(„Justice League Dark“ directed by Jay Oliva, 2017)
Die ganze Welt steht vor einem Rätsel. Und einem Blutbad. Keiner kann sagen, warum überall die Menschen durchdrehen, in allem und jeden eine dämonische Bedrohung sehen. Auch vor Angehörigen machen diese Halluzinationen nicht Halt, Familienmitglieder werden in panischer Angst getötet. Stecken da tatsächlich teuflische Kräfte dahinter? Batman ist skeptisch, vermutet hinter den schrecklichen Ereignissen eine ganz rationale Erklärung. Bis er selbst eine wenig rationale Erfahrung macht. Und so schart er eine neue Gruppe von Mitstreitern um sich, um dem mystischen Rätsel auf den Grund zu gehen und die Menschheit vor sich selbst zu retten.
Dass man es bei den Filmadaptionen der DC Comics gern etwas düsterer mag, das ist kein Geheimnis. Seitdem Christopher Nolan dem Dunklen Ritter in Batman Begins neues, finsteres und vor allem geldbringendes Leben eingehaucht hat, versucht man sich hier mit Schmutz und Grau zu übertreffen. Motto: je abgründiger, umso besser. Koste es, was es wolle, notfalls eben auch Spaß und Qualität. Bei den Zeichentrickvarianten ist dieser dunkle Ton sehr viel weniger konstant. Bestes Beispiel: Batman. Da treffen humorvolle, selbstironische Werke (Batman Unlimited: Mechs vs. Mutants, Batman: Return of the Caped Crusaders) auf betont brutale Varianten wie Batman: The Killing Joke, in denen reichlich animiertes Blut fließen darf.
Viele neue alte Bekannte aus dem DC Comics Universum
Justice League Dark, der 27. Teil der „offiziellen“ Reihe DC Universe Animated Original Movies, geht ebenfalls in letztere Richtung. Anders als der lang gehypte, am Ende jedoch enttäuschende Vorgänger ist diese Ausrichtung hier jedoch in sich stimmig. Eine berühmte Comic-Vorlage hat der Film dabei nicht vorzuweisen, ist lediglich ein Anlass, die verschiedensten Figuren das erste Mal aufeinandertreffen zu lassen. Von Vorteil wäre es dabei schon, diese vorher an anderer Stelle gesehen zu haben. Swamp Thing zum Beispiel, der zuvor schon in eigenen Zeichentrickserien auftreten durfte. Oder auch der Okkult-Detektiv John Constantine, der ursprünglich ebenfalls aus dem Sumpf kam und später eine Realverfilmung mit Keanu Reeves spendiert bekam. Denn wer diese nicht kennt, könnte hier etwas überfordert sein: Man versuchte nicht einmal, die Vielzahl an Charakteren standesgemäß einzuführen. Da verliert man schnell den Überblick, wer böse, wer weniger böse ist.
Der etwas wirre, zuweilen ziellose Inhalt ist aber ohnehin eher Nebensache. Vielmehr sticht der Animationsfilm durch seine vielen grausigen Momente und bizarren Szenerien hervor. Eine der ersten Szenen zeigt eine junge Mutter, die ihre Kind in Panik zu töten versucht und anschließend vom Dach springt. Später sind wir in zwischendimensionalen Häusern unterwegs, Figuren werden von Geistern übernommen, groteske Monster tauchen auf, immer wieder hat man den Eindruck, nur einen Schritt von der Hölle entfernt zu sein. Justice League Dark ist daher ungefähr das, was Doctor Strange für Marvel ist: die Horrorvariante einer Superheldensaga. Dass hier Jay Oliva Regie geführt hat, passt ins düstere Bild, hat der philippinisch-amerikanische Künstler einige Jahre zuvor doch auch Doctor Strange: The Sorcerer Supreme inszeniert.
Furchteinflößender Inhalt, schreckliche Verpackung
Atmosphärisch ist das insgesamt gut gelöst, die unheimlichen Orte in Verbindung zu den Wahnsinnsattacken und umherlaufenden Alpträumen verbreiten wohlige Gruselstimmung. Verdorben wird die jedoch des Öfteren durch die schwache Technik. Einige der Effekte sind nett anzusehen, die Animationen sind mitunter aber noch erschreckender als die eigentliche Geschichte. Und auch bei den billigen Hintergründen drängt sich der Eindruck auf, dass die Welt von allen Geistern verlassen wurde – guten wie schlechten. Sollte die Endlosreihe fortgesetzt werden, was hier zum Schluss recht deutlich angedeutet wird, dann hoffentlich mit mehr Feinschliff, einer interessanten Geschichte und kompetenter Optik. Denn Lust auf mehr macht der erste Auftritt der mystischen Heldentruppe durchaus.
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