Zazy
© RealFiction

(„Zazy“ directed by Matthias X. Oberg, 2016)

Zazy
„Zazy“ läuft ab 30. März 2017 im Kino

Hätte Marianna (Petra van de Voort) doch nie einen Fuß in diese blöde Schneiderei in einem norditalienischen Kaff gesetzt! Als wäre es nicht schon unangenehm genug, dass dessen Besitzer beim gemeinsamen Ausflug mit der verheirateten Deutschen tödlich verunglückt. Seine Auszubildende Suzanna (Ruby O. Fee) ist nun auch noch der Ansicht, dass sich die ältere Frau um sie kümmern müsse. Schließlich sei die ja schuld, dass mit ihrem Chef auch ihre Stelle den Abhang runterpurzelte. Und da Mariannas Mann Maximilian (Philippe Brenninkmeyer) ein erfolgreicher TV-Moderator ist, weiß Suzanne auch schon, wie sie entlohnt werden könne. War eine Stelle im Fernsehen doch schon immer ein Traum von ihr gewesen! Der Rest von ZAZY gestaltet sich dagegen als Alptraum, zumindest für das reiche deutsche Ehepaar: Erpressung, Nötigung, später auch Gewalt – das junge Monster und dessen cholerischer Nichtsnutz-Freund Tomek (Paul Boche) vor nichts wirklich zurück. Hauptsache, ihnen geht es gut.

Wenn der eigentlich auf Dokumentarfilme spezialisierte Verleih RealFiction einen Spielfilm herausbringt, dann darf man sich auf einen etwas anderen Kinoausflug freuen. Siehe das griechische Aussteigerdrama A Blast – Ausbruch. Siehe das dreiteilige 1001 Nacht über das wenig märchenhafte Portugal von heute. Oder jetzt auch Zazy aus deutschem Lande. Die Herkunft dieser genüsslichen Mischung aus Drama und Thriller ist dabei tatsächlich von Bedeutung, ist die Kombination aus „Genrefilm“ und „Deutschland“ für viele doch ein Widerspruch in sich. Dass das alles gar nicht so schlimm ist, das beweist Regisseur und Drehbuchautor Matthias X. Oberg hier, wenn er zwei Jugendliche zu Amateurerpressern macht, die aus Profitgier, manchmal auch aus boshafter Freude eine gutbürgerliche Familie mit Dreck beschmiert.

Nicht glaubwürdig, aber spaßig
Das Publikum zumindest darf seinen Spaß haben, wie aus anfangs harmlosen Wünschen immer groteskere Ansprüche geboren werden. Ein bisschen Hilfe, nachdem Suzanna auf der Straße steht, das wird man noch recht gut nachvollziehen können. Später aber stehen die Forderungen des skrupellosen Pärchens in keinem Verhältnis mehr zu dem „Verbrechen“ von von Marianna. Glaubwürdig ist Zazy dann auch nicht übermäßig. Man muss die recht konstruierte Ausgangssituation als gegeben hinnehmen. Auch dass die Sache mit dem gesunden Menschenverstand hier gerne mal ignoriert wird, später ähnlich brutal zusammengerichtet wird wie das bis dato so friedliche Leben der Familie.

Die Spannungskurve ist im Gegensatz zum löchrigen Inhalt dafür grundsolide: Richtig überraschend ist der Verlauf nicht, die Gesetze der kontinuierlichen Eskalation werden brav eingehalten. Die Frage, wie weit der jugendliche Wahnsinn gehen wird, die bleibt aber tatsächlich bis zum Schluss offen. Immer mal wieder wird nahe von Abgründen gespielt, die mindestens ebenso tödlich ausfallen können wie die des italienischen Dorfes. Und bis wir die Antwort in Form eines recht willkürlichen Endes haben, dürfen wir uns an zwei wunderbar abstoßenden Nachwuchskriminellen erfreuen, die von den Jungschauspielern mit viel Freude und lasziv-dreistem Elan verkörpert werden. Fast schon eine Karikatur dumpfer Jugendlicher, die viel erträumen und der Meinung sind, die Welt schulde ihr etwas, ohne dafür etwas tun zu müssen. Das reicht nicht aus, um die Probleme der Geschichte völlig auszugleichen. Oder auch die Personenzeichnung, die etwas schärfer hätte sein dürfen. Wohl aber, um sich daran zu erinnern, dass die Zeit der Jugend ein echter Alptraum sein kann – für die Beteiligten wie die drumherum stehenden Opfer.



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„Zazy“ lässt ein gutbürgerliches Ehepaar in die Fänge zweier gierig-dreister Jugendlicher geraten. Das ist nur bedingt glaubwürdig, aber doch immerhin relativ spannend und mit viel Freude am Abgrund gespielt.
6
von 10