Gut gebruellt Loewe
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Gut gebrüllt, Löwe!

(„Gut gebrüllt, Löwe!“ directed by Harald Schäfer, 1967)

„Gut gebrüllt, Löwe!“ ist seit 24. März 2017 auf DVD erhältlich

Der König ist tot, lang lebe der Prinz! Oder doch nicht? Zumindest nicht, wenn es nach Rao geht. Denn der würde ganz gern selbst die Macht in dem fernen Reich Nekaragien an sich reißen. Dass die Thronfolge eigentlich Prinz Panja vorsieht, stört ihn dabei weiter nicht, notfalls muss sein Neffe eben mit Gewalt entfernt werden. Panja selbst ist ganz ahnungslos, glaubt nach wie vor an das Gute in seinem Onkel. Und so obliegt es dem Hofflamingo, Löwe, Sultan und Kamel um deren Hilfe im Kampf gegen Rao zu bitten. Die willigen auch sofort ein, ohne zu ahnen, worauf sie sich da eigentlich einlassen. Denn der Bösewicht befehligt eine gefährliche Blechbüchsenarmee, ohne Skrupel, sie gegen jeden einzusetzen, der sich ihm in den Weg stellt.

Für jeden ist einmal die Zeit gekommen, den Hut an den Nagel zu hängen. Selbst wenn man keinen Hut hat, sondern eine prächtige Löwenmähne. Nachdem wir schon in Der Löwe ist los und Kommt ein Löwe geflogen den Abenteuern der großen Raubkatze gefolgt sind, stellt Gut gebrüllt Löwe den Abschluss der Trilogie dar. Gewissermaßen. Ein richtiges Ende hat die Miniserie von 1967 eigentlich nicht. Aber wer sich die ersten beiden Teile der Adaptionen von Max Kruses gleichnamiger Kinderbuchreihe angeschaut hat, der würde das auch gar nicht erwarten. Denn das mit den sinnvollen Zusammenhängen, das war von Anfang an nicht gerade die Stärke der TV-Produktionen gewesen.

Mal sind sie da, dann wieder nicht …
Vorkenntnisse braucht man deswegen auch gar nicht haben. Die Anfangshelden Kim und Pips sind nun vollständig in der Versenkung verschwunden, der kleine Afrikaner Totokatapi ist nach seinem großen Erbe im Vorgänger wohl zu beschäftigt für weitere Abenteuer. Dafür darf der Löwe wieder was machen, es gibt ein paar neue Figuren und Schauplätze. Die sind wie so oft in der Reihe ein wenig exotisch angehaucht oder zumindest etwas anders. Höhepunkt des gemeinsamen Ausfluges ist die Begegnung mit der Blechbüchsenarmee. Die hat zwar nicht den surreal-bizarren Charme des Geisterbahnausfluges, welcher Kommt ein Löwe geflogen auszeichnete, ist aber doch zumindest skurril genug, um für etwas Unterhaltung zu sorgen – eine Mischung aus der Kartenarmee von „Alice im Wunderland“ und den Blechfiguren aus „Der Zauberer von Oz“.

Ansonsten besticht auch Gut gebrüllt, Löwe!, dessen in regelmäßigen Abständen wiederholter Titel auf ein Zitat aus William Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ zurückgeht, mal wieder durch seine nonchalante Willkürlichkeit. Eigentlich ergibt hier nur wenig Sinn. Von der anfänglichen Umbenennung von „Irgendwo“ über den Auftrag des unbekannten Flamingos bis zu den einzelnen Stationen im Kampf gegen den bösen Rao, nichts davon passiert wirklich aus der Situation heraus. Es passiert einfach so irgendwie. Manchmal fragt man sich sogar, ob bei den vier Episoden nicht versehentlich welche weggelassen wurden. Dass einzelne Ideen und Elemente plötzlich wieder verschwunden sind, passt ins Bild. Eben weil es kein Bild ist.

Steif, rustikal, irgendwie charmant
Aber die angesprochene Zielgruppe wird das wohl eher weniger stören, die dürfen sich an dem vorlauten Löwen und dem willensstarken Kamel erfreuen. Oder auch an den anderen Figuren, welche von der Augsburger Puppenkiste gefertigt wurden. Die sind naturgemäß alle ein bisschen steif, bewegen sich entweder gar nicht oder zuckeln wild durch die Gegend. Aber es ist schon mit rustikalem Charme verbunden, das bald 50 Jahre alte Kinderspielzeug noch einmal über den Bildschirm turnen zu sehen. Mit Fäden, die von Jahr zu Jahr dicker werden scheinen. Aber auch einigen kunstvolleren Einstellungen, die Gut gebrüllt, Löwe! zwar nicht weniger altmodisch machen, aber doch zu einem netten Zeitvertreib, gerade auch für die nostalgisch Veranlagteren unter uns.



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Zum Abschluss der Löwen-Trilogie wird es noch einmal schön willkürlich. Die Kinderbuchadaption kümmert sich wenig um Zusammenhänge, hat dabei einen schön rustikalen Charme und wird zumindest bei der Blechbüchsenarmee auch etwas skurriler.
5
von 10