Tôkyô Movie Shinsha (Chie the Brat, Das Schloss von Cagliostro) hier aber solide Arbeit vorgelegt. Fans dürfen zuschlagen, aber auch Einsteiger sind nicht verkehrt: Die komplexen Beziehungen des stetig wachsenden Ensembles spielen hier kaum eine Rolle, viele Vorkenntnisse braucht man nicht, um dem kleinen Meisterdetektiv zu folgen.
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