(„Schneider vs. Bax“ directed by Alex Van Warmerdam, 2015)
An seinem Geburtstag arbeiten zu müssen, ist nie besonders toll. Und manchmal sogar gefährlich. Zumindest für Schneider (Tom Dewispelaere), der seine Brötchen mit dem Ermorden anderer Menschen verdient. Diesmal geht es um Ramon Bax (Alex van Warmerdam), welcher laut Auftraggeber Mertens (Gene Bervoets) dringend unters Gras gehört. Weil der selbst ein Mörder ist, an Kindern sogar. Eine einfache Sache, so heißt es. Schnell genug erledigt, damit Schneider rechtzeitig zu seiner Geburtstagsfeier wieder zu Hause. Doch dann geht irgendwie alles schief, vor allem da immer mehr Menschen unangemeldet auftauchen und so unwissentlich die Pläne durchkreuzen.
Freunde etwas abwegiger Filme sollte der Name Alex Van Warmerdam inzwischen längst ein Begriff sein, spätestens seit Borgman. Da passierten ständig Sachen, eine absurder und schwarzhumoriger als die andere, bis man nicht mehr wusste, wo einem der Kopf steht. Oder auch, in welchem Genre man gerade unterwegs war. Schneider vs. Bax ist da ganz ähnlich. Im direkten Vergleich ist die Geschichte zwar gradliniger, immerhin erkennt man hier meist, um was es eigentlich geht. Aber auch hier zeigte der niederländische Filmemacher und Schauspieler, dass man sich auf nichts bei ihm verlassen sollte. Bis auf das Unverlässliche natürlich.
Darunter haben natürlich auch seine Protagonisten zu leiden. Denn bei denen geht so ziemlich alles schief, was man sich vorstellen kann. Und einiges von dem, was man sich nicht vorstellen kann. Klar ist das übertrieben, wie hier ständig Leute auftauchen, die eigentlich nichts am geplanten Tatort zu suchen haben. Ebenso die Art und Weise, wie die Geschichte Kapriolen schlägt, Wendung um Wendung um Wendung kommt. Doch das ist eben auch der Reiz an Schneider vs. Bax: Der irgendwo zwischen schwarzer Komödie und blutigem Thriller angelegte Film ist Balsam für all die, die sich an der lähmenden Vorhersehbarkeit des Mainstreamkinos stören.
Es ist aber nicht allein die Tatsache, dass hier unentwegt Unbeteiligte mit ungewisser Lebenserwartung auftauchen, welche die Spannung hochhält. Sie sind zudem eigen. Sehr eigen. Da wäre beispielsweise die psychisch angeknackste Francisca (Maria Kraakman), Tochter von Bax, deren überlebensgroßen Neurosen in einem starken Kontrast zu ihrem gefühllosen Vater stehen. Opa Gerad (Henri Garcin) schaut vorbei, der bei keiner jüngeren Frau seine Hände für sich behalten kann. Und dann wäre da noch Gina (Annet Malherbe), die in überhaupt keinem Verhältnis zu den anderen steht. Einfach nur Pech hatte, zur falschen zeit am falschen Ort zu sein.
Ein Glück ist dafür, dass es der Film nach Deutschland geschafft hat, obwohl das Zielpublikum dafür überschaubar sein dürfte. Für eine Komödie ist die Zahl der Gags zu gering, der Film zu gemein. Für einen reinen Thriller ist die Geschichte um zwei konkurrierende Killer zu verschroben. Und anspruchsvoll ist Schneider vs. Bax sowieso nicht, gefällt sich in seiner sinnentleerten Absurdität viel zu sehr, um auch nur einen Gedanken an Plausibilität zu verschwenden oder das Arthaus-Klientel befriedigen zu wollen. Das Ergebnis ist ein Werk, das zwischen allen Stühlen sitzt, diese später auch kleinhaut. Umrahmt von idyllischen, wunderschönen Schilfaufnahmen zeigt uns Van Warmerdam eine Welt zwischen Alltag und Wahnsinn. Eine Welt, in die irgendwie keine Menschen hineingehören. Und in der am Ende auch kaum einer mehr sein wird – zum Leidwesen der Beteiligten, zur Freude der Zuschauer. Zumindest solcher, die ihren Humor gern ein wenig blutbefleckter haben.
(Anzeige)