Nisekoi Staffel 2
© Naoshi Komi / SHUEISHA, ANIPLEX, SHAFT, MBS

(„Nisekoi – Staffel 2“ directed by Naoyuki Tatsuwa, Akiyuki Shinbo, 2014)

„Nisekoi – Staffel 2“ ist auf zwei Volumes verteilt auf DVD und Blu-ray erhältlich

Ein neues Schuljahr hat begonnen, für Raku hat sich aber nicht viel verändert. Noch immer sind da diverse alte Problemfälle, die sein Leben bestimmen, ohne dass er deren Lösung irgendwie näherkommen würde. Da wäre zum einem Chitoge, die Tochter eines verfeindeten Yakuza-Clans, mit der er aus Gründen der Friedenssicherung eine Scheinbeziehung führt. Da wäre aber auch Kosaki, für die sein Herz eigentlich schlägt, ohne dass er die Gefühle offenbaren dürfte. Ganz zu schweigen von dem seltsamen Medaillon, das er seit zehn Jahren mit sich herumschleppt, ohne zu wissen, was drin ist. Denn er kann sich nicht erinnern, welchem Mädchen er damals ein Versprechen gegeben hat. Viel Zeit zum Nachdenken hat er aber ohnehin nicht, da sich zu den bekannten Schwierigkeiten einige neue gesellen – meist durch die Ankunft neuer Leute.

Irgendwie ist es manchmal schon sehr undankbar, sich Serien anzuschauen. Da gibt es so viele, die einen frühen Tod sterben und die Auflösung ihrer Geschichten mit ins Grab nehmen. Und dann wiederum gibt es welche, die weitergehen, ohne weiterzugehen, auf der Stelle treten, dabei aber fortgesetzt werden dürfen. Siehe Nisekoi. Die erste Staffel des Animes, der auf dem gleichnamigen Manga von Naoshi Komi beruht, war eigentlich zwei Serien in einem. Da wurde zum einen eine relativ gewöhnliche Haremsgeschichte erzählt: ein junger Mann zwischen diversen hübschen Mädchen, die sich ihm alle an den Hals werfen. Zum anderen gab es diesen kuriosen Einfall des lange zurückliegenden Versprechens, das mehrere Protagonisten umfasst, von denen sich aber kein einziger wirklich daran erinnern konnte. Glaubwürdig war das nicht, eigentlich sogar ziemlich lächerlich. Aber eben doch auch so absurd, dass man wissen wollte, was dahintersteckt.

Was ich dir schon immer mal (nicht) sagen wollte
Die Antwort der zweiten Staffel fällt hier sehr ernüchternd aus. Sofern man sie überhaupt als Antwort bezeichnen möchte. Anfangs wird das Thema aufgegriffen, die Protagonisten kommen zusammen, nur um gleich im Anschluss das alles wieder vergessen zu wollen. Später wird das Medaillon sogar entsorgt, ohne dass es die Figuren übermäßig interessieren würde. Aus gutem Grund: Sie sind mal wieder zu sehr damit beschäftigt, sich selbst oder gegenseitig das Leben schwerzumachen. Die vergnüglichen Auseinandersetzungen zwischen Raku und Chitoge gehören dabei leider der Vergangenheit an. Auch das „Romeo und Julia“-Motiv wurde irgendwie völlig fallengelassen. Dafür tauchen andere Verwandte auf, die wie so ziemlich jeder in Nisekoi nicht in der Lage sind, sich klar auszudrücken und über Gefühle zu sprechen. Das Ergebnis: jede Menge Missverständnisse und verschluckter Ärger.

Beliebigkeit kennt keine Fäden
Nein, originell ist das nicht. Die meisten der albernen Scherze und pseudopeinlichen Situationen wird man so oft schon gesehen haben, dass man – passend zur Serie – schon gar nicht mehr weiß, wann und wo das gewesen ist. Dass Nisekoi keinen so wirklich bleibenden Eindruck hinterlässt, liegt neben der allgegenwärtigen Beliebigkeit auch an dem fehlenden roten Faden. Abgesehen von den noch einmal verstärkten romantischen Verwicklungen gibt es wenig, was die einzelnen Folgen miteinander verbindet. Da wird mal von Chitoges verlorenen Haarband erzählt, wir erfahren mehr über japanische Gepflogenheiten zum Valentinstag, Kosaki fühlt sich irgendwann zu fett. Nicht einmal die eingeführten Figuren sorgen für Konstanz, verschwinden teilweise so schnell, wie sie aufgetaucht sind. Das Jahr schreitet voran. Der Inhalt nicht.

Optisch kommt dieser Hang zum fehlenden Zusammenhang Nisekoi entgegen. Richtig schön ist die Produktion des Animationshauses Shaft (Puella Magi Madoka Magica, Bakemonogatari) auch beim zweiten Anlauf nicht. Trotz einiger netter Hintergründe neigt man erneut dazu, die Welt auf eine ungemein flache und leere Weise darstellen zu wollen, manchmal durch übertriebenes Licht verdeckt. Dafür wurde bei den Figuren wieder Gas gegeben. Immer wieder werden diese in den komischen Momenten verzerrt, es schwirren eingebildete knallbunte Tiere durch die Luft. Die Mitschüler im Hintergrund sind dafür umso farbloser, oft nur schraffiert oder schematisch dargestellt. Manchmal erinnert die Serie da an die vielleicht beste Liebeskomödie aus dem Animebereich: Kare Kano. Mit deren Qualität kann man es hier aber trotz der Experimente nicht aufnehmen, dafür sind letztendlich die Figuren dann doch zu stereotyp, die Entwicklung zu schwach. Nettes Fastfood, das seinen Zweck erfüllt, aber mehr ablenkt als wirklich befriedigt.



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Die zweite Staffel von „Nisekoi“ schränkt sowohl die Auseinandersetzungen wie auch die Vergangenheitssuche ein. Stattdessen liegt der Fokus bei der austauschbaren Mangaadaption stärker auf der Romantik und einem harmlos-albernen Humor.
5
von 10