The Boss Baby
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The Boss Baby

(„The Boss Baby“ directed by Tom McGrath, 2017)

The Boss Baby
„The Boss Baby“ läuft ab 30. März 2017 im Kino

Bislang lief eigentlich alles wunderbar im Leben von Tim. Niemand könnte glücklicher sein als der siebenjährige Junge, der dank seiner beiden immer aufmerksamen, immer anwesenden Eltern eine Kindheit genießt, von denen der Rest der Welt nur träumen kann. Bis er da war. Der Alptraum. Sein neuer Bruder soll das sein, so behaupten seine Eltern. Aber Tim lässt sich nicht täuschen: Das kleine Monster in dem schwarzen Anzug hat etwas ganz Finsteres vor. Erst will er Tim verdrängen und die Herrschaft über die Familie übernehmen. Und wer weiß, was danach noch kommt! Tatsächlich belauscht Tim bald schon ein Gespräch, das seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Aber was tun? Von seinen Eltern ist da keine Hilfe zu erwarten, so viel ist klar. Denn die bekommen überhaupt nicht mit, dass dieses angeblich so süße Baby noch eine ganz andere Seite hat, die nur Tim sehen kann. Und so muss er nun selbst zeigen, wer hier eigentlich der Boss ist.

33 Kinofilme in nur 18 Jahren – DreamWorks Animation ist sowas wie die Fließbandfabrik der großen Animationsstudios. Das Renommee der Kollegen von Disney und Pixar haben sie nicht, auch nicht deren astronomische Einspielergebnisse. Die Masse macht’s aber. Und damit die auch so schön konstant bleibt, nehmen sich die Amerikaner ganz gerne bekannte Vorlagen. Spart Zeit. Mal sind es eigene Fortsetzungen wie zuletzt Kung Fu Panda 3. Mal bereits existierende Franchises, siehe die Spielzeugadaption Trolls letzten Herbst. Auch The Boss Baby ist keine Eigenentwicklung, die Vorlage bildete dieses Mal ein Kinderbuch von Marla Frazee aus dem Jahr 2010. Und diese Wahl stellt sich als Glücksgriff heraus, denn die eigentliche Geschichte ist eine der besten, die das Studio in den letzten Jahren erzählt hat.

Absurd, satirisch und einfühlsam …
Dabei stehen die Zeichen erst einmal auf Eintönigkeit: Natürlich ist die Vorstellung eines Babys, das in einem kleinen schwarzen Anzug und mit Aktenkoffer bewaffnet durch die Gegend läuft und den Rest der Familie terrorisiert, eine recht lustige. Glücklicherweise beschränkte man sich aber wider Erwarten nicht nur auf diesen absurden Dauerwitz, man hatte noch zwei weitere Pfeile im Köcher. Zum einen wären da die etwas unerwartet satirischen Spitzen, die The Boss Baby immer wieder hervorholt. Schon der Einstieg, wenn Babys aufgrund ihrer Lachfähigkeit in „Familie“ und „Management“ eingeteilt werden, nimmt unsere heutige Leistungsgesellschaft aufs Korn. Und auch dass Menschen nun von Kind an auf spätere Erfolge getrimmt werden – für eine Karriere ist man nie zu jung, nur zu alt –, wird hier genüsslich ins Lächerliche gezogen. Eltern, die für ihre Sprösslinge nur „das Beste“ wollen gleich mit.

Und das ist der zweite treffsichere Pfeil: The Boss Baby ist trotz der bescheuerten Prämisse nah dran am Leben. Anders als etwa Störche – Abenteuer im Anflug im letzten Jahr, das ebenfalls eine alternative Form des Babykriegens thematisierte, spricht DreamWorks Animation hier auch vielen älteren Zuschauern aus der Seele. Die Konkurrenzkämpfe zwischen Geschwistern. Babys, die so viel Aufmerksamkeit einfordern, dass der Rest kein eigenes Leben mehr hat. Das Gefühl, im Stich gelassen worden zu sein. Der von Tom McGrath (Megamind, Madagascar 2) inszenierte Film ist daher mehr als ein absurdes Abenteuer, es ist auch eine fantasievolle und einfühlsame Aufarbeitung von Familienmechanismen, in der sich viele wiederfinden dürfen.

… und am Ende doch austauschbar
Nun sind Eltern aber wenn dann nur eine Nebenzielgruppe solcher Animationsfilme. In erster Linie, gilt es deren Nachwuchs zu bespaßen. Und so wird dieser anfangs so ungewöhnliche Ansatz später zunehmend wieder aufgegeben. Stattdessen gibt es die üblichen Slapstickeinlagen und Standardgags. Viel Tempo. Viel Chaos. Das junge Publikum wird vermutlich quieken vor Vergnügen, wenn die Figuren wild durch die Gegend rennen, man nach dem Prinzip „größer, schneller, weiter“ verfährt. Erwachsene eher weniger: The Boss Baby demontiert sich hier selbst zu einem der vielen, kaum voneinander zu unterscheidenden Streifen, die jedes Jahr veröffentlicht werden. Ist anstrengend, zumindest ermüdend. Etwas langweilig. Berechnend. Letzteres gilt dann auch für den obligatorischen Schwenk zur Rührseligkeit. Dass Tim und der kleine Eindringling sich zusammenraufen müssen, steht schon von der ersten Minute an fest. Dass sich alle am Ende doch liebhaben auch. Der ganz große Wurf ist Kinowerk Nummer 34 der Fabrikarbeiter damit zwar nicht, insgesamt aber doch ein in Ansätzen origineller, zwischenzeitlich auch wirklich lustiger und visuell fehlerfreier Film, den man sich nicht nur mit seiner Familie zusammen anschauen kann.



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Die Grundidee ist originell, die Geschichte vielschichtiger, als sie anfangs wirkt, zwischenzeitlich auch tatsächlich lustig. Zum Ende hin verlässt sich „The Boss Baby“ dann aber doch zu sehr auf Standardslapstick, was den Film etwas langweilig und ermüdend werden lässt.
6
von 10