(„31“ directed by Rob Zombie, 2016)
Diesen Ausflug hätten sich Charly (Sheri Moon Zombie), Venus (Meg Foster), Panda (Lawrence Hilton-Jacobs), Levon (Kevin Jackson) und Roscoe (Jeff Daniel Phillips) mal besser gespart. Aber wie konnten die Schausteller auch wissen, was sie erwartet, als sie am Tag vor Halloween durch das amerikanische Nirgendwo fahren? Die Sonne scheint, sie haben ihren Spaß mit ein paar Hinterwäldlern an einer Tankstelle. Nach einer ungemütlichen Begegnung haben sich aber sowohl Sonne wie auch Spaß für sie erst einmal erledigt: Ein wohlhabendes Trio (Malcolm McDowell, Judy Geeson, Jane Carr) hat die fünf entführt und in einer verlassenen Fabrikhalle eingesperrt. Dort müssen sie es schaffen, zwölf Stunden zu überleben, um wieder freizukommen – keine einfache Aufgabe, wenn Killer wie Doom-Head (Richard Brake) dort ihr Unwesen treiben.
Nome nest Omen: Eigentlich heißt Rob Zombie mit bürgerlichem Namen ja Robert Bartleh Cummings. Den legte er aber ab, als er den Angriff auf die Unterhaltungsbranche startete und zollte mit seinem Künstlernamen und seiner Heavy-Metal-Band White Zombie unmissverständlich dem Horrorgenre Tribut. Mit großem Erfolg: Die letzten Alben seiner Gruppe verkauften sich seinerzeit millionenfach, seine sechs Solo-Werke erreichten allesamt die Top 10 in den US-Charts. Nein, ein Unbekannter ist der Amerikaner nicht. Vielmehr hat er sich ein treues Publikum herangezüchtet, die er seit einiger Zeit nicht nur musikalisch, sondern auch filmisch zur Kasse bittet. Eine Zeit lang sorgte er auch dort für grell blinkende Dollarzeichen, zumindest Halloween und Halloween II (2009) spielten ein Vielfaches ihres Budgets ein. Inzwischen scheint ihn aber zumindest hier sein Glück verlassen zu haben: Das per Crowdfunding finanzierte 31 schaffte es zwar hierzulande sogar in die Kinos, wurde insgesamt aber weltweit ziemlich ignoriert.
Ein Flop in jeder Hinsicht
Und das auch völlig zu recht. Dass Zombie seine Horrorfilme liebt, das sei ihm vergönnt, ist hier auch fast 110 Minuten lang zu spüren. Nicht nur, dass 31 von diversen Genre-Veteranen gespielt wird, ein Großteil des Films besteht aus Verweisen und Kopien. Ob es nun Kettensägen sind, Killer-Clowns, tödliche Spielchen dekadenter Spinner oder abgefuckte Hinterwäldler, die alles abmurksen, was sich in ihre Einöde verirrt, das Werk ist ein einziges Déjà-vu. Und auch Zombies Faszination für Nazis kennen wir aus seinem Zeichentrickfilm El Superbeasto. Das wird manche Zuschauer sicher auch begeistern, da sie sich hier so gut wie nie aus ihrer (Dis-)Comfort Zone herausbewegen müssen. Alles ist schön vertraut, erfüllt seinen Zweck, macht genau das, was man erwartet und vielleicht auch will.
Doch eben das macht 31 zu einem der langweiligsten Horrorfilme, die man sich in der letzten Zeit antun konnte. Lässt man einmal die durchaus groteske Kombination von Nazi-Clowns und pseudofranzösischen Aristokraten weg, gibt es hier fast nichts, was den Film über die ganze Dauer rechtfertigen würde. Audiovisuell gibt es ein paar Pluspunkte. Die Industrieanlage selbst ist schön heruntergekommen, Zombie nutzt ausdrucksstarke Farben und Musik, um einem zwischenzeitlich aus dem Wachkoma zu locken. Der eine oder andere wird angesichts des 70er-Jahre-Szenarios vielleicht sogar nostalgische Erinnerungen an damalige Exploitationstreifen pflegen.
Brave Provokation tötet jeden Spaß
Aber all das reicht nicht aus, um dieser ungepflegten Langeweile Spaß abzugewinnen. Die Figuren sind nichtssagend bis unausstehlich, die Geschichte ohne jegliche Eigenleistung abgekupfert, Szenario und Dialoge lieblos, das Tempo stimmt hinten und vorne nicht. Es fehlt 31 insgesamt einfach der Mut, inmitten des Schmutzes eigene Fußspuren zu hinterlassen, ist selbst in seinen Provokationen zu brav und berechnend. Bauklötzchen-Horror aus dem Katalog. Der einzige Schrecken, den der Film verbreitet ist der, wenn man auf die Uhr schaut und realisiert, dass das Elend noch sehr viel länger andauern wird. Immerhin: Es dürfte nur wenige Werke geben, bei denen man Pro- wie Antagonisten gleichermaßen anfeuert. Gewinnen soll einfach der, der das Ende schneller herbeiführt. Zumindest in der Hinsicht gibt es ein wenig Spannung, denn ausnahmsweise sind hier mal beide Seiten gleichermaßen bescheuert, was die Geschichte nur noch weiter hinauszögert. Nicht einmal der Ekelfaktor ist besonders hoch. Wer solchen zu schätzen weiß, sollte lieber auf den Release von The Greasy Strangler warten. Der ist zwar fast ebenso langatmig, bleibt einem dafür aber nachhaltig in Erinnerung. Und das lässt sich von diesem tödlich langweiligen Spiel nun wirklich nicht behaupten – hoffentlich.
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