Und was nun? Die Geheimorganisation S.H.I.E.L.D. wurde von Hydra unterwandert, die darauf aus sind, die Weltherrschaft zu erlangen. Viele vermeintliche Vertraute, darunter auch Grant Ward (Brett Dalton), haben sich als Verräter entpuppt. Phil Coulson (Clark Gregg), Melinda May (Ming-Na Wen), Skye (Chloe Bennet), Jemma Simmons (Elizabeth Henstridge) sowie der angeschlagene Leo Fitz (Iain De Caestecker) müssen sich nun erst einmal wieder berappeln und versteckt vor der Öffentlichkeit einen Neuanfang starten. Schließlich weiß im Moment keiner so recht, wer wem trauen kann. Immerhin bekommen sie dabei tatkräftige Unterstützung: Lance Hunter (Nick Blood), Bobbi Morse (Adrianne Palicki) und Alphonso Mackenzie (Henry Simmons) stoßen zum Team dazu. Aber es erscheinen auch neue Feinde am Horizont.
Jetzt also doch noch: Fast zwei Jahre haben wir in Deutschland auf die Antwort warten müssen, wie es in Agents of S.H.I.E.L.D. weitergeht. Und das war nicht einfach, endete Staffel 1 doch mit dem spektakulären Zusammenbruch von S.H.I.E.L.D. Was anfangs noch etwas ziellos umherwanderte, sich mehr mit den Figuren als mit einer Handlung befasste, bekam nun eine Marschrichtung. Die wird hier teilweise beibehalten, schließlich rückt der Kampf zwischen den beiden Organisationen in den Mittelpunkt. Gleichzeitig ist die Orientierungslosigkeit aber stärker als je zuvor: Die Figuren müssen sich sammeln, die Situation, aber auch das Verhältnis untereinander neu überdenken.
Der Humor ist tot, lang lebe das Drama!
Das lässt sich besonders an dem Duo Fitz und Simmons festmachen: In Staffel 1 sorgten die zwei während der Einsätze auch wegen ihrer nerdigen Art für eine Menge Lacher. Für Comic Relief ist nun aber kein Platz mehr, ihre Entfremdung steht stellvertretend für eine insgesamt ernstere, dramatischere Ausrichtung von Agents of S.H.I.E.L.D., die sich viel mit persönlichen, tragischen Schicksalen befasst. Wer den Auftakt des unbekümmerten Unterhaltungsfaktors wegen geschaut hat – die Serie wirkte anfangs mehr wie ein Klassenausflug –, der muss sich nun davon verabschieden. Das ist durchaus schade, da die Chemie des Teams zu den größten Stärken der Marvel-Produktion gehörte. Und eine solche will sich dieses Mal einfach nicht einstellen, weil einige der alten Figuren keine richtige Funktion mehr haben. Aber auch weil zu viele neue Figuren hinzukommen, die erst einmal eingearbeitet werden müssen. In beiden Lagern.
Sofern man überhaupt von Lagern sprechen kann. So ziellos und zerfasert sich Agents of S.H.I.E.L.D. hier gibt, so wenig die Geschichte am Anfang in die Gänge kommt, so sehr wandelt die Staffel diesen Makel später in eine Stärke um. Denn beeindruckend ist es, wie die von Jed Whedon, Joss Whedon und Maurissa Tancharoen kreierte Serie hier mit zahlreichen Bällen auf einmal jongliert. Neben den neuen Agenten spielen beispielsweise Skyes wiedergefundene Eltern Jiaying (Dichen Lachman) und Clavin (Kyle MacLachlan) eine wichtige Rolle. Wir machen die Bekanntschaft von weiteren Figuren mit Superkräften, darunter Lincoln Campbell (Luke Mitchell) und Gordon (Jamie Harris). Und auch Reina (Ruth Negga), die zuvor nur eine mysteriöse Kraft im Hintergrund sein durfte, erfährt eine große Aufwertung. Ganz einfach ist es nicht, da noch den Überblick zu behalten, zwischenzeitlich sind es nicht weniger als vier Parteien, die sich gegenseitig bekämpfen. Doch das sorgt zum Ende hin, wenn sich alles überschlägt, Sympathien und Allianzen im Sekundentakt wechseln, auch für eine Menge Spannung.
Befriedigendes Ende und spannende Aussichten
Wie schon bei Staffel 1 hat Agents of S.H.I.E.L.D. also auch bei diesen 22 Folgen mit Schwankungen zu kämpfen. Aber die Höhepunkte überwiegen die Durchhänger, vor allem zum Finale hin. Mavel-Fans dürfen also erneut einschalten, und sei es nur für Gastauftritte aus bzw. Verweise zu anderen Comic-Adaptionen wie Agent Carter, Avengers: Age of Ultron oder Thor. Außerdem wird der Grundstein für spätere Geschichten rund um die Inhumans gelegt, selbst wenn das hier schon ein bisschen sehr an X-Men erinnert. Positive wie negative Déjà-vus gibt es hier also reichlich, leider in Verbindung mit Effekten, die auf einem deutlich geringeren Level wie die aus den Filmen sind. Dafür entschädigen engagierte Darsteller und ein Ende, das gleichzeitig erstaunlich abgeschlossen und doch Auftakt für etwas Neues ist. Bleibt nur zu hoffen, dass Disney sich diesmal nicht wieder so lange Zeit lässt, bis die bereits ausgestrahlte Staffel 3 ihren Weg in die hiesigen Verkaufsregale findet.
(Anzeige)