Der gleiche Himmel
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Der gleiche Himmel

(„Der gleiche Himmel“ directed by Oliver Hirschbiegel, 2017)

Der gleiche Himmel
„Der gleiche Himmel“ ist seit 31. März 2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich

Der junge Ost-Berliner Lars Weber (Tom Schilling) sieht gut aus, ist freundlich und gebildet, der Traum aller Schwiegermütter. Und damit wie gemacht für den neuen Auftrag von Stasi-Mann Ralf Müller (Ben Becker): Er soll im Westen der Stadt Lauren Faber (Sofia Helin) verführen. Denn die ist nicht nur deutlich älter und etwas einsam, sondern hat auch Zugang zu sensiblen Informationen des britischen Geheimdiensts. Gleichzeitig haben andere in der DDR mit dem Alltag zu kämpfen. Lars’ Onkel Conrad (Godehard Giese) sorgt sich beispielsweise um seine Tochter Klara (Stephanie Amarell), die in den Schwimm-Kader für die Olympischen Spiele berufen wird und zu diesem Zweck von Mutter Gita (Anja Kling) auf Höchstleistung getrimmt wird – egal mit welchem Mittel. Der Lehrer Axel Lang (Hannes Wegener) wiederum ist es leid, den restriktiven Lehrvorgaben des Staates folgen zu müssen und seine Homosexualität zu verstecken. Aber was tun? Doch auch in den Westen fliehen, wie es so viele andere versuchen?

Ein junger DDR-Spion, der in Westdeutschland eingeschleust wird und auch mithilfe seines Charmes an geheime Informationen kommen soll, hatten wir das nicht vor Kurzem schon mal? Etwa anderthalb Jahre ist es her, dass Deutschland 83 mit einem ganz ähnlichen Szenario an den Start ging. Damals war es Jonas Nay, der im Dienste des ostdeutschen Vaterlandes so manches weibliches Herz brach, nun hat Tom Schilling (Oh Boy) diese Aufgabe übernommen. Trotz einer vergleichbaren Ausgangssituation und des selbst betitelten Eventcharakters gibt es aber auch einige Punkte, welche die beiden Serien voneinander unterscheidet – im Guten wie im Schlechten.

Ein Spion unter vielen Schicksalen
Zunächst einmal ist der Spionageaspekt hier nur einer von mehreren. Mit dem Auftrag von Lars Weber beginnt der Dreiteiler, immer wieder darf der charmante Schwindler im Laufe der folgenden viereinhalb Stunden seine Künste zeigen. Die beschränken sich jedoch meistens auf verbale bzw. romantische, bei Der gleiche Himmel gibt es keine großen Schusswechsel. Kaum Action. Wenig Spannung. Das wird für so manchen erst einmal eine große Enttäuschung sein, denn der gut gelaunte Unterhaltungsfaktor des TV-Verwandten macht hier einer sehr viel ruhigeren Erzählweise Platz. Auch Humor sucht man hier vergeblich, sofern man nicht gerade an den kuriosen Lehrmeinungen über Frauen seine Freude hat.

Die ernstere Ausrichtung muss erst einmal nicht zwangsweise ein Nachteil sein. Anstatt auf große Aufreger zu setzen, ist das von Oliver Hirschbiegel (Das ExperimentFive Minutes Of Heaven) inszenierte Werk stärker mit persönlichen Schicksalen beschäftigt. Die hängen teilweise mit dem Handlungsstrang um Weber zusammen, überall gibt es kleine Querverbindungen. Grundsätzlich stehen die drei Stränge aber jeweils für sich bzw. stellvertretend für die vielen alltäglichen Schwierigkeiten und Restriktionen in der DDR. Die Idee der Selbstopferung für den Staat ist der rote Faden, der die Einzelgeschichten zusammenhält. Ebenso die kleinen Rebellionen gegen das System.

Schön anzusehen, aber ohne echte Funken
Das ist insgesamt solide, teilweise sogar mehr als das. Die schöne Ausstattung beispielsweise, die den 70ern nachempfunden ist, kann man sich schon sehr gut anschauen. Auch an den Darstellern ist nichts auszusetzen, gerade Schilling ist für diese Art Rolle eine Idealbesetzung. Schwierigkeiten bereitet neben der Neigung zu Wiederholungen und der damit einhergehenden Trägheit auch hier mal wieder die gute alte Übertreibung. Gerade weil Der gleiche Himmel eigentlich sehr ruhig ist und sich am Leben der kleinen Leute orientieren will, hätte es gern mehr Alltag und Realismus sein dürfen. Stattdessen will die TV-Produktion aber eben doch ein Event sein, baut haarsträubende Twists ein, wo es keine gebraucht hätte – vor allem der zu Sabine Cutter (Sofia Helin). Ein kleiner Mord hier, ein bisschen Sex dort, so wie es der Fernsehdoktor verschrieben hat. Auch das darf man natürlich machen. Nur: So richtig will der Funke dann doch nicht überspringen. Für einen tatsächlichen Thriller ist das hier alles zu gemächlich und gediegen, für ein Drama zu unglaubwürdig. Wo dem einen Teil was fehlt, ist beim anderen zu viel. Anschauen kann man sich das Ergebnis durchaus, da wäre aber sicher mehr drin gewesen.



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„Der gleiche Himmel“ erzählt anhand von drei Handlungssträngen die Geschichte des DDR-Alltags. Das ist schön besetzt und gut ausgestattet, verliert sich aber im Niemandsland zwischen Drama und Thriller. Für ersteres ist der Dreiteiler teils zu übertrieben, für letzteres hingegen zu gemächlich.
6
von 10