(„Rupan Sansei: Nenriki chin sakusen“ directed by Takashi Tsuboshima, 1974)
Finanzielle Sorgen muss sich Lupin III (Yûki Meguro) nun wirklich nicht machen. Als Nachkomme der nicht ganz ehrwürdigen, aber doch erfolgreichen Diebesfamilie kann er in den Tag hineinleben, wie er möchte. Und mit wem er möchte. So denkt er zumindest. Ganz so leichte Beute ist Fujiko (Hideko Ezaki) dann aber doch nicht. Die ist zwar ausgesprochen schön, aber auch ausgesprochen gerissen. Und hat eine Vorliebe für Juwelen. Ein echter Gentleman geht daher auf Beutezug, um der Frau jeden Wunsch zu erfüllen. Während er und sein Gehilfe Jigen (Kunie Tanaka) den Coup planen, gerät Lupin aber regelmäßig mit anderen aneinander. Mit der italienischen Verbrecherogranisation Maccherone beispielsweise. Und mit Inspector Zenigata (Shirô Itô), der um jeden Preis den Verbrecher dingfest machen möchte, dabei aber eine Pleite nach der anderen erlebt.
Während Lupin III in Japan und Italien absoluter Kult sind, zum Teil auch in Frankreich und den USA, ist der charmante Meisterdieb in Deutschland immer eine Randerscheinung geblieben. Wie auch, wenn von der ersten Serie an keines seiner TV-Abenteuer hierherkam? Am ehesten wird man die von Monkey Punch erdachte Mangafigur noch durch seine Filme kennen. Das Schloss von Cagliostro zum Beispiel, immerhin das Spielfilm-Regiedebüt von Studio-Ghibli-Mitbegründer Hayao Miyzaki. Oder auch die Realversion Lupin III – Der Meisterdieb, welche vor fast zwei Jahren hier erschien. Was viele nicht wissen: Schon einmal wurde der gezeichnete Anti-Held von einem Menschen verkörpert. 1974 war das und damit gleich vier Jahre vor dem Anime-Kinodebüt in The Mystery of Mamo.
Humor ohne jegliches Schamgefühl
Bemerkenswert ist dabei, wie radikal anders diese erste Realversion ausfiel. Humor war natürlich auch bei der Interpretation 40 Jahre später dabei. Aber nicht in dem Ausmaße wie hier. War der spätere Lupin bei allem Augenzwinkern ein ernstzunehmender, überaus charmanter Verbrecher, ist sein filmischer Vorfahre eine bewusste Witzfigur. Schon gleich zu Beginn, wenn er in der Zufallsbegegnung Fujiko seine große Liebe entdeckt haben will, macht er sich völlig zum Affen. Und es werden noch viele weitere Beispiele folgen: In seiner nonchalanten Selbstüberschätzung ist er sich für nichts zu schade, ist ihm keine Situation so richtig peinlich. Nicht einmal, wenn er seine Hose verliert. Und das kommt vor. Oft sogar.
Allgemein wollte man bei Lupin III: Strange Psychokinetic Strategy wohl ausprobieren, wie viel Albernheit und Nonsens man in 80 Minuten packen kann. Die Antwort: eine Menge. Von den Heist-Movie-Ansprüchen, welche die Serie noch verfolgte und die meisten der späteren Veröffentlichungen auch, hatte man sich hier verabschiedet. Ein wertvolles Objekt der Begierde gibt es, eine kleine Statue, die einem Gerücht nach von Außerirdischen (!) stammen soll. Aber das ist nicht mehr als ein Vorwand, unentwegt Blödsinn zu machen. Wem schon der Titel seltsam vorkommt, sollte sich hier auf etwas gefasst machen, Sinn ergibt hier fast nichts.
Kreative Blödelei für (Nicht-)Fans
Das soll diese Aneinanderreihung von Slapstickmomenten aber auch nicht. Und schlecht ist der Film auch bei weitem nicht. An einigen Stellen muss man sogar den Hut vor der Kreativität von Regisseur Takashi Tsuboshima und seinem Team ziehen. Während einige Elemente wie die vielen Grimassen und komischen Geräusche in so ziemlich jedem Blödelfilm dieser Zeit vorkommen, zeigte man sich an anderer Stelle recht einfallsreich. Da wird eine französisch klingende Pseudosprache gesprochen – Lupin ist schließlich der Enkel von Arsène Lupin –, beim Sex tauchen kleine illustrierende Pfeile auf, dann wird wieder kräftig am Bild gewackelt, um eine Prügelei zu simulieren. Und dann wäre noch der eine Moment, in dem Lupin die vierte Wand durchbricht und dem Zuschauer ein Ereignis erklärt, das so eigentlich unmöglich ist.
Fans werden mit dieser extremen Albernheit hadern, die wirklich nichts und niemanden respektiert. Zudem wurde Jigen zu einem wenig markanten Gehilfen degradiert, Goemon fehlt sogar völlig. Wer sich aber für die Ursprünge des Dauerbrenners interessiert, der findet hier eine Interpretation, die in der Tradition von Der rosarote Panther steht, ohne dessen Qualität zu erreichen. Auf Deutsch ist diese Obskurität natürlich nicht erhältlich, vor einigen Jahren erschien Strange Psychokinetic Strategy aber in einer US-Version. Die ist inzwischen zwar leider ebenfalls out of print, lässt sich manchmal aber noch relativ günstig im Internet finden. Wer dieses auch durch das Alter bedingt billige, hoffnungslos altmodische und unschlagbar alberne Filmdebüt sehen möchte, sollte deshalb nicht zu lange warten. Und allein für eine ausgesprochen sonderbare Begegnung gegen Ende hin hat es sich gelohnt, dieses Schätzchen wieder auszubuddeln.
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