(„Die Häschenschule – Jagd nach dem goldenen Ei“ directed by Ute von Münchow-Pohl, 2017)
Der Stadthase Max weiß ganz genau, was er will: endlich Mitglied der coolen Gang „Die Wahnsinnshasen“ werden. Dass er dafür allerlei seltsame bis gemeine Prüfungen ablegen muss, spielt keine große Rolle bei der Erfüllung seines Traumes. Doch eben der rückt in weite Ferne, als es ihn versehentlich an die verborgene Osterhasenschule auf dem Land verschlägt. Für Max ist klar, dass er von dort weg muss, so schnell wir möglich. Doch das ist sehr viel leichter gesagt denn getan: Eine fiese Fuchsfamilie macht den Hasen das Leben schwer, weil sie selbst das Ostergeschäft an sich reißen will. Und dafür brauchen sie das sagenumwobene goldene Ei, welches an der Schule versteckt ist. Max bleibt daher nichts anderes übrig, als selbst ein Osterhase zu werden. Denn nur dann darf er die von einer Rosenhecke geschützte Schule verlassen.
Wenn ein Kinderbuch über mehrere Generationen hinweg Bestand hat, sich millionenfach verkauft hat, dann liegt der Gedanke an eine Verfilmung eigentlich nahe. Ganz so einfach war das im Fall von Die Häschenschule des deutschen Autors Albert Sixtus aber nicht. Als dieses 1924 veröffentlicht wurde, war es beseelt von den damaligen Tugenden, sollte den jungen Lesern mithilfe süßer Hasen erklären, wie man sich als ordentlicher Deutscher zu verhalten hat. Nun sind Benimmregeln in der heutigen Zeit allerdings ziemlich aus der Mode gekommen. Und von Animationsfilmen wird dieser Tage auch nicht unbedingt erwartet, dass sie pädagogische Ziele verfolgen. Sie sollen lieber schnell sein, voller Slapstickszenen und lauter Musik. Sprich: all den Sachen, die dem Gedanken des Buches eigentlich zuwiderlaufen.
Regisseurin Ute von Münchow-Pohl (Der kleine Rabe Socke) und ihr Drehbuchteam versuchten dann auch das Unmögliche, beide Welten miteinander zu verbinden. Einen Kompromiss zu finden aus lauter Wildheit und betulichem Ordnungssinn. Die Idee, wie sie das erreichen können, war dann so schlecht auch nicht: Sie lassen einfach Vertreter beider Richtungen aufeinanderprallen. Auf der einen Seite Max, der gerne viel cooler wäre, als er ist, mit etwas bemühter Jugendsprache und Großstadtallüren ankommt. Und auf der anderen Seite die Osterhasen, die überlieferten Regeln folgen, ohne diese zu hinterfragen, dabei abgeschottet sind von dem, was wirklich da draußen vor sich geht.
Was folgt, ist das Erwartbare. Wann immer sich zwei grundverschiedene Weltansichten treffen, gilt es, den Mittelweg zu finden. Ein bisschen idealisiert ist das Landleben ja schon, weshalb Die Häschenschule über lange Zeit auch so wirkt wie jeder andere Film, in dem ein arroganter Großstadtmensch in die Provinz kommt – siehe Doc Hollywood, siehe Cars. Ein bisschen was dürfen aber auch die Landeier von dem Neuankömmling lernen, alte Strukturen aufbrechen. Mit der Zeit gehen. Das ist nett, aber doch auch recht banal, wirklich neue Erkenntnisse bringen diese Konflikte und Kontraste zwischen hier und dort, damals und heute nicht zu Tage. Für die anvisierte junge Zielgruppe reicht das, als Erwachsener wird man sich hier aber recht schnell langweilen. Daran ändern auch die doch noch hineingeschmuggelten Slapstickeinlagen nichts, die gerade dann prominent werden, wenn die so gar nicht schlauen Füchse auftauchen.
Immerhin sorgt währenddessen die Optik für Ablenkung. Nein, der Sprung in die 3D-Hasen-Welten kann es natürlich nicht mit denen der amerikanischen Platzhirsche aufnehmen. Schon aus Budgetgründen ist das hier alles etwas einfacher gehalten, durch den beschränkten Schauplatz im Wald hält sich die Abwechslung noch mehr in Grenzen. Durch die stilisierte Cel-Shading-Technik und viele Lichtspielereien ist das Ergebnis aber dennoch sehr reizvoll, erinnert tatsächlich ein wenig an ein Bilderbuch. Auch wenn es nicht so richtig interessant ist, wenn die Protagonisten hier mal durch die Natur, mal durch die Stadt tollen, so sieht es immerhin ganz schön aus. Und zumindest in der Hinsicht wird der Film dann auch dem Buch gerecht.
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