(„Kommt ein Löwe geflogen“ directed by Harald Schäfer, 1966)
In Irgendwo geht es gerade heiß her. Eine Bande von Dieben macht die kleine Stadt unsicher, nimmt mit, was nicht niet- und nagelfest ist. Und dann wäre da auch noch die Sache mit dem Kaufhaus: Eigentlich wollte Onkel Pitt es an Totokatapi vererben. Aber wo steckt der? Der Rechtsanwalt hat nicht mehr als ein altes Foto. Glücklicherweise kennt der Tierarzt Doc den Jungen jedoch. Und so macht er sich auf den weiten Weg nach Sultanien, um dem zukünftigen Erben den Brief des Anwalts zu überreichen. Dummerweise bekommt aber Mr. Knister mit, was da vor sich geht. Ein eigenes Kaufhaus? Das bringt doch sicher eine Menge Geld ein. Und der Verbrecher hat auch schon eine Idee, wie er Totokatapi die Erbschaft abluchsen kann.
Alles beim alten und doch auch irgendwie anders: Der zweite Teil der Augsburger-Puppenkiste-Reihe über die Abenteuer eines sprechenden Löwen macht auf gewisse Weise da weiter, wo Der Löwe ist los aufgehört hat. Nahezu alle Figuren sind wieder mit dabei, auch dieselben Schauplätze dürfen wir ein zweites Mal sehen. Irgendwie spielen beide aber keine wirkliche Rolle. Kim und Pips beispielsweise, die bei der ersten Serie noch das Abenteuer starteten, tauchen zwischendrin zwar mal auf, haben aber nicht viel zu tun oder zu sagen. Auch der Sultan begnügt sich mit einem Kurzauftritt. Ja, nicht einmal der Löwe genießt noch den Mittelpunktstatus, den der Titel suggeriert. Dafür darf Totokatapi jetzt mehr sein als ein farbloses Anhängsel der Gruppe, auch der Papagei Ka bekommt ein bisschen was zu tun.
Den Versuch, ein Abenteuer zu erzählen, startete man hier nicht. Glücklicherweise. Mangelte es Der Löwe ist los an dem Gefühl, tatsächlich draußen in der großen weiten Welt unterwegs zu sein, da jeder Ort in Sekundenschnelle erreicht werden kann, warf man jeglichen Anspruch in der Hinsicht völlig über Bord. Eigentlich hatte Max Kruse, der die zugrundeliegende Kinderbuchreihe schrieb, wohl überhaupt keine Ambitionen mehr beim Entwurf der Handlung. Warum ausgerechnet Totokatapi, der im ersten Teil eigentlich nur angereist war, den Löwen zu fangen, nun der Erbe des Kaufhauses sein soll, das wird nie so wirklich klar. Und auch sonst ist Plausibilität hier eher ein Zufallsprodukt, etwa bei einer Verfolgungsjagd in einem Raum, in der es niemand schafft, den Überblick zu behalten. So als ob es dem Autor völlig egal war, wie er Momente aneinanderreiht. Von fantastischen Elementen wie einem fliegenden Teppich ganz zu schweigen.
Was sich sehr negativ anhört, ist es am Ende aber nicht. Vielmehr ist Kommt ein Löwe geflogen, gerade weil es sich am Quatsch erfreut, sogar spaßiger als der eher dröge Vorgänger. Die nichtssagenden Kinder wurden entsorgt, stattdessen konzentriert man sich auf die etwas kurioseren Tiere. Vor allem das Kamel, damals noch ein wenig beachteter Nebendarsteller, gerät in komische bis bizarre Momente. Der Höhepunkt: ein Ausflug in die Geisterbahn, in der die Augsburger sich mal ein bisschen austoben durften, es auch ein klein wenig surrealer wird. Im Kaufhaus und auf einem Jahrmarkt gibt es diesmal ebenfalls ein bisschen was zu entdecken, was dem Nachfolger auch in punkto Optik einen kleinen Vorsprung verschafft. Das reicht zwar nicht, um ganz mit anderen Produktionen der Puppenmeister gleichzuziehen, ansehen kann man sich die Kinderbuchadaption aber durchaus.
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