(„Timmy Time“ directed by David Scanlon, Liz Whitaker, Dave Ingham, 2009-2012)
Wo ist denn jetzt das blöde Puzzleteil geblieben? Wir kennen das ja alle: Wenn wir etwas nicht finden können, dann suchen wir mit steigender Verzweiflung an den unmöglichsten Orten. Unter dem Tisch natürlich, weil es einfach runtergefallen sein könnte. In einer anderen Puzzleschachtel, wo es ja vielleicht jemand irrtümlich reingetan hat. Unterm Kissen im Schlafsaal. Vielleicht auch in dem kleinen Boot in dem Wasserbottich da draußen. Könnte doch sein! Es sind Momente wie diese, wenn Timmy das Schäfchen seine Stärke zeigt, die Welt da draußen wirklich durch die Augen eines Kindes betrachtet. Ein Kind, das nicht alles versteht, sich nicht immer vorbildhaft verhält und manchmal ganz eigene Betrachtungsweisen demonstriert.
Anders als das zeitgleich veröffentlichte Auf Achse haben die acht auf Bringt Freude enthaltenen Episoden keinen gemeinsamen inhaltlichen Nenner. Zumindest keinen, den nicht ohnehin jede Folge der umfangreichen Serie hat. Morgens werden diverse Jungtiere – neben Timmy unter anderem eine Katze, eine Ente und ein Schwein – in den Kindergarten gebracht. Dort verbringen sie ihren Tag mit Spielen, Basteln, Schlafen oder Essen, bevor sie am Ende wieder abgeholt werden. Und wie das bei Kindern so ist: Da kann eigentlich immer etwas passieren. Etwas Tolles. Etwas Ärgerliches. Etwas, weswegen man sich in die Wolle bekommt – wortwörtlich.
Einige der Geschichten handeln dann auch davon, wie man im Leben Kompromisse suchen muss und Streitigkeiten beilegt. In einer Folge will es Timmy beispielsweise partout nicht einsehen, dass er nur so eine doofe Triangel zum Musizieren bekommt, während er doch eigentlich viel lieber die Trommel gehabt hätte. Und was ein echtes Schaf ist, das nimmt sich einfach, was ihm zusteht, auch auf Kosten andere. Das geht natürlich nicht gut, zumal die Betreuer immer ein wachsames Auge auf ihre Schützlinge haben und ihnen schon sagen, wenn sie etwas an ihrem Verhalten ändern müssen. Und das kommt oft vor, Timmy das Schäfchen hat anders als die üblichen Produktionen von Aardman Animations einen pädagogischen Anspruch. Das sehr junge Publikum soll hier etwas für die Zukunft lernen.
Dieses darf sich dann auch auf süß gemachte kleine Geschichten freuen, Erwachsene stehen tendenziell etwas außen vor. Ein Faktor: die Länge. Rund zehn Minuten dauert jede Episode, diverse – darunter besagte Puzzle-Folge – haben nicht wirklich genug zu erzählen, um diese Zeit auch sinnvoll auszufüllen. An anderen darf man aber auch der Zielgruppe entwachsen seinen Spaß haben, etwa wenn ein geplantes Gruppenfoto immer wieder danebengeht, mal ins Wasser fällt, dann an der Technik scheitert. In diesen Fällen ist die Verwandtschaft zur Mutterserie Shaun das Schaf wieder zu erkennen, zumal beide ausschließlich mit visuellem Slapstick arbeiten. Gesprochen wird kein Wort. Das führt mit der Zeit zu leichten Abnutzungserscheinungen, die ganz große Abwechslung wird nicht geboten. Dafür aber eine Menge Charme, die nicht zuletzt auf die gewohnt liebevolle Stop-Motion-Arbeit der Briten zurückzuführen ist. Hier gibt es zwar weniger Details, von Effekten ganz zu schweigen. Dafür aber doch zumindest Herz. Und das ist ja auch nie ganz verkehrt.
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