Digital Devil

(„Digital Devil Monogatari Megami Tensei“ directed by Mizuho Nishikubo, 1987)

Digital DevilDer Wechsel an eine neue Schule ist nie ganz einfach. Auch nicht wenn man so hübsch ist wie Yukimo. Dabei wüsste die eigentlich schon, wie sie sich den Aufenthalt angenehmer machen könnte. Genauer mit wem. Akemi heißt der hübsche Mitschüler, in den sich Yukimo auf Anhieb verliebt. Leider zeigt das Computergenie aber so gar keine Anstalten, ihr ein wenig Aufmerksamkeit schenken zu wollen. Und das hat seinen Grund. Loki. So lautet der Name des Dämons, den er mithilfe seines Rechners und eines Menschenopfers beschwören will.

Dieses Jahr feiern zwei altehrwürdige japanische Rollenspielreihen einen runden Geburtstag. Die eine ist „Final Fantasy“ (30 Jahre), welches vor langer Zeit schon weltweit den Mainstream knackte, als Spiel und in animierter Form (zuletzt in Kingsglaive: Final Fantasy XV) ein Millionenpublikum anspricht. Die andere ist „Shin Megami Tensei“, welches 2017 den 25. Geburtstag feiert und allein schon aufgrund des Horrorsettings und der bizarren Mischung aus Gottheiten und Dämonen aus allen Ecken der Erde nicht ganz so leicht vermarktbar war. In den letzten Jahren genoss aber auch die exklusive Kultveranstaltung einen Popularitätsschub, der sich unter anderem in diversen Animeadaptionen von Schwesterreihen äußerte (Devil Survivor 2 – The AnimationPersona 3 The Movie: #1 Spring of Birth).

Zu recht von der Zeit vergessen
Bei all den Festivitäten wird jedoch gern verschwiegen, dass die Mutterreihe „Megami Tensei“ eigentlich auch Geburtstag hat. Ebenfalls rund, nur noch ein bisschen älter. 1986 war der erste Roman der Horrorreihe erschienen, 1987 folgte das erste Videospiel, aber auch der erste Anime. Digital Devil heißt er und dürfte selbst bei größeren Fans wenig bekannt sein. Und das hat gute Gründe. Da wäre zum einen der Titel, der im Gegensatz zum japanischen Original seine Wurzeln verbirgt – stammt er doch aus einer Zeit, als „Megami Tensei“ niemandem etwas sagte. Der zweite Grund ist, dass der Anime nur noch schwer zu finden ist. Die besten Chancen, den nie in Deutschland veröffentlichten Film zu bekommen, ist eine Kombi-Veröffentlichung mit Leiji Matsumotos empfehlenswerter Kriegsanthologie The Cockpit. Der dritte Grund: Der Teufel-Anime taugt einfach nicht viel.

Dabei bringt Digital Devil ja eigentlich einiges mit für die abendliche Unterhaltung. Eine atmosphärische Mischung aus Sci-Fi- und Horrorelementen. Bizarre Bilder. Ein typischer 80er Jahre Synthie-Rock-Soundtrack. Allgemein ist der Anime, der unter der Mitarbeit von J.C.Staff (Darkside Blues, 8 Man After) entstand, unter audiovisuellen Gesichtspunkten eigentlich recht ordentlich. Das allerhöchste Budget hatte die Direct-to-Video-Produktion nicht, Animationen und Designs sind aber mehr als brauchbar. Hinzu kommt ein ausgiebiges Spiel mit zumeist dunklen Farben.

Die verzweifelte Suche nach dem Sinn
Im Dunkeln sitzt man jedoch auch als Zuschauer. Der Versuch, aus der Geschichte irgendeinen Sinn herauszudestillieren, endet fast zwangsweise mit leeren Händen. Das mag auch an der kurzen Laufzeit von etwa 45 Minuten liegen, die für Regisseur und Drehbuchautor Mizuho Nishikubo (Giovannis Insel) nicht viel Gelegenheit für inhaltliche Verknüpfungen bot. Tatsächlich wird man an mehreren Stellen das Gefühl haben, dass da doch irgendwo Szenen fehlen. Dass etwas herausgeschnitten wurde. Selbst wer sich mit den anderen Animeadaptionen oder Spielen auskennt, versteht bei diesen unzusammenhängenden Einzelmomenten nur Bahnhof. Wirkliche Anknüpfungspunkte gibt es aber für Kenner ohnehin nicht. Das umfangreiche Kompendium aus unheimlichen Wesen, eine der großen Stärken von „Megami Tensei“, existiert hier noch nicht. Fanfavoriten wie Jack Frost fehlen, Loki ist kaum wiederzuerkennen. Lediglich Cerberus entspricht mehr oder weniger seinem heutigen Design. Selbst Anhänger der Reihe können sich Digital Devil daher sparen, lediglich Sammler oder ganz große Fans von 80er Jahre Horroranimes à la Wicked City oder Vampire Hunter D greifen zu und dürfen sich an nostalgisch stimmenden, völlig unpassenden Tentakelmassakern erfreuen.



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Die erste Anime-Adaption der beliebten Reihe „Megami Tensei“ ist nicht einmal Fans wirklich zu empfehlen. Während die Direct-to-Video-Produktion audiovisuell ordentlich ist, scheitert „Digital Devil“ daran, eine zusammenhängende Geschichte zu erzählen.
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von 10