(„Meitantei Konan: Ginyoku no kijutsushi“ directed by Yasuichiro Yamamoto, 2004)
Die große Publicity, die ihr das wertvolle Juwel einbringt, ist für die berühmte Schauspielerin Moki Juri ein doch zweitschneidiges Schwert. Auf einer der einen Seite ist der große Rummel von Vorteil, wird ihr Auftritt in dem Theater doch so zum Publikumsrenner. Allerdings zieht sie damit nicht nur das zahlende Klientel an, sondern auch das diebische. Niemand geringeres als Kaitô Kid hat angekündigt, der Diva während ihrer Darbietung einen Besuch abzustatten und sie um ihr Kleinod zu erleichtern. Das soll natürlich verhindert werden, ein enormes Polizeiaufgebot und Kogorō Mōri bekommt die Aufgabe, das Juwel zu beschützen. Am Ende schafft es Conan zwar tatsächlich, den Diebstahl zu vereiteln. Doch damit fängt das eigentliche Abenteuer erst an.
Er ist schon ein wenig seltsam, der achte Kinoauftritt von Gosho Aoyamas unverwüstlichem Mangaschnüffler Detektiv Conan. Ganz neue Wege geht er natürlich nicht, dafür gibt es zu viele bewährte Vorgaben, die es einzuhalten gilt. Das tut Der Magier mit den Silberschwingen auch, ziemlich verlässlich sogar. Gleichzeitig aber irgendwie nicht. Zuerst zum Bekannten: Es treten wieder viele der Figuren auf, die durch die Animeserie und die jährliche Kinoreihe bereits bestens etabliert sind. Da wären der Professor, der Conan mit kleinen technischen Gadgets zur Seite steht, Conans Freunde, die so gar keine Ahnung haben, dass das Kind eigentlich ein Meisterdetektiv ist. Und auch Magic Kaito, sein ebenso versierter Gegenspieler aus dem Diebesmilieu, gibt sich die Ehre. Wer die Figuren nicht kennt, kann dennoch quereinsteigen, die übliche Kurzzusammenfassung zu Beginn verrät das wichtigste, die langsam komplexer werdenden Beziehungen unter den Figuren spielen keine große Rolle.
Drei Geschichten, keine Einheit
Für Verwirrung sorgen dafür wieder die Rätsel, die auf japanischen Wortspielen basieren und selbst für Muttersprachler kaum zu lösen sein werden. Aber keine Sorge: Sonderlich zahlreich sind die dieses Mal aber nicht. Insgesamt gibt es in Der Magier mit den Silberschwingen fast nichts zu grübeln. Drei Teile sind es, aus die der Film besteht. Der erste befasst sich mit dem angekündigten Raubversuch des Juwels, der zweite handelt von einem mysteriösen Mord, beim dritten gilt es, ein großes Unglück zu verhindern. Eigentlich erzählt der Anime damit drei Geschichten, die zwar alle miteinander zusammenhängen, aber doch unabhängig voneinander funktionieren. Es ist vielmehr die Kombination und die Gewichtung, die hier nicht funktioniert.
Wer Detektiv Conan vor allem der Krimianteile anschaut, wird hier nur wenig glücklich sein. Der Tathergang ist sicher originell, außerdem setzt man auf das immer wieder nette Prinzip, alle Verdächtigen in einem Ort einzusperren. Das hatte man schon im zweiten Abenteuer Das 14. Ziel gut eingesetzt. Hier ist es erneut ein Fortbewegungsmittel, das zum Schauplatz eines geheimnisvollen Mordes wird. Aus irgendeinem Grund war man aber wohl der Ansicht, dass dieses Kernstück nicht wirklich von Bedeutung ist. Die fast 110 Minuten des Films sind schon über die Hälfte vorbei, bevor der mörderische Part überhaupt beginnt. So schnell wie er anfängt, ist er zudem wieder vorbei. Im Affenzahn werden die Motive der Täter vorgetragen, danach kommt gleich die Auflösung, ohne sich mit der Ermittlung abzugeben. Das mag man konsequent finden, schließlich war diese bei der Reihe schon immer ein großer Schwachpunkt. Mit einem tatsächlichen Krimi hat der Film dann aber kaum noch was zu tun, zumal der letzte Part wie schon der erste viel zu lang geraten ist.
Kann man schauen
Dass der Anime dennoch immerhin noch das Mittelfeld erreicht, verdankt er dann auch nicht dem zähen Finale, sondern den Figuren. Vor allem bei der Einführung dürfen sie ihr komisches Potenzial zeigen, auch später gibt es ein paar nette Reibereien innerhalb des beeindruckend angewachsenen Ensembles. Und auch optisch schlägt sich Der Magier mit den Silberschwingen ziemlich wacker. Das übliche Animationsstudio Tôkyô Movie Shinsha (Lupin III – Das Schloss von Cagliostro, Chie the Brat) hat einige recht schöne Hintergrundbilder zusammengeschustert. An manchen Stellen gibt es sogar sehenswerte Spielereien, etwa bei den Reflexionen. Und die kuriosen Designs der Vorlage sind ohnehin erhalten geblieben. Fans der Reihe können sich den Teil dann auch einverleiben, selbst wenn er aufgrund der unglücklich gelegten Schwerpunkte zu den schwächeren gehört.
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