Dschafars Rueckkehr
© Disney

Dschafars Rückkehr

(„The Return of Jafar“ directed by Tad Stones, Alan Zaslove, 1994)

Dschafars RueckkehrNachdem der böse Großwesir Dschafar in einen Lampengeist verwandelt und begraben wurde, ist wieder Frieden in Agrabah eingekehrt. Meistens zumindest. Aladdin sorgt noch immer für gelegentliche Unruhe, wenn er beispielsweise gerade mal wieder andere Räuber ausraubt und deren Hab und Gut unter der armen Bevölkerung aufteilt. Die wirkliche Bedrohung kommt aber, als Dschafars nicht minder bösartiger Papagei Jago sich und die Lampe aus dem Sand buddelt. Denn nun steht einer Rückkehr des Bösewichts nichts mehr im Wege. So dachte Dschafar zumindest, bis Jago anfing, eigene Wege zu gehen und vielmehr das eigene Wohl vor Augen zu haben. Doch glücklicherweise wäre da ja noch der wenig durchsetzungsstarke Räuber El Fatal, dessen Dienste sich der Unhold zu eigen machen kann.

Finanziell dürfte sich die Einrichtung der DisneyToon Studios gelohnt haben: Mit den billig produzierten Fortsetzungen großer Zeichentrickhits ließ sich sehr viel Kasse machen. Das Ansehen des Tochterunternehmens hielt sich jedoch in Grenzen. War der erste Spielfilm DuckTales: Der Film – Jäger der verlorenen Lampe noch ein recht unterhaltsames Abenteuer, welches der vorangegangenen Fernsehserie nicht unwürdig war, wurde es bei der zweiten Produktion gleich richtig bitter. Auf einen der besten Filme in der langen Geschichte der Mäusekünstler (Aladdin) folgte einer der langweiligsten. Und das ist bei einem Studio, das solche Rohrkrepierer wie Das Dschungelbuch 2 oder Die Schöne und das Biest: Belles zauberhafte Welt hervorgebracht hat, schon eine stolze Leistung.

Wie das Original … nur schlechter
Dabei ist es nicht einmal so, dass Dschafars Rückkehr so viel anders machen würde als die vielen anderen zusammengeklaubten Prequels, Sequels und Midquels, mit denen das Unternehmen in den 90ern und 00ern den Markt überschwemmte. Wirklich viel Mühe hatte man sich bei denen auch nicht gegeben. Stattdessen beschränkte man sich meistens darauf, alte Orte, alte Figuren, alte Lieder und alte Geschichten zu recyclen. Und wenn dann doch mal etwas Neues hinzukam, war dies normalerweise ein bloß blasser Abklatsch des Originals. So auch hier. Während beispielsweise das Lied „Arabian Nights“ auch in der neuen Version viel Laune macht, ist es bei den Neukompositionen äußerst schwer, sich nach dem Film noch an sie zu erinnern. Vor allem bei der Optik heißt es aber, sehr große Abstriche zu machen. Nur zwei Jahre lagen zwischen dem ersten Teil und der Fortsetzung. Und doch hat man das Gefühl, rückwärts in die Vergangenheit gereist zu sein: Die Hintergründe sind schlichter geworden, Details fehlen plötzlich, die Animationen sind spärlicher geworden. Es fehlt einfach das mitreißende Element, welches Aladdin zu einem Erlebnis gemacht hat.

Nun ist das nur bedingt dem Team anzulasten. Ursprünglich war Dschafars Rückkehr lediglich als TV Special gedacht, das Budget wurde im Vergleich zum Kinofilm um rund 80 Prozent reduziert. Große Sprünge waren daher von vornherein nicht drin. Es grenzt schon fast an ein Wunder, dass so viele der Originalstimmen auch ein zweites Mal dabei waren, darunter die erneut großartigen Jonathan Freeman und Gilbert Gottfried. Auf Robin Williams als Lampengeist mussten wir hingegen bei Film Nummer zwei verzichten. Und auch wenn sein Ersatz ebenfalls Prominenz mitbrachte – Dan Castellaneta ist immerhin die Stimme von Homer Simpson – mit dem wild umherwirbelnden, geradezu manisch auftretenden Williams kann er einfach nicht mithalten.

Langeweile auf ganzer Linie
Wie sollte er aber auch, wenn die Geschichte so wenig hergibt? Wenn die Figuren so langweilig geworden sind? Aus dem Halunken Aladdin wurde ein Gutmensch, die Aufmüpfigkeit von Jasmin ist verschwunden, der Sultan sagt nichts mehr, der Lampengeist wurde ins Abseits gedrängt, selbst Äffchen Abu wurde zu einem kläglich quakenden Etwas reduziert, das kaum mehr zum Lachen anmutet. Am ehesten ist der Übergang noch bei Jago und Dschafar geglückt, die sich eng am ersten Teil orientieren. Aber auch sie bieten nicht genug, um die rund 70 Minuten auch nur annähernd auszufüllen. Was bleibt ist ein Nachgeschmack, der noch fader ist als die im Film gefürchteten Cracker. Ein Film, der vieles kopiert, dabei aber alles ohne die Energie und den Witz der Vorlage macht. Das ist bestenfalls für kleine Kinder geeignet, denen bunte Farben wichtiger sind als der Inhalt. Der Rest sollte sich die orientalische Schlaftablette lieber sparen.



(Anzeige)

Mit „Dschafars Rückkehr“ leitete eine dunkle Ära billiger Fortsetzungen ein, die den Originalen nichts hinzufügten, stattdessen alles nur schlecht kopierten. Von dem Witz und der Energie von „Aladdin“ ist kaum mehr etwas geblieben, da helfen auch die Ohrwürmer und Originalsprecher des ersten Teils nichts mehr.
4
von 10