(„Rupan Sansei“ directed by Masaaki Ōsumi, Hayao Miyazaki, Isao Takahata, 1971/72)
Das Stehlen liegt ihm ja schon im Blut: Sein Großvater war der legendäre Meisterdieb Arsène Lupin. Und so versteht es sich dann auch für Lupin III, dass er seinen Lebensunterhalt damit verdient, zusammen mit seinem Komplizen Daisuke Jigen andere Leute um ihr Hab und Gut zu erleichtern. Erfolgreich sogar. So erfolgreich, dass ihm regelmäßig andere Leute auf den Fersen sind. Allen voran Inspektor Koichi Zenigata hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, den gesuchten Verbrecher dingfest zu machen. Aber auch seine heimliche Flamme Fujiko Mine, selbst versiert in der Kunst des Diebstahls, durchkreuzt ihm immer wieder seine Pläne.
Aller Anfang ist schwer. Heute gehört Lupin III zu den prominentesten und ausdauerndsten Figuren, welche je die Animewelt erblickt haben. Vier Staffeln plus ein Spin-off mit insgesamt über 250 Folgen wurden in den letzten Jahrzehnten produziert, dazu kommen mehrere Dutzend Kinofilme und TV-Specials. Anfang der 70er sah das aber noch deutlich düsterer aus, in mehrfacher Hinsicht. Gisaburo Sugii (Das Leben des Budori Gusko, Night on the Galactic Railroad) war es, der eine Adaption von der 1967 gestarteten Mangareihe von Monkey Punch anregte. Und tatsächlich zeigte man sich beim Studio Tôkyô Movie Shinsha (Chie the Brat, Detektiv Conan) interessiert, nur mangelte es am Geld. Ein von Masaaki Ōsumi inszenierter Pilotfilm sollte Sponsoren anziehen, ohne großen Erfolg jedoch, erst über ein Jahr später konnte die Produktion der ersten Serie beginnen.
Die war ganz im Stil des Pilotfilms angelegt. Ein düsterer, dreckiger Stil. Lupin III als charmanter Halunke? Nicht so wirklich. Abgesehen davon, dass er sich teilweise als wenig kompetent zeigte, ist es vor allem seine Skrupellosigkeit, sein Hang zur Brutalität, der heute überrascht, wenn man die späteren Produktionen zum Vergleich heranzieht. Und auch Fujiko Mine war hier von ungewohnter Seite zu sehen. Die Freizügigkeit der ersten Folgen, die teilweise als Fanservice durchgehen würden, haben nur wenig mit der familienfreundlichen Unterhaltung der späteren Animefassungen zu tun. Aus gutem Grund: Angesichts enttäuschender Zuschauerzahlen musste Ōsumi gehen, stattdessen übernahmen Hayao Miyazaki und Isao Takahata den Regiestuhl, die späteren Gründer von Studio Ghibli.
Der Unterschied war frappierend: Geschossen und gestohlen wurde zwar noch immer eine Menge, Lupin III wurde aber als deutlich sympathischer (und erfolgreicher) dargestellt. Wer Miyazakis spätere Filmfassung Das Schloss von Cagliostro kennt, wird sich hier gleich wie zu Hause fühlen. Zumindest fast. Die Qualität des Klassikers wird hier noch nicht erreicht, was zum einen an der deutlich schwächeren Optik liegt, die erst zum Schluss ein bisschen zulegt. Zum anderen aber auch an den Geschichten selbst, die aufgrund der kürzeren Laufzeit immer recht simpel ausfallen.
Zudem neigt Staffel 1 immer mal wieder zu völlig übertriebenen Einfällen, die nicht so recht zu den Raubzügen passen. Da kommt mal eine Hexe vor, eine Zeitmaschine, ein Fingernagel wird zu einem wichtigen Ausbruchswerkzeug, die unsinnigsten Verkleidungen werden für bare Münze genommen. Das stört vor allem während der ersten düsteren Folgen von Ōsumi, die sich stärker am Manga orientieren. So schön es ist, eine erwachsenere Fassung des Meisterdiebes zu sehen, der Effekt wird durch die grotesken Elemente immer wieder zunichtegemacht. Stimmungsvoller ist da die komischere Interpretation. Aber auch da wäre es insgesamt spannender gewesen, echte Heistgeschichten zu erzählen, die auf cleveren Einfällen und Tricks basieren, anstatt oft gleich over the top werden zu müssen. Unterhaltsam ist die Staffel insgesamt aber schon, hat einige auch tatsächlich witzige Folgen zu bieten. Sammler sollten diese eh zu Hause haben, da es sich um das Regiedebüt von Miyazaki handelt. Unverständlicherweise schaffte sie es aber ebenso wenig hierher wie die späteren Serien, weshalb Animefans auf den glücklicherweise recht günstigen US-Import ausweichen müssen.
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